Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
Vorwurfsvoll blickte er auf sie hinunter.
Du musst allen ein Beispiel geben, Kevin, und das Richtige tun.
Er trat vom Fenster zurück und stieg über ihren nichtsnutzigen, verwöhnten Hund. Warum lebte jemand, der so viele Millionen besaß, in so einem kleinen Loch? Vielleicht aus Bequemlichkeit. Wahrscheinlich hatte sie noch drei andere Wohnsitze in wärmeren Gefilden.
Er ließ sich am anderen Ende auf die Couch fallen und betrachtete sie. Seit der Fehlgeburt hatte sie mindestens zehn Kilo abgenommen. Ihre Haare waren jetzt beinahe kinnlang und hatten den seidigen Glanz verloren, der ihm bei ihrer Hochzeit aufgefallen war. Sie war ungeschminkt, die tiefen blauen Ringe unter ihren Augen sahen aus, als habe sie jemandem als Punchingball gedient.
»Ich hatte gerade eine interessante Unterhaltung mit einem deiner Nachbarn.«
Sie legte den Arm über die Augen. »Ich verspreche, dass ich deinen Anwalt gleich morgen früh anrufe, aber jetzt geh bitte.«
»Der Typ hat mich sofort erkannt.«
»Wie sollte es auch anders sein.«
Ihren Sarkasmus hatte sie also noch nicht verloren, stellte er fest. Sein Groll kam wieder hoch.
»Als hätte er nur auf eine Gelegenheit gewartet, über dich herzuziehen. Anscheinend hast du deinen Briefkasten seit ein paar Wochen nicht mehr geleert.«
»Ist doch sowieso nie was Interessantes drin.«
»Und seit Donnerstagabend hast du deine Wohnung nur einmal verlassen, um mit deinem Pitbull rauszugehen.«
»Nenn ihn bitte nicht so. Ich erhole mich nur von einer schlimmen Erkältung, das ist alles.«
Er hatte ihre gerötete Nase wohl bemerkt, aber irgendwie hatte er den Verdacht, dass das nicht der einzige Grund für ihren Zustand war. Er stand auf. »Komm schon, Molly. Es ist doch nicht normal, sich so zu verkriechen.«
Sie schielte unter ihrem Arm hervor. »Als wenn du der Fachmann für normales Verhalten wärst! Ich habe gehört, du hast gerade mit ein paar Haien gebadet, als Dan dich in Australien aufgetrieben hat.«
»Vielleicht hast du Depressionen.«
»Danke, Dr. Tucker. Und jetzt verlassen Sie bitte meine Wohnung.«
»Du hast ein Baby verloren, Molly.«
Es war eine reine Feststellung, doch sie schoss sofort hoch. Wie eine Furie sprang sie vom Sofa auf, und ihr wilder Blick verriet ihm mehr, als ihm lieb war.
»Raus jetzt, oder ich rufe die Polizei!«
Er hätte nur zur Tür gehen brauchen. Nach dem People- Artikel hatte er weiß Gott genug am Hals, und allein ihre Gegenwart reichte, damit seine Eingeweide sich zusammenzogen. Wenn er nur ihren Gesichtsausdruck vergessen könnte, als sie versucht hatte, das Baby zu halten.
Plötzlich hörte er sich sagen: »Zieh dich an, du kommst mit mir mit.« Anschließend hätte er sich am liebsten die Zunge abgebissen.
Ihre Wut schien ihr selbst Angst zu machen, und er sah, wie sie einen Moment lang um ihre Fassung rang. Heraus
kam nur ein jämmerliches Krächzen. »Du hast wohl in letzter Zeit ein bisschen viel Gras geraucht!«
Er verfluchte sich selbst, während er die fünf Stufen zu ihrer Schlafgalerie hinaufstampfte. Ihr Pitbull blieb ihm dicht auf den Fersen, als wolle er verhindern, dass er ihre Juwelen mitgehen ließ. Er blickte über die Küchenschränke hinweg auf sie hinunter. Mein Gott, wie er es hasste! »Entweder du ziehst dich an oder du bleibst wie du bist und das Gesundheitsamt sperrt dich in Quarantäne.«
Sie sank zurück auf die Couch. »Spar dir deinen Atem.«
Es wäre ja nur für ein paar Tage, schwor er sich. Die Aussicht, zum Wind-Lake-Ferienpark fahren zu müssen, hatte ihm ohnehin schon gründlich die Laune verdorben. Warum sollte er sich also nicht noch den Rest geben und sie mitnehmen?
Eigentlich hatte er sich geschworen, nie wieder einen Fuß in diese Ferienanlage zu setzen, aber es ging nicht anders. Wochenlang hatte er sich eingeredet, er könne das ganze Gelände verkaufen, ohne es selbst gesehen zu haben. Doch als er keine der Fragen seines Finanzberaters beantworten konnte, sah er ein, dass er in den sauren Apfel beißen und sich selbst davon überzeugen musste, wie heruntergekommen die Anlage nun tatsächlich war.
Immerhin würde er so zwei hässliche Fliegen mit einer Klappe schlagen. Er würde die Sache mit der Ferienanlage erledigen und gleichzeitig Molly dazu bringen, ihren Hintern zu bewegen. Egal, ob es etwas nützte oder nicht, er hätte jedenfalls ein reines Gewissen.
Aus den Tiefen ihres Wandschranks beförderte er einen Koffer zu Tage und riss ein paar Schubladen auf. Im Gegensatz zu
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