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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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arbeiten zu können, muss ich von ihm akzeptiert sein, und nicht als Bedienstete. Eine Bedienstete empfängt Anweisungen und erteilt keine. Und ich schätze, es gehört zu meinem Job, Anweisungen zu erteilen, nicht wahr?«
    Pritkins grüne Augen sahen mich an, schienen das Licht der Lampe über uns einzufangen und zu verstärken. »Die frühere Pythia gab Anweisungen, und sie wurden befolgt.«
    »Wurden sie das?« Ich biss in die Kruste, die unten leicht angebrannt war und hier und dort einige Blasen aufwies. Perfekt. »Wie oft hat Agnes den Senat dazu gebracht, Entscheidungen zu treffen, die er andernfalls nicht getroffen hätte?«
    »Bestimmt gab es einige solche Fälle.«
    »Nenn mir einen.«
    Pritkin schnitt eine finstere Grimasse.
    »Na bitte. Vielleicht haben die Vampire ein bisschen herumgefrickelt und eine Sache diskutiert, die ihnen völlig schnurz war, und dann ließen sie Agnes glauben, sie hätte einen Sieg errungen. Vor allem dann, wenn sie eine Gegenleistung von ihr wollten. Sie würden sich hüten, einen Teil der eigenen Souveränität jemandem zu überlassen, von dem sie glaubten, er stünde in den Diensten des Kreises.«
    »Die Pythia gilt als neutral.«
    »Versuch das einem Vampir klarzumachen.« Ich griff nach Pritkins Handgelenk, als er den Cayennepfeffer nehmen wollte. »Ist das dein Ernst?«
    »Was?«
    Ich deutete auf sein Pizzastück, das fast ganz rot war, und nicht von Ketchup. »Ist das nicht scharf genug? Du holst dir Sodbrennen.«
    »Ich kriege kein Sodbrennen.«
    »Nie?«
    »Nie.«
    Ich ließ ihn los und fand das total unfair. Ich schluckte massen-weise Antazida.
    »Wie dem auch sei, während der Amtszeit von Agnes waren wir nicht im Krieg, also spielte es kaum eine Rolle«, sagte ich und zog ein halb aufgebrauchtes Päckchen Rolaids aus der Tasche meiner Shorts. »Jetzt sieht die Sache anders aus.«
    Pritkin hob eine Braue. »Und du glaubst, dass dich die Vampire eher respektieren, wenn du einen Abend ausgehst?«
    »Immer noch besser, als in der Bude zu hocken.« Ich schluckte zwei Tabletten, während er darüber nachdachte.
    »Es klingt noch immer nach dem Verhalten eines Feinds«, sagte er. »Dich unter Druck zu setzen und auf die Probe zu stellen …«
    »Ein Feind würde die Informationen benutzen, um mir zu schaden«, erwiderte ich. »Das würde Mircea nie tun. Zumindest nicht absichtlich. Aber mich unter einem Haufen Wächter zu begraben und zu bestimmen, mit wem ich mich treffen darf und wohin ich gehen kann … Er glaubt, das würde mir nicht schaden.«
    »Es ist in jedem Fall sicherer«, sagte Pritkin, und es klang ein wenig bitter. Vielleicht deshalb, weil er sich gezwungen sah, einem Vampir recht zu geben.
    »Wie kannst du das nach den letzten Tagen sagen?« Ich lehnte mich zurück. »Es ist nirgends sicher für mich. Es hat nie einen sicheren Ort für mich gegeben. Aber ich habe keine Lust, wie eine Gefangene zu leben.«
    »Es sind erst zwei Monate …«
    »Es ist mein ganzes Leben!«, sagte ich schärfer als beabsichtigt, weil das niemand zu kapieren schien. Mircea ebenso wenig wie Pritkin oder Jonas, der den Wächtern im Apartment liebend gern zwei Dutzend Kriegsmagier hinzugefügt hätte. Niemand verstand, dass ich, so weit meine Erinnerungen zurückreichten, immer gefangen gewesen war. Als hätte ich ein Verbrechen begangen, an das ich mich nicht erinnerte, für das ich aber noch immer bestraft wurde.
    Allmählich ging mir das wirklich auf die Nerven.
    »Du meinst den anderen V-, deinen alten Wächter.«
    Ich nickte und nahm noch ein Antazidum. So wirkte Tony auf mich.
    »Aber du bist von ihm weggelaufen.« Pritkin klang jetzt seltsam vorsichtig, als glaubte er, dass ich nicht darüber sprechen wollte, dass ich alle Luken dichtmachen würde. Vielleicht glaubte er es deshalb, weil er sich an meiner Stelle so verhalten hätte. Was sein Leben anging, war er verschwiegener als alle anderen Leute, die ich kannte - na schön, abgesehen vielleicht von gewissen Vampiren. Zwar wusste ich das eine oder andere über ihn, aber viel war es ganz sicher nicht.
    Nein, es machte mir nichts aus, mit ihm darüber zu reden. Mehr noch, ich wollte darüber reden, mich jemandem anvertrauen.
    »Eigentlich bin ich sogar zweimal weggelaufen. Aber entkommen bin ich nie, jedenfalls nicht richtig. Tony war immer da, zumindest in meinem Kopf, mir dicht auf den Fersen.«
    »Weil du dich an ihm rächen wolltest für das, was er deinen Eltern angetan hat.«
    Ich nickte. »Ich habe versucht, ihn zu

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