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Verliere nicht dein Gesicht

Verliere nicht dein Gesicht

Titel: Verliere nicht dein Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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immer hierbleiben zu können und sich niemals dem stellen zu müssen, was draußen passierte. "Ich hatte einfach Glück."
      Tally staunte darüber, dass sie schon wieder log. Wenn sie nur von Anfang an die Wahrheit erzählt hätte. Die Smokies hatten sicher gewusst, was mit dem Anhänger zu tun war. Sie hätten ihn irgendeinem Zugvogel umgehängt und Dr. Cable wäre jetzt unterwegs nach Südamerika, statt in der Bücherei zu sitzen und die Zerstörung von Smoke zu überwachen.
      Aber Tally wusste, dass sie die Wahrheit nicht erzählen konnte, jetzt nicht. David würde ihr nie wieder vertrauen, nicht, nachdem sie sein Zuhause, seine Familie zerstört hatte. Peris, Shay und ihr neues Zuhause hatte sie bereits verloren. David auch noch zu verlieren könnte sie nicht ertragen.
      Und was würde ein Geständnis jetzt auch bringen? Danach wäre David allein, und sie auch, gerade jetzt, wo sie einander mehr brauchten denn je.
      Seine Hände wanderten über ihr Gesicht. "Du überraschst mich immer wieder, Tally."
      Sie spürte, wie sie zitterte und wie seine Worte sie durchbohrten wie ein Messer.
      In diesem Moment schloss Tally mit sich ein Abkommen. Irgendwann würde sie David sagen müssen, was sie unwissentlich angerichtet hatte. Nicht jetzt, aber irgendwann. Wenn sie dafür gesorgt hatte, das alles besser wäre, wenn sie einen Teil ihres Zerstörungswerkes wiedergutgemacht hatte, und dann würde er sie vielleicht verstehen. "Wir müssen ihnen folgen", sagte sie. "Sie retten."
      "Wen? Meine Eltern?"
      "Sie sind doch aus meiner Stadt gekommen, nicht wahr? Also werden sie dorthin gebracht. Und Shay und Croy auch. Wir werden sie alle retten."
      David stieß ein bitteres Lachen aus. "Wir zwei? Gegen die gesamten Sondertruppen?"
      "Sie erwarten uns ja nicht."
      "Aber wie sollen wir sie finden? Ich war noch nie in einer Stadt, und ich habe gehört, dass die ziemlich groß sind. Über eine Million Menschen."
      Tally holte tief Atem und dachte wieder an ihren ersten Flug zu Dr. Cables Büro. An die flachen, lehmfarbenen Gebäude am Stadtrand, hinter dem grünen Gürtel, bei den Fabriken. An den hohen, unförmigen Hügel daneben. "Ich weiß, wo sie sie hinbringen werden."
      "Du weißt was?" David entzog sich ihrer Umarmung.
      "Ich war da. In der Zentrale für Besondere Umstände."
      Ein Moment des Schweigens folgte. "Ich dachte, das wird geheim gehalten. Die meisten, die herkommen, glauben nicht mal, dass es sie gibt."
      Sie redete weiter und war im Stillen entsetzt, weil sich die nächste Lüge so problemlos einstellte. "Vor einiger Zeit hab ich einen richtig fiesen Streich hingelegt, so einen, der besondere Aufmerksamkeit erregt." Sie schmiegte ihren Kopf wieder an Davids Schulter und war froh darüber, dass sie sein vertrauensvolles Gesicht nicht sehen konnte. "Ich hab mich nach New Pretty Town  geschlichen. Da lebt man nach der Operation und rund um die Uhr Spaß."
      "Davon hab ich gehört. Und für Uglies ist der Zutritt verboten, ja?"
      "Ja. Es ist ein ziemlich schlimmer Streich, sich einzuschleichen. Jedenfalls hatte ich eine Maske auf und hab eine Party geknackt. Fast wäre ich erwischt worden, also hab ich mir eine Bungeejacke geschnappt."
      "Und das ist?"
      "Wie ein Hubbrett zum Anziehen. Sie sind entwickelt worden um im Brandfall aus hohen Gebäuden zu entkommen, aber neue Pretties tragen sie vor allem aus Jux. Also hab ich mir eine geschnappt, hab Feueralarm ausgelöst und bin vom Dach gesprungen. Da sind ziemlich viele Leute ganz schön ausgerastet."
      "Kann ich mir vorstellen. Shay hat mir die Geschichte auf dem Weg nach Smoke erzählt und dich als die coolste Ugly auf der ganzen Welt bezeichnet", sagte er. "Aber ich hab nur gedacht, wie langweilig das Leben in der Stadt doch sein muss."
      "Ja, da hast du wohl Recht."
      "Aber am Ende haben sie dich doch erwischt? Das hat Shay nicht erwähnt."
      Die Lüge stellte sich im Reden ein, während Tally so viel Wahrheit hineinwebte, wie sie nur konnte. "Ja, ich dachte schon, ich hätte es geschafft, aber dann haben sie meine DNA gefunden oder so. Einige Tage darauf bin ich dann zu den Besonderen Umständen gebracht worden, zu einer richtig unheimlichen Frau. Ich glaube, sie war dort die Chefin. Und da hab ich die Specials zum ersten Mal gesehen."
      "Sind sie wirklich so schrecklich, wenn man sie aus der Nähe sieht?"
      Sie nickte in der Dunkelheit. "Sie sind schön, das ja. Aber auf eine grausame, entsetzliche Weise. Das

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