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Verliebte Abenteuer

Verliebte Abenteuer

Titel: Verliebte Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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den er noch nie gesehen hatte.
    »Ich danke Ihnen«, sagte der Fremde mit falscher Freundlichkeit.
    »O bitte, keine Ursache«, antwortete William. »Ich habe nicht für Sie gesungen.«
    »Trotzdem möchte ich Ihnen meinen ganz speziellen Dank abstatten.«
    Zugleich hob der Fremde völlig unkavaliersmäßig einen dicken, alten Gummiknüppel und hieb William damit ein paarmal wuchtig über den Schädel. Ein besonders harter Schlag verursachte die Platzwunde. Daß William dadurch die Besinnung verlor, war nicht verwunderlich.
    Dieser Überfall versetzte Loretta in große Aufregung. Wer mochte der Täter sein? Ob sie Anzeige bei der Polizei erstatten sollte? Wer hatte ein Interesse daran, William Ashborne niederzuschlagen?
    Der einzige, der sich dies denken konnte, war Percy, als William die Sache erzählt hatte. Aber Percy schwieg. Ich hätte McFladden doch nicht einsperren lassen sollen, dachte er. Jetzt schleicht der Kerl hier herum und will sich rächen. Armer William – der Schlag sollte mir gelten.
    Doch der Aufregungen waren es noch nicht genug. Am nächsten Tag stand in allen Zeitungen – spaltenlang, mit riesigen Überschriften:
    Lord Ashborne verschwunden! – Ist Lord Ashborne ermordet worden? – Scotland Yard ratlos über Verschwinden Lord Ashbornes! – Polizei auf der Suche nach der Leiche Lord Ashbornes!
    Die Presse und die ganze britische Öffentlichkeit standen kopf. Ein Mann aus einer der besten Familien des Landes verschwand über Nacht. Niemand fand eine Spur. War das nicht aufregend?
    Ein Feuilleton-Redakteur in London entdeckte plötzlich, daß Lord Ashborne auch gedichtet hatte. Er setzte sich mit Silvester Holyhead in Verbindung, und schon standen in seinem Blatt tagelang Geschichten und Gedichte von William Ashborne. Ganz England war ergriffen von der Lyrik des Lords und der tiefen Seele, die aus seinen Versen sprach.
    Williams Bücher fanden plötzlich reißenden Absatz. Sie wurden die reinsten Bestseller. Holyhead rieb sich die Hände und legte die Werke zum zweitenmal auf. Dann kam die dritte Auflage. Der Absatz riß nicht ab. Der Name Ashborne wurde in der literarischen Welt bekannt. Schon sang Richard Standon die Romanzen Williams im Rundfunk. Das Bankkonto Williams schwoll sprunghaft an. Verleger Holyhead kaufte sich ein Chalet in der Schweiz. Viele Leute entdeckten in sich das Zeug zum Spürhund, denn man hatte tausend Pfund ausgesetzt, tausend Pfund für einen Fingerzeig, der half, Lord Ashborne zu finden – lebend oder tot.
    »O Percy«, sagte William, als er einmal, im Bett sitzend, mit dem Freund allein war, »wenn ich das alles geahnt hätte, wäre ich nie Mr. Flip geworden. Aber jetzt kann ich nicht mehr zurück. Stell' dir das vor – wenn das herauskäme! Dieser Skandal! Ich muß für immer verschwunden bleiben. Ich bin also wahrhaftig tot.«
    Percy Bishop kratzte sich am Kopf und sah William sinnend an.
    »Kommt Zeit, kommt Rat«, sagte er dann optimistisch. »Vielleicht entwickelt sich alles anders, als es momentan aussieht, und dann ist es immer gut, so zu tun, als ob alles von vornherein einkalkuliert gewesen sei.«
    »Und wenn das nicht der Fall sein wird, Percy? Was dann?«
    Bishop zuckte die Achseln.
    »Dann wird man in der Welt wenigstens einmal kräftig lachen. Glaub mir, das tut allen gut. Man weint ohnehin viel zuviel in diesem Jammertal.«

Das achte Kapitel,
in dem alle nach Lord Ashborne suchen
    Als Tante Mary die Nachricht von dem bedrohlichen, rätselhaften Verschwinden ihres Neffen zur Kenntnis nehmen mußte, als die Zeitungen voll waren davon, hatte sie einen Schwächeanfall und mußte ins Bett gelegt werden.
    »Mein armer Will«, jammerte sie. »Mein guter, lieber Junge.« Dann las sie wieder die Zeitungen und griff sich ans Herz bei der Lektüre der Überschriften, die dick und schreiend Mord und Totschlag in den Bereich des Möglichen rückten.
    Die Schwächeperiode Tante Marys dauerte aber nicht lange. Schon am nächsten Morgen war sie wieder frisch und voller Tatendrang. Sie klatschte mit ihrer gepflegten Hand auf den Tisch, als sie die Morgenblätter las, und schrie durch das weite Haus: »Ich werde den Mörder finden, ich, Mary Abbot! Und ich zerreiße ihn in der Luft!«
    Man glaubte ihr das sehr gern und ging ihr deshalb aus dem Weg. Man wollte es auf ein Training von ihr in dieser Hinsicht nicht ankommen lassen.
    Nach dem ausgiebigen Frühstück fuhr Tante Mary in die Stadt.
    Was jetzt kommt, ist kalter Kaffee, mögen Sie sagen, verehrte Leserinnen

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