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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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etwas an, das Arger zu sein schien. »Und ob ich das kann!«
    Ich saß verwirrt da, als Pritkin plötzlich aufstand und zur Jukebox ging. Er bekam einen Blick von einer Frau in einer nahen Nische, und der Blick verweilte auf ihm. Er trug noch immer dieselbe Jeans wie vorher und hatte nur ein graugrünes T-Shirt übergezogen. Von dem man allerdings nicht viel sah, weil er darüber einen langen Ledermantel trug, um das Arsenal zu verbergen, das alle Kriegsmagier mit sich herumschleppten.
    Irgendwie war es ihm gelungen, den ganzen Kram darunter zu verstauen, ohne dass verräterische Buckel entstanden. Die weiche alte Jeans saß eng genug, um die Muskeln in seinen Oberschenkeln zu zeigen, und das T-Shirt betonte die Farben der Augen. Pritkin würde nie auf gewöhnliche Art und Weise attraktiv sein. Seine Nase war zu dick, er war nur gut einssiebzig groß, und oft vergaß er, sich zu rasieren.
    Aber mir fiel es nicht schwer zu verstehen, warum die Frau ihn anstarrte.
    »So was hörst du dir an?«, fragte er mit dem Rücken zu mir, als er die Songtitel las.
    »Das ist ›I Love Rock 'n' Roll‹, ein Klassiker.«
    Was mir einen finsteren Blick über die Schulter einbrachte. Aber er sagte nichts, holte zwei Vierteldollar hervor und traf eine eigene Auswahl. Und … o mein Gott.
    »Johnny Cash?«
    »Was gibt es an Johnny Cash auszusetzen?«, fragte er und setzte sich wieder.
    »Was ist gut an ihm?«
    »Country basiert auf Volksmusik, und die gibt es schon seit Jahrhunderten …«
    »Das gilt auch für die Pest.«
    »… länger als die sogenannten Klassiker. Über Tausende von Jahren hinweg sangen Barden über dieselben grundsätzlichen Themen - Liebe und Verlust, Begehren und Verrat – und beeinflussten damit alle, von Bach bis Beethoven.«
    »Johnny Cash ist also Beethoven?«
    »Ein Beethoven seiner Zeit.«
    Ich verdrehte die Augen. Es erschien mir vollkommen absurd.
    Aber »Ring of Fire« bildete einen guten akustischen Tarnschirm für unser Gespräch.
    Ich beugte mich vor und senkte die Stimme. »Ich wollte eben nicht unhöflich sein. Ich meine nur… Die Vampire vermuten einen Dämon als Übeltäter, und Mircea glaubt…«
    »Ein Dämon?«
    »Ja.«
    Falten entstanden auf Pritkins Stirn. »Was haben Dämonen hiermit zu tun?«
    Ich sah ihn groß an. »Äh, worüber reden wir denn?«
    »Da bin ich mir nicht sicher.«
    Ich atmete tief durch. »Mircea hält dich für einen schwarzen Hexer«, sagte ich langsam und deudich. »Seiner Ansicht nach ist das der Grund, warum du so lange gelebt hast und so stark bist…«
    »Das hat er dir gesagt?«
    »Ja. Warum?«
    Pritkin wandte den Blick ab. »Nur so.«
    Ich wartete, aber er schwieg auch weiterhin. Nach einer Weile führ ich fort: »Jedenfalls, deshalb hat er Marco angewiesen, dich von mir fernzuhalten. Er befürchtete, du würdest etwas anderes herbeirufen …«
    Pritkin schnaubte.
    »… während ich nicht in der Lage bin, mich mit einem Sprung in Sicherheit zu bringen.«
    »Ja, das war bestimmt seine Hauptsorge.«
    »Gibt es da etwas, das du mir sagen möchtest?«, fragte ich.
    »Nein.« Er fügte diesem einen Wort nichts hinzu, denn in diesem Augenblick kam die Kellnerin mit unseren Getränken. Pritkin schenkte Bier aus dem Krug ein und neigte dabei das Glas, damit es weniger Schaum gab – das war nicht die Art von Lokal, wo die Bedienung das für einen erledigte. »Du hast dir all diese Mühe gemacht, obwohl du nur angewiesen warst, mich bis morgen nicht zu sehen?«, fragte Pritkin, als die Kellnerin gegangen war. »Warum hast du dich nicht einfach gefugt?«
    »Weil ich nicht konnte. Weil Vam-« Ich unterbrach mich, denn die Jukebox war plötzlich still geworden, und ich fürchtete mich vor dem nächsten Song. Etwas leiser sagte ich: »Die Vamps versuchen immer wieder herauszufinden, wieweit sie gehen können. Und wenn man ihnen einmal nachgibt, erwarten sie es immer wieder von einem.«
    »Mit anderen Worten?«
    »Wenn ich diesmal nicht abgehauen wäre, hätte es kein nächstes Mal gegeben. ›Nur fair heute Nacht, Cassie.‹ Anschließend hätte es geheißen: ›Nur für diese Woche‹, oder ›nur für diesen Monat‹ oder ›für dieses Jahr‹.«
    »Und sie haben dafür einen Moment gewählt, von dem sie wussten, dass du geschwächt bist.« Pritkin klang so, als hätte er nichts anderes erwartet.
    »Sie haben keinen Moment gewählt«, sagte ich und runzelte die Stirn. Pritkin nahm von Vampiren immer das Schlechteste an.
    »Wahrscheinlich dachten sie, dass ich die ganze

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