Verliebt, Verrückt, Verheiratet: Roman
Zorn verraucht und machte Gefühlen ganz anderer Art Platz.
Für Molly war die Liebesgeschichte zwischen Phoebe und Dan so etwas wie der Stoff, aus dem die Träume sind. Schon vor langer Zeit hatte sie beschlossen, wenn sie nicht das gleiche Glück hätte wie ihre Schwester und ihr Schwager, lieber ganz darauf verzichten zu wollen. Es musste schon die einzig wahre große Liebe sein - doch dass sie ihr begegnete, schien ebenso unwahrscheinlich wie die Hoffnung, dass Dan Kevins Geldstrafe wieder aufheben würde.
Ihr Schwager legte automatisch einen Arm um Mollys Schultern. Wenn er mit seiner Familie zusammen war, legte er immer irgendjemandem den Arm um die Schulter. Es versetzte ihr einen schmerzhaften Stich ins Herz. Eigentlich war sie in den letzten Jahren mit ein paar anständigen Typen zusammen gewesen, bei dem einen oder anderen hatte sie sich sogar eingebildet, richtig verliebt zu sein. Aber sobald ihr klar wurde, dass keiner von ihnen es auch nur annähernd mit ihrem Schwager aufnehmen konnte, war Schluss für sie. Mittlerweile bezweifelte sie, dass es jemals einem Mann gelingen würde.
»Phoebe, ich weiß, du magst Kevin, aber diesmal ist er wirklich zu weit gegangen.« Immer wenn er sich aufregte, kam sein unverkennbarer Südstaatenakzent besonders durch, und jetzt triefte er nur so vor Zuckersirup.
»Das hast du beim letzten Mal auch gesagt«, erwiderte Phoebe. »Außerdem magst du ihn auch.«
»Ich verstehe es nicht! Die Stars sind doch das Wichtigste in seinem Leben. Warum setzt er bloß alles daran, seine Karriere aufs Spiel zu setzen?«
Phoebe lächelte milde. »Das weißt du wahrscheinlich besser als wir. Soviel ich weiß, hast du vor meiner Zeit auch gern mit dem Feuer gespielt.«
»Du musst mich mit irgendjemandem verwechseln.«
Phoebe lachte und Dans Gesicht verzog sich zu jenem vertrauten Lächeln, das Molly schon unzählige Male gesehen hatte und um das sie ihre Schwester schon ebenso viele Male beneidet hatte. Sein Lächeln verschwand. »Was hat er nur, ist er eigentlich vom Teufel geritten?«
»Teufelinnen«, berichtigte Molly. »Mit ausländischem Akzent und enormen Brüsten.«
»Das gehört zum Leben eines Footballspielers nun mal dazu«, warf Phoebe ein.
Molly hatte plötzlich keine Lust mehr, über Kevin zu reden, und hauchte Dan einen Kuss auf die Wange. »Hannah wartet auf mich. Ich bringe sie euch morgen am späten Nachmittag zurück.«
»Pass auf, dass sie morgen früh nicht die Zeitung in die Finger bekommt.«
»Keine Sorge.« Hannah litt jedes Mal, wenn die Presse über die Stars herfiel, und Kevins Strafe würde sicher hitzige Diskussionen nach sich ziehen.
Molly winkte zum Abschied, schnappte sich Hannah und küsste die anderen Kinder zum Abschied. Auf dem East-West-Tollway staute sich schon der Berufsverkehr, sie würden sicher mehr als eine Stunde bis Evanston brauchen, der alten North-Shore-Stadt, in der sie studiert hatte und jetzt auch wohnte.
»Slytherin!«, schimpfte sie, als ihr irgendein Mistkerl die Vorfahrt nahm.
»Dreckiger, verfluchter Slytherin!«, echote Hannah.
Molly lächelte in sich hinein. Die Slytherins waren die bösen Kinder in den Harry-Potter-Büchern, Molly hatte den Ausdruck kurzerhand in einen allgemein beliebten Fluch verwandelt. Belustigt hatte sie festgestellt, dass zuerst Phoebe und dann sogar Dan begannen, ihn zu benutzen. Während Hannah munter drauflos plapperte und von ihrem Schulalltag
erzählte, schweiften Mollys Gedanken immer wieder zu ihrem Gespräch mit Phoebe ab, und zu den ersten Jahren, in denen sie in den Genuss ihres Erbes gekommen war.
In seinem Testament hatte Bert Somerville seiner Tochter Phoebe die Chicago Stars hinterlassen. Was von seinem Grundbesitz nach ein paar Fehlinvestitionen noch übrig gewesen war, ging an Molly. Da Molly zu der Zeit noch minderjährig war, hatte Phoebe den Erbanteil ihrer Schwester verwaltet und es geschafft, dass die Summe am Ende auf fünfzehn Millionen Dollar angewachsen war. Mit einundzwanzig und einem soeben erworbenen Diplom in Journalismus, hatte Molly ihr Erbe angetreten, eine Luxuswohnung an Chicagos Gold Coast gekauft und beschlossen, das Leben zu genießen.
Die Wohnanlage war steril und unpersönlich und ihre Nachbarn allesamt wesentlich älter als sie, doch Molly merkte zu spät, dass sie einen Fehler begangen hatte. Sie kleidete sich in Designerklamotten, überschüttete ihre Freunde mit Geschenken und gönnte sich selbst einen teuren Wagen. Nach einem Jahr musste sie jedoch
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