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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Augen.
    »Gladiatoren, Kolosseum, Typen in ledernen Miniröcken… Das Rom?«
    »Ich denke schon.«
    »Die Miniröcke würde ich nicht erwähnen«, sagte Rico. »Marco war damals Soldat.«
    »Man muss sich fragen, wie jemand die römischen Soldaten ernst nehmen konnte«, sagte Jules.
    »Ich glaube, wenn man über sie lachte, schnitten sie einem die Eier ab.«
    Jules wollte sich gerade die Zigarette anzünden, zögerte aber. Das Licht der Flamme tanzte in seinen blauen Augen. »Verstehe.«
    »Aber… warum arbeitet er für Mircea?«, fragte ich. So alte Vampire waren Mitglieder des Senats oder Oberhäupter mächtiger Höfe.
    Sie arbeiteten nicht für Meister, die nur ein Drittel so alt waren wie sie selbst.
    Jules zuckte mit den Schultern. »Das müssen Sie ihn selbst fragen; ich habe mich nie getraut. Aber jetzt verstehen Sie sicher, warum er sauer wird, wenn jemand, den er für ein Kind hält…«
    »Für einen Fötus«, warf Rico ein.
    »… einen Befehl missachtet.«
    »Einen Befehl, den er gar nicht geben durfte!«, platzte es hitzig aus mir heraus.
    »Eigentlich stammen die Anweisungen vom Herrn …«
    »Der ebenfalls kein Recht hat, mich herumzukommandieren!«
    »Sie gefällt mir«, sagte Rico. »Sehr temperamentvoll.«
    Ich warf ihm einen bösen Blick zu, was aber nur dazu führte, dass sein Lächeln in die Breite wuchs.
    »Ich schätze, Marco hat begriffen, dass er nach all der Zeit noch immer Befehle entgegennehmen muss«, sagte Fred. »Warum sollte das nicht auch für Sie gelten?«
    »Weil ich die Pythia bin«, erwiderte ich geduldig.
    Er sah mich an und blinzelte verwirrt. »Und?«
    Ich warf die Hände hoch.
    Jules musterte ihn mit gerunzelter Stirn, doch dabei ging es nicht um mich. »Hör auf damit.«
    »Es bringt mich um den Verstand«, sagte der kleine Vampir und zog an der Monstrosität aus Polyester an seinem Hals.
    »Du wirst dich daran gewöhnen.«
    »Ich will mich nicht daran gewöhnen. Warum muss ich überhaupt eine Krawatte tragen? Rico trägt keine.« Er richtete einen demonstrativen Blick auf den Dunkelhaarigen.
    »Rico ist sein eigenes Gesetz«, sagte Jules trocken.
    »Das gefällt mir nicht.«
    »Was gefällt Ihnen denn?«, fragte ich und überlegte, wie Fred in Mirceas recht illustre Familie passte.
    »Ich trage einfach nur Sachen«, sagte Fred und strich sich dünnes braunes Haar aus den Augen. »Ich meine, niemand schert sich darum, wie ein Buchhalter angezogen ist, solange er ordentlich die Bücher fuhrt. Nicht dass wir noch Bücher benutzen würden. Aber Sie verstehen sicher, was ich meine …«
    »Sie sind Buchhalter?«, fragte Pritkin scharf.
    Fred zuckte zusammen und bedachte Pritkin mit einem argwöhnischen Blick. »Warum sollte ich kein Buchhalter sein?«
    »Weil Sie ein Leibwächter sein sollten!«
    »Oh, das bin ich auch«, entgegnete Fred verlegen. »Ich meine, das bin ich derzeit. Ich meine …«
    »Er meint, dass Sie das nichts angeht«, warf Jules ein.
    »Aber mich schon«, betonte ich. »Was macht er hier?«
    Ich bekam keine Antwort, weil Rico plötzlich den Kopf hob. Ansonsten bewegte er sich nicht, und er spannte auch nicht die Muskeln, soweit ich das feststellen konnte, aber plötzlich war etwas Gefährliches an ihm.
    Pritkin mussten ähnliche Gedanken durch den Kopf gehen, denn seine Züge verhärteten sich. »Buchhalter?«
    »Ich bin keiner«, sagte Rico und beobachtete die leere Straße.
    »Was sind Sie dann?«
    »Man könnte mich als Problembeseitiger bezeichnen.«
    Er langte nach hinten an den Hosenbund. »Wenn ich Probleme sehe, schieße ich.«
    »Schieß bloß nicht«, sagte Jules verärgert. »Wir haben schon genug Probleme.«
    »Auf wen schießen Sie?«, fragte ich.
    »Auf Leute vom Kreis«, antwortete Rico. Einen Moment später quietschten Reifen, und ein Wagen kam um die Ecke und auf den Parkplatz.
    Es war eine Limousine von der Art, die Glücksspieler, Flitterwöchner und Leute mit viel Kohle durch Vegas kutschierte. Sie waren fast ebenso allgegenwärtig wie Taxis und benutzten oft Seitenstraßen wie diese, um dem dichten Verkehr auf den Hauptstraßen auszuweichen. Aber die zehn oder mehr Typen, die aus ihr sprangen, waren so vermummt, und ihre Jacken und Mäntel wiesen so deutliche Beulen von Waffen darunter auf, dass es sich nur um Leute vom Kreis handeln konnte.
    »Sollten wir das nicht inzwischen hinter uns haben?«, fragte ich Pritkin, als ein vertrauter, mehr als einsneunzig großer und ziemlich verärgert wirkender Kriegsmagier ausstieg und über den

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