Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
viel Schmerz wäre sie bereit zu ertragen, wenn es doch keine Aussicht auf ein glückliches Ende gäbe?
Wenn sie ihn doch nur sehen könnte.
7
Sollte ich Tabletten nehmen, fragte Daphne sich. Oder von einem sehr hohen Baum springen? Warum gibt es nie eine undichte Gasleitung, wenn man sie wirklich braucht?
Daphne am Rande des Nervenzusammenbruchs
Notizen für ein nie zu veröffentlichendes Manuskript
»Danke, mir geht’s gut«, sagte Molly ihrer Schwester jedes Mal, wenn sie telefonierten.
»Warum kommst du nicht am Wochenende zu uns? Ich verspreche auch, dass dir kein einziges Exemplar von People vor die Füße flattern wird. Die Iris im Garten blühen wunderschön, und ich weiß doch, wie sehr du den Mai liebst.«
»Dieses Wochenende geht es leider nicht, aber vielleicht am nächsten.«
»Das hast du mir beim letzten Mal auch schon gesagt.«
»Ich besuche euch bald, versprochen. Ich habe nur im Moment so viel zu tun.«
Das war nicht einmal gelogen. Molly hatte ihre Wandschränke gestrichen, alte Fotos in Alben eingeklebt, Akten aussortiert und ihren verschlafenen Pudel gebürstet. Sie hatte alles gemacht, nur nicht die Änderungen an ihrem Manuskript, denen sie schließlich gezwungenermaßen hatte zustimmen müssen, weil sie das Geld brauchte.
Helen wollte ein paar Dialoge in Trubel um Daphne umgeschrieben haben und drei neue Illustrationen. Auf zweien sollte der Abstand zwischen Daphne und Melissa etwas größer sein, und bei der dritten sollte Benny an Stelle eines Hotdogs
Käsesandwiches essen. Alle schienen Daphne mit der schmutzigsten aller nur möglichen Erwachsenenfantasie unter die Lupe genommen zu haben. Helen hatte Molly außerdem um Änderungen in zwei älteren Daphne-Büchern gebeten, die nachgedruckt werden sollten. Bislang hatte sie allerdings keinen Strich daran getan, nicht aus Prinzip - auch wenn sie gewünscht hätte, dass das der Grund war -, sondern schlichtweg, weil sie sich nicht konzentrieren konnte.
Ihre Freundin Janine, die die GKFEGA-Anschuldigungen gegenüber ihren Büchern immer noch nicht verdaut hatte, regte sich furchtbar auf, weil Molly ihrem Verlag nachgegeben hatte. Aber Janine hatte auch einen Ehemann, der dafür sorgte, dass sie ihre monatlichen Raten abbezahlten.
»Die Kinder vermissen dich«, sagte Phoebe.
»Ich rufe sie heute Abend an, das verspreche ich.«
Sie rief tatsächlich an, und mit den Zwillingen und Andrew war alles wie immer, doch Hannah brach ihr fast das Herz.
»Es ist meine Schuld, nicht wahr, Tante Molly?«, flüsterte sie. »Deswegen besuchst du uns nicht mehr. Es ist, weil ich das letzte Mal gesagt habe, dass ich traurig bin, weil dein Baby gestorben ist.«
»Aber, Schätzchen -«
»Ich wusste nicht, dass ich nicht über das Baby sprechen sollte. Ich verspreche, ich werde nie wieder ein Wort darüber sagen.«
»Du hast nichts falsch gemacht, mein Liebling. Ich werde euch am Wochenende besuchen, und wir werden es uns richtig nett machen.«
Doch der Besuch machte alles nur noch schlimmer. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass sie der Grund für Phoebes Sorgenfalten auf der Stirn war. Und Dan schlug einen so sanften, rücksichtsvollen Tonfall an, als habe er Angst, sie könnte im nächsten Augenblick zusammenbrechen. Noch
schmerzlicher war es, mit den Kindern zusammen zu sein. Sie schlangen ihre Arme um sie und schleppten sie mit, um ihr ihre neusten Entdeckungen zu zeigen. Sie fand kaum Luft zu atmen.
Die Familie schien sie mit ihrer Liebe regelrecht aufzufressen. Sobald es ging, ergriff sie die Flucht.
Es wurde Juni. Mindestens ein dutzend Mal nahm Molly sich vor, an ihren Illustrationen zu arbeiten, doch ihre sonst so flinke Feder versagte ihr den Dienst. Sie hoffte auf eine Idee für einen Chik- Artikel, aber ihr Kopf war so leer wie ihr Bankkonto. Die Rate für Juli würde sie noch bezahlen können, aber dann war sie am Ende.
Während der Juni verstrich, begannen ihr erste Kleinigkeiten zu entgleiten. Einer ihrer Nachbarn stellte ihr einen Sack voll Post, die er aus ihrem überquellenden Briefkasten gezogen hatte, vor die Tür. Ihre Wäschestapel wuchsen, eine Staubschicht legte sich über ihr sonst so ordentliches Appartment. Sie bekam eine Erkältung, die sie nicht wieder loswurde.
An einem Freitagmorgen hatte sie solche Kopfschmerzen, dass sie einen Vortrag nicht halten konnte und sich ins Bett legte. Abgesehen davon, dass sie sich dazu zwang, mit Ruh kurz vor die Tür zu gehen und hin und wieder eine Scheibe Toast zu
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