Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
essen, schlief sie das ganze Wochenende durch.
Am Montag waren zwar die Kopfschmerzen verschwunden, aber die Erkältung hatte sie so geschwächt, dass sie sich wieder krankmeldete. Sie hatte kein Brot mehr, das Müsli war alle. Im Küchenschrank fand sie nur noch eine Obstkonserve.
Als sie am Dienstagmorgen im Bett vor sich hindöste, riss der Türsummer sie aus dem Schlaf. Ruh spitzte die Ohren. Molly verkroch sich unter ihrer Bettdecke, doch als sie gerade wieder einschlummerte, hörte sie, wie jemand an ihre Tür hämmerte. Sie zog sich das Kissen über den Kopf, aber die
tiefe vertraute Stimme, die sich mit Ruhs Gekläffe mischte, war nicht zu überhören.
»Mach auf! Ich weiß, dass du da bist!«
Dieser furchtbare Kevin Tucker.
Sie nieste und steckte die Finger in die Ohren, während Ruh immer lauter bellte und Kevin weiter an die Tür hämmerte. Elender Hund. Mieser, nervtötender Quarterback. Gleich würden sich noch die Nachbarn beschweren. Fluchend kletterte sie aus dem Bett.
»Was willst du?« Ihre Stimme klang, als hätte sie sie seit Tagen nicht mehr geölt.
»Ich will, dass du mir die Tür aufmachst.«
»Warum?«
»Weil ich mit dir reden muss.«
»Ich will aber nicht reden.« Sie schnaubte laut in ihr Taschentuch.
»Ich bin beeindruckt. Wenn du nicht willst, dass jeder hier im Haus deine Privatgespräche mit anhört, schlage ich vor, du öffnest endlich diese Tür.«
Widerstrebend drehte sie den Schlüssel um. Als sie die Tür öffnete, wünschte sie, sie hätte eine Waffe in der Hand gehabt.
Vor ihr stand Kevin, strahlend und makellos mit seinem durchtrainierten Körper, den glänzenden blonden Haaren und leuchtend grünen Augen. Ihr dröhnte der Kopf. Am liebsten hätte sie sich hinter dunklen Brillengläsern versteckt.
Er schob ihren knurrenden Pudel aus dem Weg und schloss die Tür hinter sich. »Du siehst aus wie der Tod.«
Sie stolperte hinüber zum Sofa. »Ruh, sei still!«
Der Hund schnaubte beleidigt, als Molly sich hinlegte.
»Warst du beim Arzt?«
»Ich brauche keinen Arzt. Meine Erkältung ist fast weg.«
»Wie wär’s mit einem Psychiater?« Er begann die Fenster aufzureißen.
»Hör auf damit.« Es reichte schon, dass sie seine Anwesenheit und sein unverschämt gutes Aussehen ertragen musste. Frische Luft war wirklich das Letzte, was sie jetzt brauchte. »Warum verschwindest du nicht einfach?«
Bei dem Blick, den er durch ihre Wohnung warf, fiel ihr auf einmal der Stapel von schmutzigem Geschirr in der Küche auf, der Bademantel, den sie achtlos über die Couch geworfen hatte, die Staubschicht auf den Möbeln. Es war ihr egal, schließlich hatte sie ihn nicht eingeladen.
»Du hast gestern den Termin mit dem Anwalt platzen lassen.«
»Welchen Termin?« Sie strich ihre verfilzten Haare zurück und zuckte zusammen, als ihre Finger sich in einer Haarsträhne verfingen. Vor einer halben Stunde war sie ins Bad gewankt, um sich die Zähne zu putzen, aber sie konnte sich nicht erinnern, dass sie geduscht hatte. Ihr schäbiges graues Northwestern Nachthemd roch nach Hund.
»Die Annullierung.« Sein Blick fiel auf die weiße Crate & Barrel-Einkaufstüte neben der Eingangstür, die vor ungeöffneter Post überquoll, und er bemerkte sarkastisch: »Wahrscheinlich hast du den Brief nicht bekommen.«
»Wahrscheinlich. Du solltest lieber gehen. Bevor ich dich anstecke.«
»Mit dem Risiko kann ich leben.« Er trat an die Fensterfront und sah hinunter auf den Parkplatz. »Nette Aussicht.«
Sie schloss die Augen und tat, als wäre sie eingeschlafen.
Kevin hatte noch nie jemanden in einem so jämmerlichen Zustand erlebt. Dieses bleichgesichtige, muffig riechende, schniefende weibliche Wesen mit den traurigen Augen und den strähnigen Haaren sollte seine Ehefrau sein? Kaum zu glauben, dass sie die Tochter einer Tänzerin war. Er hätte die Angelegenheit lieber seinem Anwalt überlassen sollen. Doch er wurde diesen Ausdruck schierer Verzweiflung in ihren
Augen nicht los, als sie ihn damals in der Klinik angefleht hatte, ihre Beine fest zu halten. Als ob reine Muskelkraft das Baby in ihr hätte halten können.
Ich weiß, du hasst mich, aber -
Doch wie konnte er sie hassen, nachdem er ihren verzweifelten Kampf miterlebt hatte, das Kind nicht zu verlieren. Er hasste nur sich selbst dafür, dass er sich auf einmal so für sie verantwortlich fühlte. In weniger als zwei Monaten begann das Trainingscamp. Er sollte sich mit aller Kraft auf die nächste Saison konzentrieren.
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