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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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eindringlich. »Sie sind ein Meistervampir, und wir wissen beide, was das bedeutet.«
    »Ja, nun, in meinem Fall bedeutet es nicht annähernd so viel, wie Sie vielleicht glauben…«
    »Und Sie sind mein Leibwächter. Sie sind der Leibwächter der Pythia. Was bedeutet, dass Sie ein ziemlich harter Bursche sein müssen.«
    Er leckte sich die Lippen. »Ich bin … ein harter Bursche?«
    »Andernfalls hätten Sie nicht den Auftrag bekommen, mein Leibwächter zu sein, oder?«
    »Oh, eigentlich hieß es, dass sie mein Zimmer für andere Zwecke brauchten …«
    »Fred!«
    Er nickte und schluckte. »Ich bin ein harter Bursche«, flüsterte er und sah nach oben.
    Und dann schlang er den Arm fester um meine Taille, spannte die Muskeln und sprang. Ich wusste nicht, wovon er sich abstieß, denn zur Verfügung stand nur der Zaun, und der hätte sich dadurch eigentlich ganz von der Stoßstange des SUV lösen müssen. Aber trotzdem flogen wir mindestens ein halbes Stockwerk hoch, bis zur Heckklappe des SUV.
    Was besser funktioniert hätte, wenn die Heckklappe offen gewesen wäre.
    Mein Kopf schlug so hart gegen das blöde Ding, dass mir die Sinne schwanden, und deshalb wusste ich nicht, wie wir ins Innere gelangten. Als ich wieder sehen konnte, hatte der SUV gar keine Heckklappe mehr, und ich ahnte einen Zusammenhang mit Vampir-kraft und extremer Motivation. Wie auch immer, einen Moment später lagen wir auf der verbeulten Innenseite des Wagendachs, mit dem Hintern oben und dem Magen – zumindest meinem – in Aufruhr.
    Ich klammerte mich an einen baumelnden Sicherheitsgurt und konzentrierte mich darauf, nicht mein Essen zu verlieren. Und die Leute fragten sich, warum ich so viele Antazida schluckte. Pizza, Bier und Eis begannen mit einer brodelnden Alchemie in meinem Bauch, und das Brodeln verstärkte sich, als ich sah, was da heran-geflogen kam.
    Mein erster Eindruck war der von Schönheit, von glatter Geschmeidigkeit und kraftvollen Linien, die fast mit der Nacht ver-schmolzen. Ein Fluss pechschwarzer Schuppen strömte über einen sehr muskulösen Körper, vom großen Kopf über den gewaltigen Brustkorb bis hin zu den messerscharfen Krallen und dem langen, mit Stacheln besetzten Schwanz. Die Stacheln waren hart und hatten scharfe Kanten, wie Klingen aus Obsidian. Das tiefe Schwarz schien das Licht der Stadt aufzusaugen, ohne etwas zu reflektieren, weder den Schein des Feuers noch das bunte Glühen der vielen Werbeleuchten. Nur die Augen glitzerten wie lebende Juwelen, in einem goldenen Ton, der bei den länglichen, katzenartigen Pupillen in ein helles Grün überging.
    Ich bekam einen guten Blick auf sie, als sich der große Kopf langsam in meine Richtung drehte.
    Ich starrte zurück und wusste, was ich sah, doch mein Gehirn weigerte sich, ihm einen Namen zu geben, oder den Namen zu nennen. Vor einigen Minuten hatte ich auf dem rissigen Bürgersteig vor der schmuddeligen Fressbude gestanden und mich mit den üblichen Verdächtigen gestritten. Und jetzt befand ich mich über Vegas und wurde von einem Fabelwesen verfolgt – es fiel mir schwer, diesen Wechsel zu verkraften.
    Das Fabelwesen ging tiefer und glitt unter uns.
    »Fred?«, sagte ich ruhig.
    »Was ist?«
    »Bewegung!«
    Diesmal verlor er keine Zeit mit Fragen. Er kroch unter den Rücksitz, und ich kroch unter ihn, was sich als praktisch erwies, weil es eine Sekunde später keinen Rücksitz mehr gab. Er war so mühelos herausgerissen worden, als bestünde der SUV aus Papier, und kräftige Kiefer zermalmten ihn direkt hinter uns, zusammen mit dem größten Teil des Wagenhecks.
    Darunter auch die Stoßstange.
    Ich drehte mich, hielt mich dabei am mittleren Sitz fest und blickte auf Pritkin hinab, der noch immer am Zaun hing. Ein Zaun, der jetzt aus dem Rachen eines Geschöpfs ragte, das einem Albtraum entsprungen zu sein schien. Er war recht weit oben und mir damit so nahe, dass ich sein Gesicht sehen konnte. Das Entsetzen darin empfand ich nicht unbedingt als beruhigend.
    Und dann schüttelte das Wesen heftig den Kopf und schleuderte das Stück SUV in seinem Rachen in die Nacht. Ich schrie nicht, denn Pritkin flog nicht mit. Stattdessen schwang er in einem weiten Bogen herum und folgte uns, diesmal ohne ein sichtbares Etwas, das ihm Halt gewährte.
    »Ich wusste gar nicht, dass Magier ohne ein Hilfsmittel fliegen können«, sagte Fred mit unnatürlich ruhiger Stimme.
    »Das können sie auch nicht!«
    »Aber wie kann er dann … Oh, jetzt sehe ich es.«
    »Sie sehen

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