Verlockend untot
lassen.
Sie konnte keine Gewissheit erlangen, da sie die Worte nicht selbst gehört hat, meinte aber, David hätte die Kernaussagen richtig verstanden.«
»Na schön, aber trotzdem. ›Sie‹ zwangen den Geist, der sich selbst für weiblich hielt.« Ich hob die Raben-Zeichnung. »Wer zwingt so etwas hier, einen Menschen zu übernehmen?«
»Vermutlich der Vater.«
Verdammt, mit einer solchen Antwort hätte ich rechnen sollen.
»Aber Ares ist nicht hier! Keiner der alten Götter ist hier!«
»Diese Gottheit scheint eine Ausnahme zu sein«, sagte Fred.
»Und wie soll das überhaupt gehen? Ich dachte, sie wären damals von der Erde verbannt worden.«
»Das stimmt«, erwiderte Pritkin ernst. »Aber Halbgötter haben einen Menschen – oder einen Elfen, wie in diesem Fall – als einen Elternteil, und das gibt ihnen einen Anker in dieser Welt. Der Zauber, der die Götter damals verbannte, betrifft sie nicht.«
»Und obwohl dir klar war, dass ein Gott, Halbgott oder was auch immer hinter ihr her ist, hast du sie hierhergebracht«, sagte Caleb noch einmal und schien nicht von diesem Thema ablassen zu wollen.
Er gab dem Wort »unbeirrbar« eine ganz neue Bedeutung. »Wo sie völlig schutzlos ist!«
»Sie dürfte wohl kaum schutzlos sein …«
»Danke«, sagte Jules empört.
»Ich bin bei ihr. Und was auch immer dieses Ding war, es kann Schutzzauber einfach so durchdringen. Was bedeutet, dass sie im HQ_nicht sicherer wäre als in der Suite. Ich habe Jonas gesagt, dass ich Cassie fragen würde, wohin sie möchte …«
»Ja«, brummte Caleb. »Und er hat mir gesagt, dass er sie an einem sicheren Ort will!«
»Sie ist an einem sicheren Ort…«
»Sobald sie sich wieder in der Suite befindet«, warf Jules ein.
»Die Suite ist eine Todesfalle, und sie wird auf keinen Fall dorthin zurückkehren«, schnauzte Caleb. »Das ist mein letztes Wort!«
»Die Suite ist keine Todesfalle«, widersprach ich.
»Das ist sie, wenn Sie nicht springen können!«, hielt mir Caleb entgegen. »Wie ich schon dem dickköpfigen Vampir zu erklären versucht habe: Sie an diesem Ort zu lassen, noch dazu betäubt und hilflos, fordert weitere Angriffe geradezu heraus …«
»Du hast mit Marco gesprochen?«, fragte Pritkin scharf.
»Ja, wir …«
»Wann?«
»Vor ein paar Minuten. Ich …«
»Am Telefon?«
»Nein, wir…«
»Wie dann?«
»Das sage ich dir, sobald du mich ausreden lässt«, sagte Caleb verärgert. »Als du nicht mit Cassandra aufgekreuzt bist, hat Jonas angenommen, es sei dir nicht gelungen, sie aus der Suite zu bringen.
Er schickte uns, um dir zu helfen, aber der Vampir wollte nicht verraten, wo …«
»Ihr seid zum Hotel gefahren?«
»Ja…«
»Und dann seid ihr hierhergekommen?«
»Scheiße«, sagte Rico und ergriff meinen Arm.
Und dann befand ich mich plötzlich im SUV.
Es war fast wie ein Sprung. Ich erinnerte mich nicht daran, dass ich mich bewegt hatte, dass die Tür aufgegangen war und ich mich gesetzt hatte, und doch saß ich da. Ich blinzelte und sah zu Rico, der vor mir am Steuer hockte – bis ihn plötzlich etwas packte und aus dem Wagen riss.
»Ein Lasso-Zauber«, sagte Fred, als sein Kumpel auf der anderen Seite des Parkplatzes auf einen Müllcontainer knallte. »Ich hasse die Dinger.«
Ich beugte mich vor und sah den kleinen Vampir halb im Beifahrersitz verborgen. »Wann sind Sie eingestiegen?«
»Vor einer Minute. Weil ich dachte, dass wir bald losfahren würden.«
»Ist mir gar nicht aufgefallen.«
»Ja.« Er seufzte. »Auch das erlebe ich oft.«
»Ich wünschte, ich hätte ein solches Problem«, murmelte ich und beobachtete, wie sich Pritkin und Caleb draußen anschrien, während der vom Müll schmutzig gewordene Rico über den Parkplatz huschte.
Eine Sekunde später schmetterte sein Angreifer gegen einen Laster. Und wiederum eine Sekunde später stürzten sich vier Kriegsmagier auf Rico. Ich seufzte und kletterte nach vorn.
»Ist es immer so?«, fragte Fred, als Jules zu den Streithähnen trat und beschwichtigend die Hand hob, nur um von jemandem gegen den SUV geschleudert zu werden. Ich zuckte zurück, als er mit dem Kopf voran gegen die Windschutzscheibe prallte und mit seinem hübschen Profil ein beeindruckend komplexes Muster aus Rissen im Glas schuf.
»Nein«, antwortete ich Fred, als Jules sich kurz schüttelte und in den Kampf zurücksprang. »Diesmal geht es sogar recht ruhig zu.«
»Was machen Sie da?«, fragte er und beobachtete, wie ich das Sitzpolster, den Boden und
Weitere Kostenlose Bücher