Verlockend untot
weil es meine ganze Konzentration erforderte, die Hände ums Steuer geschlossen zu halten, während sich unser Gefährt in einem wilden Durcheinander aus Glassplittern und diversen Trümmerteilen drehte. Der SUV war wie zuvor die Limousine aufgestiegen und drehte sich, wodurch das Scheinwerferlicht über den immer mehr eskalierenden Kampf unter uns strich.
»Wo sind die Kontrollen?«, rief ich Fred zu, als wir im Innern des Wagens herumrollten wie zwei Tücher in einem Trockner.
»Welche Kontrollen?«
»Für den Zauber!«
»Für welchen Zauber?«
»Denjenigen, den Sie gerade ausgelöst haben!«, stieß ich zornig hervor, als plötzlich fünf oder sechs Magier aufstiegen.
Eine Art Explosion schien sie gen Himmel zu werfen, aber ich hatte keine Explosion gesehen. Ich hatte überhaupt nicht viel gesehen, außer Freds erstaunlich große Quadratlatschen. Aber ich ahnte, dass sich dort unten etwas sehr Unangenehmes befinden musste, denn im Gesicht des Mannes, der gegen die Windschutzscheibe geknallt war, hatte ich etwas gesehen, das bei einem Kriegsmagier an Furcht grenzte.
Ich stieß Freds Fuß beiseite und begann mit einer hektischen Suche unter dem Armaturenbrett.
Viele Wagen in der übernatürlichen Welt waren mit Levitationszaubern ausgestattet, damit sie Zugang zu den Ley-Linien bekamen, die nicht immer auf dem Boden verliefen. Aber meistens gehörten solche Fahrzeuge Zauberern, den Hauptnutzern der magischen Autobahnen. Vampire mieden Bereiche, die einen innerhalb weniger Sekunden verbrennen konnten, wenn man keinen Schild hatte, und darüber verfugten nicht einmal Meister.
Deshalb hatte ich die Ley-Linien und die für sie bestimmten Wagen erst vor kurzer Zeit kennengelernt. Und zwar nicht auf die gemütliche Art, bei der man viele neugierige Fragen stellen konnte, zum Beispiel nach dem Aussehen des verdammten Zaubers. Wenn es nur nicht so dunkel gewesen wäre …
Dieser Gedanke war mir kaum durch den Kopf gegangen, als ein heftiger Stoß die Drehung beendete und uns auf einer Woge aus Hitze und Licht nach hinten schickte. Was sich als eine gute Sache erwies, denn an dem Ort, wo wir uns eben noch befunden hatten, erschien plötzlich das Lokal. Beängstigend schnell flogen wir über die Straße hinweg und krachten auf der anderen Seite gegen ein Gebäude, während das verchromte Metalldach der Fressbude bestrebt zu sein schien, den Weltraum zu erreichen, wobei es einen Schweif aus glühenden Fragmenten hinter sich zurückließ – es sah aus wie ein Ding aus einem alten Buck-Rogers-Film, wie ein Raumschiff, das eine Mischung aus Bengalischem Feuer und Rakete war.
Unser SUV schrammte über Ziegelsteine, knallte auf die Straße und kippte ein wenig nach links wie ein alter Betrunkener, während das Lokal in einem absurd hohen Bogen über uns hinwegflog. Für einen langen Moment zitterte es vor dem Hintergrund der Nacht, als spielte es wirklich mit dem Gedanken, die Fesseln der Schwerkraft ganz abzuschütteln. Und dann fiel es, in einem Hagel aus alten Backsteinen, ebenso alten Fußbodenplatten und brennendem orangerotem Kunsdeder.
»Scheiße«, sagte Fred noch einmal, diesmal weniger laut.
Und dann mussten wir uns beide am Armaturenbrett festhalten, als der SUV in eine Wolke aus Staub und Trümmerteilen geriet. In all dem Chaos hielt ich vergeblich nach Pritkin Ausschau, aber wenigstens hatte es den Anschein, als ob das Korps die Fressbude rechtzeitig vor der Explosion evakuiert hatte. Menschen rannten voller Panik in alle Richtungen, unter ihnen eine Blondine, die neben einigen am Straßenrand parkenden Wagen lief.
Sie war zierlich und vollbusig, und ihr kurzes Haar ging mehr in Richtung Braun als mein rotblondes. Es war auch nicht so kraus wie meins, und außerdem trug die Unbekannte andere Sachen, aber ich schätze, eine gewisse Ähnlichkeit ließ sich nicht leugnen.
Jemand oder etwas schien sie mit mir zu verwechseln, denn die Wagen, an denen sie vorbeilief, sprangen hinter ihr nacheinander in die Luft.
Erstaunlicherweise schien niemand davon Notiz zu nehmen. Inmitten des beißenden Staubs, der brennenden Trümmer, der heulenden Autoalarme und schreienden Leute erregte das Schicksal der Blonden null Aufmerksamkeit. Sie war so gut wie erledigt, ohne dass es jemand merkte.
Ich versuchte, den abgewürgten Motor unseres SUV wieder zu starten.
»Haben Sie jemals so was gesehen?«, fragte Fred.
»Äh, vielleicht einige Male.«
»Na, ich nicht. Ich meine, verdammt!« Er starrte zum Parkplatz, und
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