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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Nacht schlafen würde und diese Sache gar nicht zur Sprache käme. Aber sie kam zur Sprache, und in ihrer Gesellschaft darf man eine solche Herausforderung nicht einfach ignorieren. Wenn man ihr keine Beachtung schenkt, gilt man als schwach, und einen solchen Ruf wird man kaum wieder los.«
    Pritkin wirkte verwirrt. »Soll das heißen, Marco wollte, dass du dich ihm widersetzt?«
    »Es geht hier nicht um Marco. Er befolgte nur seine Befehle.«
    »Also wollte Mircea, dass du ihm trotzt?«
    Ich lachte. »Nein.«
    Pritkin schien der Verzweiflung nahe zu sein. »Was dann?«
    »Mircea möchte, dass ich tue, was man mir sagt. Das hätte er wirklich gern. Aber er würde es nicht respektieren. Er würde mich nicht respektieren.«
    Ich nahm mir das Schokoladeneis vor, das richtig lecker war.
    Eigentlich hatte ich es aufgegeben, den Magiern die Denkweise von Vampiren zu erklären, und erst recht was Mircea und Pritkin betraf.
    Aber Pritkin hatte gefragt, und ich hatte geantwortet, weil ich in seiner Schuld stand.
    »Als Mircea diese Anweisungen erteilte, rechnete er nicht damit, dass ich von ihnen erfahren würde«, sagte ich. »Aber er hat sie erteilt, und als er sie nicht zurücknehmen wollte, wurde daraus eine direkte Herausforderung.«
    Pritkin kniff die Augen zusammen. »Und du konntest sie nicht ignorieren, weil du sonst schlecht dagestanden hättest?«
    Ich musste über die Antwort nachdenken. Manchmal war es erstaunlich schwer, etwas in Worte zu fassen, das ich seit meiner Kindheit für die natürliche Ordnung der Dinge hielt. Aber für Pritkin waren sie alles andere als natürlich, und das galt für die meisten Magier, abgesehen von denen, die für die Vampire arbeiteten. Und die redeten nicht viel.
    »Ich hätte nicht schlecht dagestanden«, sagte ich schließlich. »Ich hätte so ausgesehen, wie er mich behandelte: als eine Bedienstete, die seine besondere Gunst genießt. Jemand, den man verwöhnt, verhätschelt, beschützt… und dem man Anweisungen gibt. Denn das machen Bedienstete: Sie nehmen Anweisungen entgegen. Ein Gleichrangiger würde so etwas nicht mit sich geschehen lassen.«
    »Bei einem Gleichrangigen hätte er so etwas erst gar nicht versucht.«
    Ich schnaubte. »Natürlich hätte er das. So was machen sie die ganze Zeit über: Sie stellen sich gegenseitig auf die Probe, suchen nach Lücken im Panzer der anderen und halten die ganze Zeit über nach Schwachstellen Ausschau, die sie ausnutzen können. Und sie nutzen sie aus, sobald sie eine finden.«
    »Das klingt so, als würdest du über einen Feind reden und nicht über einen … Freund«, kommentierte Pritkin.
    Ich schüttelte den Kopf. »Es ist Teil der Kultur.«
    »Dadurch wird es nicht richtig!«
    »Aber auch nicht falsch. Auf diese Weise bestimmen die Vampire ihren Rang. Wenn man ohne Kampf vor einem anderen Meister kuscht, akzeptiert man damit seinen oder ihren höheren Rang. Und anschließend akzeptieren das auch alle anderen.«
    »Du bist kein…« Pritkin unterbrach sich kurz. »Du bist kein Meister.«
    »Aber ich muss wie einer behandelt werden.«
    »Warum?«, fragte Pritkin voller Abscheu. Für ihn schien es unbegreiflich zu sein, dass ein Mensch versuchte, einen Platz in der Gesellschaft der Vampire zu finden. Für einen Moment überlegte ich, ob ich ihn darauf hinweisen sollte, wie viele Menschen von geringeren Höfen als dem Mirceas abgewiesen wurden. Eine solche Bemerkung hätte vermutlich nicht viel geholfen.
    »Weil es keine Alternative gibt«, sagte ich stattdessen, als unsere Peperoni-Pizza serviert wurde, die versprach, unseren Cholesterinspiegel in ungeahnte Höhen zu treiben. Sie entsprach dem New-York-Stil, was bedeutete: Die einzelnen Stücke waren so groß, dass ich sie falten musste, damit sie in den Mund passten, und dabei lief mir Ol über die Hand. Ich seufzte glücklich.
    Pritkin machte sich über seine eigene Mahlzeit her, ließ das Thema zu meiner Überraschung aber nicht fallen. »Erklär es mir.«
    »Es gibt nur drei Arten von… uns, soweit es die Vampire betrifft«, sagte ich zwischen zwei Bissen. »Diener, Beute und Gefahr. Es gibt keine Kategorie für Verbündete oder Partner, denn dazu wäre es notwendig, dass sie Gleichrangige in uns sähen, und dafür ist in ihrer Vorstellung kein Platz.«
    »Sie sind mit dem Kreis verbündet, zumindest für die Dauer des gegenwärtigen Konflikts«, wandte Pritkin ein.
    »Ja, Worte haben für verschiedene Gruppen unterschiedliche Bedeutung«, sagte ich vorsichtig.
    Woraufhin

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