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Verliebte Abenteuer

Verliebte Abenteuer

Titel: Verliebte Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ließ fast die Schere fallen. »Bebsy, du Racker«, sagte er zärtlich, »mich so zu erschrecken! Was ist denn, mein Süßes?«
    Er wollte nach ihr greifen.
    »Finger weg!« rief Bebsy zornig. »Gestehe, daß Flip in Wirklichkeit Lord Ashborne ist!«
    Percy wurde blaß und bekam einen Hustenanfall, der ihm wieder die Röte ins Gesicht trieb. Und während er hustete und keuchte, jagten die Gedanken durch seinen Kopf. Woher weiß sie das? Wer hat uns da verpfiffen? Oder hat sich William in Brighton so blöd benommen, daß alles aufgeflogen ist?
    Er beschloß, sich äußerst dumm zu stellen, und fragte Bebsy freundlich: »Hast du sonderbar geträumt, mein Täubchen?«
    »Tante Mary hat eben angerufen, Flip sei der Lord!« schrie Bebsy. »Stimmt das?«
    »Da mußt du Tante Mary fragen, mein Kleines«, erwiderte Percy ausweichend. Die alte Hexe, durchfuhr es ihn, sie hat uns erkannt. Jetzt gnade uns Gott, wenn sie nach Aberdeen kommt.
    Er kam nicht dazu weiterzusprechen, weil Bebsy ihn bei den Rockaufschlägen packte und ihn an sich heranzog.
    »Und wer bist du, Percy?« zischte sie. Ihre Augen flammten. »Hast du mich auch belogen?«
    »Ich bin ganz und gar dein Percy, immerdar«, antwortete er und lächelte. »Du siehst hinreißend aus, wenn du wütend bist.«
    »Du bist der Kammerdiener des verdammten Lords! Ihr beide steckt unter einer Decke, nicht wahr? Gestehe es!«
    Und Percy versuchte das letzte zu retten, indem er sagte: »In der Nähe deiner Lippen gestehe ich alles …«
    Daraufhin erhielt er von Bebsy eine Ohrfeige, und das Mädchen rannte laut weinend durch den Park davon.
    So ist das nun, dachte Percy und drückte die Zunge von innen gegen die brennende Backe. Da führt man seinen Freund der Liebsten zu, nimmt alle Opfer auf sich, und zum Dank wird man allein gelassen und erhält Ohrfeigen. Es ist zum Verrücktwerden. Wenn dieser William bloß nicht so dusselig gewesen wäre. Die Katastrophe kann nur in Brighton geschehen sein.
    Percy sah sehr pessimistisch in die Zukunft.
    Außerdem wagte er es auch nicht, ins Haus zurückzukehren, denn auf der Terrasse zeigte sich unheilverkündend die Gestalt des Butlers Stoke, der bereit war, sich, Würde und Geist außer acht lassend, auf Percy zu stürzen.
    Von Brighton aus rief Tante Mary unterdessen alle Adelsschlösser und Landsitze an und verständigte die gesamte Verwandtschaft, daß ›der liebe William mit Bart und braungefärbten Haaren herumirrt‹.
    »Ich bitte euch«, setzte sie jedesmal hinzu, »mich es sofort wissen zu lassen, wenn er bei euch auftauchen sollte. Ihr erreicht mich in Brighton im Excelsior.«
    In Invergarry wußte man scheinbar von nichts. Der alte Diener sagte am Telefon nur: »Ja, Mylady. Nein, Mylady«, und regte damit Tante Mary maßlos auf.
    »Wenn Seine Lordschaft kommt, ihn festhalten!« rief sie schnaufend. »Haben Sie mich verstanden?«
    »Nein, Mylady. Seine Lordschaft steht hoch über mir und kann von mir, einem Diener, nicht festgehalten werden.«
    »Er ist aber geistig verwirrt!« schrie Tante Abbot.
    »Haben Sie einen ärztlichen Befund in Händen, der das bestätigt, Mylady?«
    Erschöpft legte Lady Abbot auf und sank in den Sessel zurück. Sie schwitzte sehr und besprengte sich mit Kölnisch Wasser.
    »Alles Verbündete«, röchelte sie und sah ihre Nichte an, die am Fenster saß, ein Seidentuch zerrupfte und sich sehr, sehr elend vorkam. »Ich habe den Verdacht, daß sie alle wußten, daß er der Flip ist … nur wir beide nicht.«
    »Ich wußte es doch auch«, korrigierte Loretta sie unglücklich.
    »Um so schlimmer für dich!« begann Tante Mary wieder zu schimpfen. »Du hast das infame Spiel mitgemacht und mich getäuscht, während ich mich um meinen William sorgte und mich von diesem widerlichen Mr. Fish um ein Vermögen bringen ließ. Pfui Teufel!«
    Ihre Entrüstung war echt. Man sah das daran, daß sie plötzlich zu weinen begann, und was das hieß, sagte ich schon einmal. Wer Tante Mary je weinen sah, wünschte sich, das nie wieder erleben zu müssen. Wenn ein Vulkan tätig wird und Lava fließen läßt, dann ist das ein angsterregendes Schauspiel von schrecklichen Dimensionen. Tante Marys Tränen aus den Augen stürzen zu sehen, war aber auch etwas, das dem Betrachter den Atem rauben konnte. Der ganze massige Körper weinte dann mit, und es war, als wollte er gleich mit fortschwimmen, als löste er sich in Flüssigkeit auf und setzte das Zimmer unter Wasser.
    Auch Loretta vermochte dies wieder einmal nicht mit

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