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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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Sturz überlebt hatte. Rotes Licht flackerte übers Armaturenbrett, bescherte mir eine Gänsehaut, zerrte an Freds Haar und zeigte die kahle Stelle, die er darunter zu verbergen versucht hatte.
    Der Blitz richtete keinen Schaden an, zumindest nicht bei uns. Doch der SUV machte eine plötzliche, übelkeiterregende 180-Grad-Drehung mitten in der Luft, und der Motor ging aus.
    Ich schrie, Fred schrie, und wir knallten aufs Dach, was nicht so schlimm war.
    Und dann fielen wir durch die Öffnung, wo sich zuvor die Windschutzscheibe befunden hatte, und das war schlimm.
    Ich streckte die Arme aus, um mich irgendwo festzuhalten, aber meine Hände strichen durch leere Luft. Diesmal gab es keinen Fallschirm, keine starken Arme, die mich auffingen, nur Wind und Leere und einen ziemlich weiten Weg nach unten. Ich stürzte, nicht an-nähernd so lange, wie ich zunächst gedacht hatte. Nach nur einer Sekunde wurde ich herumgerissen und wirbelte durch die Luft, was die Lichter der Stadt tanzen ließ und meinem bereits ziemlich verwirrten Gehirn noch mehr Verwirrung brachte.
    Und dann merkte ich, dass ich im Duett mit Fred schrie, der mich an seine Brust drückte, mit einem Arm unter meinen Achseln – er hielt mich wie einen Sack Kartoffeln. Die Finger der anderen Hand waren mit weißen Knöcheln in den Maschendraht des Zauns gekrallt.
    Des Zauns, an dem wir jetzt baumelten.
    Für einen Moment hing ich einfach nur da, keuchte und starrte auf Hotels, Spielkasinos und riesige Werbeleuchten. Dann sah ich in Freds völlig ausgeflipptes Gesicht vor dem Hintergrund einer großen Leuchtreklame. »Danke«, quiekte ich.
    Er sagte kein Wort. Er bewegte sich auch nicht und blinzelte nicht einmal. Ich war dankbar für die Hilfe, fand es jedoch nicht besonders beruhigend, von einer Fred-Statue festgehalten zu werden, die offenbar die Vampir-Version einer Panikattacke hatte.
    »Fred?«
    Nichts.
    Ich befeuchtete mir die Lippen und versuchte, nicht dem Wunsch nachzugeben, mir ein Beispiel an ihm zu nehmen und ebenfalls auszuflippen. Das konnten wir uns nicht leisten. Ich sah das Geschöpf nicht, das sich vermutlich irgendwo vor uns befand, doch ein Blick nach oben zeigte mir, dass sich die hintere Stoßstange halb vom SUV gelöst hatte.
    Das war ein Problem, denn genau daran hing der Zaun.
    Die Techniker der Entwicklungsabteilung hatten die Stoßstange ganz offensichtlich nicht für solche Belastungen vorgesehen, denn sie machte auf mich den Eindruck, als wollte sie diese Art von Miss-handlung nicht viel länger dulden. Ich sah zu Pritkin hinab, der nicht etwa versuchte, zu uns hochzuklettern, sondern Zauber nach etwas warf, das sich irgendwo in all dem Rauch befand. Ich wusste nicht, warum er sich so verhielt, wie er sich verhielt, aber was auch immer er anstellte – er würde es nicht mehr lange anstellen können, wenn wir uns nicht bewegten, und zwar sofort.
    »Also gut, Fred, hör mir zu«, sagte ich und versuchte, einen Blickkontakt herzustellen. Das wäre leichter gewesen, wenn seine Augen nicht glasig ins Leere gestarrt hätten, ohne irgendetwas zu sehen. »Wir müssen nach oben klettern, Fred.«
    Nichts.
    »Und das müssen wir jetzt sofort.«
    Nada.
    »Durch unser Gewicht löst sich der Zaun vom Wagen«, sagte ich und versuchte, ruhig zu klingen, weil es nichts nützte, eine in Panik geratene Person anzuschreien. Und weil ich, einmal angefangen, vielleicht nicht mehr aufhörte zu schreien. »Wenn wir nicht nach oben klettern, stürzen wir — und damit meine ich Sie, mich und Pritkin – in einer Minute oder weniger in die Tiefe.«
    Diese Worte bewirkten ein Zucken im einen Augenwinkel, aber mehr nicht.
    »Ich bin ziemlich sicher, dass Pritkin alles heil überstehen würde, aber wir beide wären erledigt, Fred.«
    »Sind wir das jetzt noch nicht?«, fragte er heiser.
    »Nicht wenn Sie genau das tun, was ich Ihnen sage.«
    Er schüttelte den Kopf und erstarrte dann wieder, als ein Windstoß den Zaun erzittern ließ. »Ich kann nicht.«
    »Doch, doch, Sie können.«
    Er sah nach unten, zum ersten Mal, und erbleichte. Was ich eindrucksvoll fand, da er ohnehin schon ziemlich blass war. »O Gott.«
    »Fred«, sagte ich so scharf, dass sein Blick zu mir zurückkehrte.
    »Fred, hören Sie zu. Sie werden uns in Sicherheit bringen.«
    »Und wenn ich das nicht kann?«
    »Sie können es. Ich weiß, dass Sie es können.«
    »Aber ich bin nicht… Ich bin nur ein Buchhalter. Ich kann nicht…«
    »Sie sind nicht ›nur ein‹ irgendwas«, sagte ich

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