Verlockend untot
oder hauteng sitzende schwarze Muscleshirts.
»Wir sind gestern Abend eingetroffen und neu hier«, sagte er schließlich und nahm einen Zug. Dann blies er den Rauch von sich und musterte Pritkin. »Magier, warum sollte uns jemand folgen, wenn niemand weiß, wer wir sind?«
Pritkin dachte kurz darüber nach und ließ den Blonden los. Der Vamp richtete sich langsam auf und strich die Falten in seinem silbergrauen Anzug glatt. Dann sah er mich an. »Sie sollten ihn an die Leine nehmen«, sagte er grimmig.
»Würde mir bitte jemand erklären, was hier los ist?«, fragte ich.
»Folgendes ist los: Deine Sicherheit hängt davon ab, dass niemand weiß, wo du dich befindest«, sagte Pritkin und starrte noch immer die Vampire an. »Niemand sollte es wissen, wenn man berücksichtigt, wie wir uns auf den Weg gemacht haben. Ich habe uns direkt in eine Ley-Linie gebracht, noch im Wirkungsbereich der Schutzzauber des Hotels, und wir haben sie erst auf der anderen Seite der Stadt verlassen. Niemand hat uns gesehen, was uns allerdings nicht viel nützt, wenn jemand deine Feinde direkt zu uns führt!«
»Das haben wir nicht«, schnauzte Blondie und rieb sich den Hals, wobei er vorgab, die zerknitterte burgunderrote Krawatte zurechtzurücken.
»Das ist der Grund, warum Marco Ihnen nicht folgen konnte«, sagte Dunkelhaar und lehnte sich an den SUV.
»Wie bitte?«, fragte ich.
Die Zigarette glühte in der Nacht, als der Vamp lässig winkte.
»Die Paparazzi haben ihn auf dem Kieker. Vor einigen Tagen lauerte ihm eine Horde beim Hotel auf, rief Fragen, machte Fotos …«
»Von ihm?«
»Von Ihnen. Ihre Titelseiten-Storys. Haben Sie die Zeitungen nicht gesehen?«
»In letzter Zeit nicht, nein.« Was wahrscheinlich auch besser war, wenn man bedachte, was ich beim letzten Mal in den Zeitungen über mich gelesen hatte. »Aber ich habe keine Reporter gesehen …«
»Sie dürfen nicht ins Hotel.«
»Und Sie benutzen nicht unbedingt den Vordereingang«, fügte der Blonde hinzu. »Übrigens, ich bin Jules.« Er streckte eine schmale Hand aus, die ich nach kurzem Zögern ergriff. Wenn sie mich in den SUV stopfen wollten, dann konnten sie das mit oder ohne meine Kooperation machen. »Das hier sind Rico und Fred.«
»Fred?« Ich sah zu Mister Unscheinbar, denn Dunkelhaar konnte unmöglich ein Fred sein.
Der Bursche lächelte schief. »Das passiert mir oft«, sagte er. »Ich denke daran, mir einen anderen Namen zuzulegen. Was halten Sie von Andre?«
Ich dachte, dass ich nie jemanden gesehen hatte, der weniger wie ein Andre aussah.
»Marco fürchtet also die Paparazzi?«, fragte ich skeptisch.
»Es ist eher andersherum.« Rico lächelte.
»Er hat einem von ihnen gedroht, etwas anatomisch Unmögliches mit ihm anzustellen«, sagte Fred.
»Unmöglich ist es nicht.« Rico blies nachdenklich Zigaretten-rauch in die Nacht. »Die Kamera könnte passend gemacht werden, aber das Gehäuse …«
»Was ist mit dem Stativ?«
»Ich glaube, das mit dem Stativ hat er nicht ernst gemeint.«
»Die Paparazzi sind nicht das Problem«, sagte Jules und warf den beiden anderen Vamps einen Blick zu. »Aber wenn sie herausgefunden haben, dass Marco Ihr Leibwächter ist, könnten auch gefährlichere Typen Bescheid wissen. Deshalb wagte er es nicht, sich selbst auf die Suche nach Ihnen zu machen, und schickte stattdessen uns.«
»Mit welchem Auftrag?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort zu kennen glaubte.
»Möchten Sie es wortwörtlich?«
»Ohne die Obszönitäten.«
Hübsche Lippen wurden geschürzt. »Dann fällt ziemlich viel weg.«
»Was. Hat. Er. Gesagt?«
»Lassen Sie es mich umschreiben: ›Wartet, bis sie ihre Pizza gegessen hat, und bringt sie dann hierher. An den Haaren, wenn es sein muss.‹«
»Will er es nicht kapieren?«, fragte ich. »Das ist genau die Einstellung, die mich veranlasst hat, das Apartment zu verlassen!«
»Oh, er hat's kapiert«, sagte Rico. »Aber er will nichts davon wissen.«
»Es ist mir scheißegal, was er will oder nicht! Er muss endlich begreifen …«
»Er hat begriffen, dass Sie vierundzwanzig sind«, sagte Jules und holte sich sein Zigarettenetui zurück.
»Was ist falsch daran, vierundzwanzig zu sein?«
»Nichts. Es sei denn, man hat es mit jemandem zu tun, der weit über tausend ist.«
Ich blinzelte. »Was?«
»Marco«, bestätigte Jules und klopfte eine Zigarette aufs Etui.
»Er hat den Niedergang Roms miterlebt, heißt es.«
»Den Niedergang…« Ich stockte und machte große
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