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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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müde, nicht weil ich verstand, wovon er faselte, sondern weil es einfacher war, ihm nicht zu widersprechen.
    Aber Pritkin konnte natürlich nicht auf einen Einwand verzichten.
    »Artemis war keine Todesgöttin«, sagte er.
    »O doch, das war sie, mein Junge«, erwiderte Jonas." »Ganz gewiss. Wenn man im alten Griechenland einen schnellen Tod wollte, betete man nicht zu Persephone oder Hekate, sondern zu Artemis, die einen ›Tod so schnell wie ihre Pfeile‹ brachte.«
    »Aber Hekate steht traditionell für…«
    »Ich pfeife auf die Tradition«, sagte Jonas mit plötzlicher Schärfe.
    »Hekate hat mit unserer derzeitigen Situation nichts zu tun, wohingegen Artemis von Anfang an tief darin verwickelt ist. Ich glaube, es gibt nicht den geringsten Zweifel: Die Göttin, nach der wir suchen, ist Artemis.«
    »Nach der wir suchen?«, wiederholte ich. »Wann haben wir beschlossen …«
    Jonas beugte sich über den Tisch. »Wenn wir davon ausgehen, dass Artemis und Hel miteinander identisch sind, wie auch Thor und Apollo, wird sie zu einer Person von größter Bedeutung. Nach den Legenden wird sie von einem riesigen vieräugigen Wachhund namens Garm geschützt, und beiden ist es bestimmt, in der Ragnarök Tyr zu besiegen.«
    »Tyr?«, fragte ich und fühlte, wie meine Verwirrung immer mehr wuchs.
    »Ares«, sagte Pritkin. »Wenn Jonas recht hat.«
    »Ja, die Identifizierung ist in diesem Fall etwas leichter«, pflichtete ihm Jonas bei. »Im alten Rom hielt man die Kriegsgötter für ein und dieselbe Entität. Man ehrte Ares oder Mars, wie man ihn nannte, am Dienstag.«
    »Warum Dienstag?«, fragte ich. Mir drehte sich der Kopf.
    »Es bedeutet ›Tyrs Tag‹. So wie der Donnerstag nach Thor benannt wurde.« Jonas sah zur Tafel. »Lokis drittes Kind ist der Fenriswolf. Er wurde von Odin gefesselt, dem König der Götter, entkam aber und tötete ihn. Nun, ich glaube nicht, dass wir schon so weit sind.«
    Ich betrachtete die verrückten Malereien auf der Tafel, und für einen Moment verwandelte sich mein Unbehagen in ein vertrautes, wie von Magengeschwüren stammendes Brennen. »Einen Augenblick. Habe ich Sie richtig verstanden? Um den Krieg zu gewinnen, müssen wir zwei weitere Götter töten?«
    »O nein, nichts dergleichen«, sagte Jonas, und ich fühlte, wie sich ein Teil meiner inneren Verkrampfung löste. »Wir müssen Lokis Kindern helfen, sie zu töten.«

Neunzehn
    »Das nennen Sie Mittagessen?«
    Ich sah auf und bemerkte Marco in der Küchentür, die muskulösen Arme auf einer noch muskulöseren Brust verschränkt. Marco verstand es, eine Tür richtig gut auszufüllen. Ich wischte mir Schokolade vom Mund und trank lauwarm gewordenen Tee. »Was anderes ist nicht da.«
    »Davon wird Ihnen schlecht.«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    Er seufzte und schwang einen sehr muskulösen Oberschenkel über einen Küchenstuhl. »Möchten Sie Papa Marco davon er-zählen?«
    »Sie sind nicht mein Papa.«
    »Ich könnte es aber sein. Hatte mal ein kleines Mädchen.«
    Ich sah von der Konfektschachtel des Magiers auf, in der ich nach einem weiteren Creme-Stück gesucht hatte. »Das wusste ich nicht.«
    Er nickte. »Ähnelte Ihnen ein bisschen. Lächelte aber mehr.«
    Ich dachte kurz daran, ob ich fragen sollte, was mit dem Mädchen geschehen war, aber so was konnte bei Vampiren recht riskant sein. Meistens gefiel die Antwort niemandem. »Ich lächele«, sagte ich stattdessen.
    »Nur heute nicht.«
    »Der verdammte Magier hat alle Creme-Stücke gegessen.«
    Eine Augenbraue wanderte nach oben. »Und ich dachte, es wäre dieser alte Kauz gewesen, der Sie irgendwie verärgert hätte.«
    »Das auch.«
    Marco lehnte sich zurück, und der Stuhl knarrte gequält. »Was ist es diesmal?«
    Ich genehmigte mir ein Sahnebonbon. »Offenbar stecken wir mitten in der altnordischen Version des Armageddon und wussten gar nichts davon. Ares, der Gott des Krieges, hat es auf uns abgesehen, und wir können ihn nur besiegen, wenn wir die Göttin Hel finden, die vielleicht oder vielleicht auch nicht unter dem Namen Artemis bekannt ist und vielleicht, oder vielleicht auch nicht, eine richtige Person ist und weder Zauber noch Waffe oder ein mit Marmelade gefüllter Krapfen. Wir müssen sie finden, weil die alten Legenden behaupten, dass sie Ares besiegt. Aber sie haben auch behauptet, dass der Ouroboros-Zauber Apollo schlägt, woraus ich messerscharf den Schluss ziehe, dass die alten Legenden Quatsch sind.«
    »Mhm.«
    »Jonas möchte also über das Wer, Was

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