Verliere nicht dein Gesicht
"Du bist das hoffnungslose Chaos."
Peris suchte sich eine Bürste und zog sie durch Tallys Haare. Sie konnte seinen Blick nicht ertragen und starrte zu Boden.
"Sag mal, fliegst du mit dem Hubbrett immer in Mixern spazieren?"
Sie schüttelte wieder den Kopf und berührte ganz leicht die Schrammen auf ihren Wangen. "Nur zwischen Zweigen. Im Spitzentempo."
"Ach, dich umzubringen soll also dein nächster genialer Streich sein. Ich nehme an, das würde den derzeitigen noch übertreffen."
"Den derzeitigen was?"
Peris verdrehte die Augen. "Diesen Trick, durch den du noch nicht hübsch geworden bist. Wirklich mysteriös."
"Ja. Klasse Trick."
"Seit wann so bescheiden, Scheelauge? Meine Freunde sind alle fasziniert."
Sie richtete ihre geschwollenen Augen auf ihn, um festzustellen, ob er sich über sie lustig machte.
"Ich meine, ich hatte ja nach der Nummer mit dem Feueralarm schon allen von dir erzählt, aber jetzt wollen sie dich wirklich unbedingt kennenlernen", erzählte er. "Es geht sogar das Gerücht um, dass die Specials mit der Sache zu tun haben."
Tally kniff die Augen zusammen. Peris meinte es ernst.
"Na, das stimmt ja auch", sagte sie. "Die sind schuld daran, dass ich noch nicht hübsch bin."
Peris’ große Augen wurden noch größer. "Wirklich? Na, das ist vielleicht prickelnd!"
Sie setzte sich auf und runzelte die Stirn. "Haben alle von denen gewusst, nur ich nicht?"
"Na ja, ich hatte keine Ahnung, wovon die Rede war. Offenbar sind die Specials wie Kobolde im Märchen, man gibt ihnen die Schuld, wenn irgendwas schiefgeht. Manche halten sie für ein reines Hirngespinst und ich kenne keinen Menschen, der wirklich einen von ihnen gesehen hat."
Tally seufzte. "Da hab ich eben wieder mal das große Los gezogen."
"Es gibt sie also wirklich?" Peris senkte seine Stimme zu einem Flüstern. "Sehen sie wirklich anders aus? Du weißt schon, nicht hübsch."
"Doch, hübsch sind sie schon, Peris. Aber zugleich sind sie ..." Tally sah ihn an. Er war so schön und er hing an ihren Lippen. Es kam ihr so perfekt vor, hier neben ihm zu sitzen, mit ihm zu sprechen und ihn zu berühren, als ob sie niemals getrennt gewesen wären. Sie lächelte. "Sie sind nur nicht so hübsch wie du."
Er lachte. "Du musst mir alles darüber erzählen. Aber wag ja nicht, mit anderen darüber zu reden. Noch nicht. Alle werden dermaßen neugierig sein. Wir können eine große Party schmeißen, wenn du erst aufgehübscht worden bist."
Sie versuchte zu lächeln. "Peris ..."
"Ich weiß, du sollst vermutlich nicht darüber reden, aber wenn du erst den Fluss hinter dich gebracht hast, dann brauchst du nur ein paar Andeutungen über Besondere-na-ihr-wisst-schon-was fallen zu lassen, und schon wirst du zu allen Partys eingeladen. Und dann musst du mich unbedingt mitnehmen." Er rückte dichter an sie heran. "Es gibt sogar das Gerücht, dass alle prickelnden Jobs an die Leute fallen, die als Kinder die irrsten Streiche durchgezogen haben. Aber das liegt ja noch Jahre in der Zukunft. Wichtig ist jetzt erst mal, dass wir dich hübsch kriegen."
"Aber Peris", sagte sie und jetzt tat ihr Magen weh. "Ich glaube nicht, dass ich ..."
"Es wird dir so gut gefallen, Tally. Hübsch zu werden ist das Beste, was es gibt. Und ich werde es eine Million Mal mehr genießen, wenn du erst bei mir bist."
"Ich kann nicht."
Er runzelte die Stirn. "Was kannst du nicht?"
Tally schaute zu Peris auf und packte seine Hand. "Verstehst du, ich soll eine Freundin verpfeifen. Eine gute Freundin. Ich habe sie kennengelernt, nachdem du weg warst."
"Verpfeifen? Erzähl mir jetzt bloß nicht, dass es um irgendeinen Ugly-Streich geht."
"Doch, so ungefähr."
"Dann rede einfach. So wichtig kann das doch nicht sein."
Tally wandte sich ab. "Das ist wichtig, Peris. Es ist mehr als nur ein Streich. Ich habe meiner Freundin versprochen, ihr Geheimnis zu bewahren."
Er kniff die Augen zusammen und sah für einen Moment aus wie der alte Peris: ernst, nachdenklich. Sogar ein wenig unglücklich. "Tally, auch mir hast du etwas versprochen."
Sie schluckte und starrte ihn an. In seinen Augen glitzerten Tränen.
"Du hast mir versprochen, keine Dummheiten zu machen, Tally. Und bald bei mir zu sein. Damit wir zusammen hübsch sein können."
Sie berührte die Narbe in ihrer Handflüche, die noch immer zu sehen war, im Gegensatz zu Peris’. Er griff nach ihrer Hand. "Freunde fürs
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