Verlobt, verliebt, verführt
gelaunt.“
Ryan ärgerte sich ja selbst über seine Gereiztheit, doch er konnte nichts dagegen tun.
Die Gewitterfront war abgezogen, und über Südkalifornien schien wieder wie gewohnt die Sonne. Ryan saß am Steuer und hörte seinen Brüdern zu, die sich über eine Party unterhielten, zu der sie heute Abend eingeladen waren. Im South Village herrschte um sieben Uhr früh noch kaum Verkehr, doch es waren schon zahlreiche Fußgänger unterwegs. Eine Frau joggte in kurzer Hose und einem bauchfreien Oberteil vorbei, und wie auf Kommando drehten Rafe und Russ sich in ihren Sitzen um. Sie stießen sich fast die Köpfe, um die beste Sicht zu bekommen.
„Werdet endlich erwachsen“, knurrte Ryan und wünschte sich, er hätte noch eine zweite Tasse Kaffee getrunken.
„Wenn Erwachsensein heißt, dass wir einer hübschen Frau nicht mehr nachsehen dürfen, dann verzichte ich gern darauf.“
„Sei still, Rafe, und hör auf, ihn noch mehr zu reizen.“ Russ blickte Ryan besorgt an. „Was ist denn los mit dir, großer Bruder?“
„Nichts ist los.“
„Du siehst doch sonst auch schönen Frauen hinterher. Und mindestens mit jeder zweiten steigst du ins Bett.“
Das stimmte nicht im Entferntesten. Jedenfalls jetzt nicht mehr. Mit Anfang zwanzig war Ryan auch kein Kostverächter gewesen.
„Du Stier.“ Aus Rafes Stimme klang Stolz. „Eines Tages will ich so sein wie du.“
Wenn die beiden wüssten. Ryan musste sich um Aufträge kümmern, damit sie alle etwas zu essen hatten, und abends studierte er. Da blieb ihm nicht mehr viel Energie, um den Stier zu spielen. Meist war er zu müde, um an Sex auch nur zu denken. Und das mit zweiunddreißig. Wirklich traurig. „Es dreht sich nicht alles um Sex.“
„Doch, tut es wohl“, widersprach Russ, und Rafe musste lachen.
Vor Taylors Haus hielten sie an und stiegen aus. Ryan begutachtete zum ersten Mal bei Tageslicht, welchen Schaden der Baum angerichtet hatte. Er stieß einen leisen Pfiff aus. In der vergangenen Nacht hatte er sich in erster Linie nur um Suzanne gekümmert, aber jetzt erkannte er, wie schwierig es werden würde, diesen riesigen Baum aus dem Gebäude zu entfernen. Nachdem er mit seinen Brüdern die Leiter neben dem Baum angelegt hatte, stieg er hinauf, um von oben genauer beurteilen zu können, was zu tun war. Auf halbem Weg blieb er stehen, um sich die Arbeitshandschuhe aus dem Gürtel zu holen und sie anzuziehen. Doch plötzlich hielt er mitten in der Bewegung inne.
Er blickte direkt in das Fenster des ersten Stocks und hatte offenbar das Schlafzimmer vor sich. Dort stand das größte Bett, das er jemals gesehen hatte.
Und darin lagen zwei schlafende Frauen – Taylor und Suzanne.
Suzanne war kein Morgenmensch. Sie hätte sich lieber foltern lassen, als gleich nach dem Aufwachen aus dem Bett zu steigen. Doch nach dem hellen Sonnenstrahl zu urteilen, der ihre geschlossenen Lider traf, würde sie genau das tun müssen, wenn sie pünktlich zur Arbeit kommen wollte.
Nur widerwillig öffnete sie die Augen. Sie sehnte sich nach Kaffee und kalter Pizza, aber eine Frau wie Taylor hatte sicher keine Pizza im Kühlschrank.
Seufzend drehte sie sich auf die Seite und sah jetzt Taylor direkt vor sich, die selbst im Schlaf so perfekt wirkte wie immer. Wie schaffte diese Frau es, sogar im Bett ihr Haar kaum zu zerzausen? Das war doch unglaublich. Wenn sie nicht so großzügig und liebenswert wäre, hätte Suzanne sie mit Sicherheit schon aus Prinzip verabscheut.
Ihr Blick wanderte zum Fenster, doch statt der Häuser von Los Angeles erblickte sie breite Schultern und eine muskulöse Brust und etwas höher genau das Gesicht, das sie die ganze Nacht über in ihren Träumen verfolgt hatte.
Ryan.
Da ihm die Sonne im Rücken stand, konnte sie seinen Gesichtsausdruck nicht deutlich erkennen, aber bestimmt sah er sie dafür umso besser. Ihr Körper reagierte prompt auf ihn mit einem Kribbeln, und zögernd hob sie eine Hand, um ihm zuzuwinken.
Er winkte zurück, und sein jungenhaftes Lächeln ließ sie innerlich aufstöhnen. Dann stieg er weiter die Leiter hinauf, und Suzanne bekam nacheinander einen straffen Bauch, schmale Hüften und endlos lange Beine zu sehen, bevor Ryan schließlich ganz verschwand und sie mit ihren Gedanken allein ließ.
Sie drehte sich auf den Rücken und schloss die Augen. An die Arbeit und den Tag, der vor ihr lag, mochte sie jetzt nicht denken. Nein, lieber an die vergangene Nacht, als sie in Ryans Armen gelegen hatte.
Den Baum zu
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