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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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getan, aber zum fraglichen Zeitpunkt befand ich mich nicht in der Nähe des Portals. Ich hatte bereits das Dorf erreicht, in dem einer meiner Kontakte lebt.
    Oder wo er gelebt hat, sollte ich wohl besser sagen.«
    Etwas Blut war beim Nabel getrocknet. Ich kratzte mit dem Fingernagel daran, bis es sich löste. »Ist er tot?«
    »Was?« Pritkin klang ein wenig sonderbar.
    »Dein Freund. Dein Bekannter. Oder was auch immer.«
    »Ah … nein. Das heißt… Ich bin mir nicht sicher.«
    Er begann zu zappeln, und meine auf seinem Oberschenkel liegende Hand drückte fester zu. »Bleib still sitzen.« Ich wollte jetzt die Naht reinigen und nicht riskieren, sie wieder aufzureißen. Pritkin erstarrte.
    Ich schob seine Hose noch etwas weiter nach unten, damit ich den unteren Rand der Wunde sehen konnte, und es war kein hübscher Anblick. Er hatte bereits begonnen, beim dicken schwarzen Zwirn zu heilen, den er als Nahtfaden benutzt hatte, aber die Wunde selbst sah scheußlich und entzündet aus. Als ich vorsichtig die Hand darauflegte, fühlte ich ihre Hitze.
    »Sollte das hier so heiß sein?«, fragte ich und runzelte die Stirn.
    Er antwortete nicht, ich sah auf und stellte fest, dass er einen seltsamen Blick auf mich richtete, teils zärtlich, teils verärgert und teils … ich weiß nicht. Ich bekam keine Gelegenheit, es herauszufinden, denn er wandte den Blick von mir ab.
    »Ja, wenn ich heile.«
    Ich beschloss, mich mit dieser Auskunft zu begnügen, da mir keine große Wahl blieb. Pritkin litt an einer schweren Allergie gegen Ärzte, und ich wusste es besser, als ihm ärztliche Behandlung vorzuschla-gen. Ich spülte den Lappen aus und machte mich daran, vorsichtig die zornige rote Linie zu reinigen.
    »Was soll das heißen, du bist dir nicht sicher?«, fragte ich. »Was deinen Freund betrifft?«
    »Ich meine … sein Dorf war verlassen. Kleidungsstücke lagen auf der Straße, und viele Türen und Fenster standen weit offen. Ich habe einige Häuser betreten, halb verzehrte Mahlzeiten auf den Tischen und einen angebundenen Hund gefunden. Ich ließ den Hund frei, und als er die Straße hinunterlief, folgte ich ihm …«
    »Natürlich«, kommentierte ich.
    »… und entdeckte fast sofort die Spur der Dorfbewohner. Was für sich genommen seltsam genug war…«
    Pritkin unterbrach sich, vielleicht deshalb, weil der Lappen diesmal ein bisschen zu feucht war. »Entschuldigung«, sagte ich und wischte die Tropfen unter der Wunde weg, bevor sie die Hose erreichen konnten. Er schloss die Augen.
    »Die Elfen sind ausgezeichnete Jäger und Fährtenleser«, sagte er heiser. »Normalerweise ist es sehr schwer, ihnen zu folgen.«
    »Aber diesmal nicht.«
    »Nein. Unterwegs fand ich hier und dort einige persönliche Gegenstände; es sah aus, als seien sie Fliehenden aus den Armen gefallen. Es hatte geregnet, und an einigen Stellen war der Boden im Wald aufgeweicht, und die Spuren, die ich fand, deuteten ebenfalls auf Flucht hin. Die Leute schienen ihr Dorf verlassen zu haben, weil sie einer Gefahr entkommen wollten und …« Er sah plötzlich nach unten, und sein Gesicht war leicht gerötet. »Bist du fertig?«
    »Fast. Du bist ihnen also gefolgt?«, fragte ich.
    »Ja. Und dabei bin ich in den Hinterhalt geraten. Dummerweise hatte ich nicht daran gedacht, dass vielleicht einige von ihnen zurückblieben, um eventuelle Verfolger aufzuhalten. Besser gesagt, daran hatte ich nicht gedacht, bis …« Er keuchte.
    »Ich bin so vorsichtig wie möglich«, sagte ich und trocknete die Wunde.
    »Beeil dich nur ein bisschen, ja?«, erwiderte er rau.
    »Das alles wäre nicht nötig, wenn du selbst bessere Arbeit geleistet hättest«, sagte ich. »Beschleunigtes Heilen nützt dir kaum etwas, wenn du eine Infektion bekommst.«
    »Ich mache mir keine Sorgen wegen einer verdammten Infektion!«
    »Das ist jetzt auch nicht mehr nötig«, sagte ich und legte einen neuen Verband an.
Und dieser,
dachte ich,
wird sich so schnell nicht
lösen.
    Einige Sekunden lang beobachtete Pritkin meine Arbeit stumm.
    »Das ist Klebeband«, sagte er schließlich.
    »Mhm.«
    »Du verwendest ziemlich viel davon, findest du nicht?«
    »Kann nie schaden, auf Nummer sicher zu gehen.«
    »Aber es wird wehtun wie der Teufel, wenn ich den Verband abnehme.«
    »Wird's das?« Ich sah unschuldig auf und fügte einen weiteren Klebestreifen hinzu.
    Er kniff die Augen zusammen, doch bevor er etwas sagen konnte, sah Jonas zur Tür herein. »Seid ihr fertig?«, fragte er höflich.
    »Ja«,

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