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Verliebte Abenteuer

Verliebte Abenteuer

Titel: Verliebte Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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war.
    »Es gibt Unfälle, Mylady«, antwortete Dr. Wringer, »unter denen leidet man ein ganzes Leben lang. Von anderen zehrt man ein ganzes Leben. Der Ihre in Paris gehört, so vermute ich, zur Kategorie der letzteren.«
    Diese Bemerkung fand Lady Abbot ganz entzückend, und sie beschloß, Dr. Wringer für seinen Charme und seinen Geistesreichtum mit einem Legat im Testament zu bedenken.
    Paris! Diese Stadt war und ist ein teures Pflaster. Das konnte und wollte Lady Abbot nicht bestreiten, da ihr ja Erfahrungen am eigenen Leib vorlagen. Der smarte Mr. Fish hatte also verhältnismäßig leichtes Spiel, aus seiner Klientin bald einen weiteren Spesenvorschuß in Höhe von zweihundert Pfund herauszuholen, um den Spuren des Lord Ashborne in Paris nachzugehen. Es mußten wirklich sehr teure Spuren sein, denn Mr. Fish stellte in Aussicht, daß es durchaus sein könne, daß auch dieses Geld noch nicht reichen würde.
    Und in der Tat, es zeigte sich, daß es nicht reichte. Vorher erhielt aber Tante Mary noch einen anonymen Brief, der sie seelisch sehr mitnahm.
    Der Brief lautete:
    »Mylady! Sie sind in Ängsten um Ihren Neffen William. Bitte, sorgen Sie sich nicht. Lord Ashborne ist weder entführt worden, noch wurde er ermordet. Er hält sich sogar in Schottland auf, allerdings unter einem falschen Namen, den ich Ihnen aus bestimmten Gründen noch nicht verraten kann. Es geht ihm gut, er hat sogar zwei Kilo zugenommen. Warum er unter falschem Namen lebt, ist vorläufig noch ein Geheimnis, das zu gegebener Stunde gelüftet werden wird.
    Also, Mylady, ich wiederhole, haben Sie keine Sorge um William. Er läßt Sie durch mich herzlichst grüßen. Einer, der genau Bescheid weiß.«
    Mit diesem Brief begab sich Tante Mary eiligst zu Mr. Fish.
    Mr. Fish nahm den Brief, verschwand hinter einer Polstertür zu einem Nebenraum und trank auf den Schreck erst einmal drei steife Gins. Dann fluchte er wie ein Dockarbeiter, versetzte dem Papierkorb einen Fußtritt, wünschte dem Briefschreiber die Pest an den Hals und zerbrach sich den Kopf nach einem Ausweg. Ein solcher war gar nicht leicht zu finden, denn für den ganzen bisherigen Vorschuß hatte Mr. Fish nichts anderes getan, als die Presseberichte gesammelt. Außerdem hatte er seiner Geliebten einen neuen Mantel gekauft. Daß davon kein Lord Ashborne herbeigeschafft wurde, ist klar. Aber immerhin war nicht zu bestreiten, daß man auch etwas für Geliebte tun muß, da diese sonst die böse Eigenschaft haben, sich nach betuchteren Freunden umzusehen und deren Brieftaschen anzubohren.
    Mr. Fish war auf seine Art ein Genie. Er nahm einen Rotstift und kreuzte einige Worte des Briefes an, unterstrich dick andere und kam mit diesem ›bearbeiteten‹ Brief wieder zu Lady Abbot zurück.
    Sein Gesicht drückte tiefen Abscheu aus.
    »Mylady«, sagte er mit dreister Stirn, »Sie waren beinahe einem elenden Betrüger auf den Leim gegangen. Wir konnten aber durch vergleichende Analysen feststellen, daß dieser Brief von der Hand eines altbekannten Gauners stammt. Man nennt ihn in Fachkreisen den ›höflichen Joe‹.«
    »Lieber Gott!« entsetzte sich Lady Abbot, wechselte die Farbe, und Mr. Fish rief nach seinem Element – einem Glas Wasser.
    Als Lady Abbot wieder aufnahme- und verhandlungsfähig war, spann Mr. Fish, von der Wirkung seiner Worte selbst beeindruckt, seinen Faden weiter.
    »Beachten Sie bitte den Ton dieses plumpen Schreibens«, sagte er empört. »›Es geht ihm gut, er hat sogar zwei Kilo zugenommen.‹ Damit will man Sie einseifen. Dann aber würde sich herausstellen, daß es der Beginn einer Reihe von Briefen wäre, die dann gipfeln würden, aus Ihnen Tausende von Pfund herauszuholen. Vertrauen Sie deshalb auf mich und mein Büro. Wir werden die Spur in Frankreich verfolgen; wenn es sein muß, bis ans Ende der Welt. Für noch einmal dreihundert Pfund Vorschuß könnte man vieles tun …«
    Und Lady Abbot zahlte. Sie seufzte dabei. Das tun aber alle, die zahlen müssen. Es sind menschliche Urlaute, von denen vor allem die Schalterräume der Finanzämter widerhallen.
    Hätte Lady Abbot gewußt, daß der Brief von Percy kam, würde sie Mr. Fish dreihundert Ohrfeigen gegeben haben.
    Vielleicht hatte Mr. Fish dafür ein Gespür, denn nun tat er etwas, das ganz außergewöhnlich von ihm war. Und zwar ließ er in Paris wirklich nachforschen. Obwohl er wußte, daß die ganze Reise eines Lord Ashborne nach Paris reine Erfindung von ihm war, machte er ein Detektivbüro in der Rue de

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