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Verlockend untot

Verlockend untot

Titel: Verlockend untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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vorbereiteten, aber mit all der Medizin hätten sie eine kleine Klinik versorgen können.
    Normalerweise hielt ich das für große Verschwendung, denn ich war hier die einzige Person, die mit solchen Dingen etwas anfangen konnte, und wenn ich so viel brauchte, gab es bestimmt keine Hoffnung mehr für mich. Doch an diesem Tag war ich dankbar dafür.
    Ich schnappte mir, was ich benötigte, und kehrte ins Wohnzimmer zurück, wo ich Pritkin jedoch nicht antraf. Ich fand ihn im Aufenthaltsraum, am Kartentisch sitzend. Vielleicht wollte er nicht aufs neue Sofa bluten. Die Vamps hatten sich aus dem Staub gemacht, und so waren wir allein in einem dschungelartigen Durcheinander aus Pflanzen, allein bis auf einen Typen, der in der Ecke saß und Konfekt aß.
    »Warum sind Sie noch hier?«, fragte ich.
    Der blonde Magier zuckte leicht zusammen und sah auf. »Ich …
    Niemand hat mir gesagt, dass ich gehen soll.«
    »Gehen Sie.« Ich knallte meine medizinische Ausrüstung auf den Tisch.
    Der Magier eilte fort.
    Ich starrte Pritkin an. »Du hast geschworen, es gäbe nichts zu befürchten.«
    »Und wie du sehen kannst…«
    »Du hast gelogen!«
    »Nein, habe ich nicht. Ich habe nur nicht damit gerechnet, dass … Was machst du da?«
    Ich kniete auf dem Boden und schob seine Beine auseinander, damit ich dazwischenpasste. »Ich will dich neu verbinden. Wenn du klug bist, bleibst du ruhig sitzen und lässt mich.«
    »Das kann ich se-« Er brach ab, als ich ihm die Fingernägel in den Oberschenkel bohrte.
    »Mach die Beine breit und heb das T-Shirt«, schnauzte ich. Und zu meiner Überraschung gehorchte er.
    Das Verband ließ sich leicht lösen, da er gar nicht richtig angelegt worden war, und darunter…
    Ich schnappte nach Luft.
    Pritkin wollte etwas sagen, verzichtete aber darauf, als ich einen wütenden Blick auf ihn richtete. »Sei bloß still.«
    Er blieb still.
    Das Problem mit übermenschlichen Heilkräften bestand darin, dass man ernsthaft aus der Übung war, wenn man bei sich selbst richtige Erste Hilfe leisten musste. Das mochte der Grund dafür sein, warum der Verband einfach nur auf die Wunde geklatscht war, die ein hässliches Rot zeigte und kaum gesäubert zu sein schien.
    Hinzu kamen die schwarzen Stiche einer Naht, die offenbar von einem weitsichtigen Dreijährigen stammte. Oder vielleicht hatte Pritkin einfach nur versucht, mich zu ärgern.
    Das war ihm gelungen. Ich war so verdammt sauer, dass meine Hände zitterten, doch ich wusste nicht, ob der Zorn ihm galt oder mir, weil ich ihn hatte gehen lassen. Ich hatte gewusst, dass etwas in dieser Art geschehen würde. Er war Pritkin. Er konnte nicht mal über die Straße gehen, ohne dass jemand auf ihn schoss, und ich hatte ihn ins verdammte Feenland gehen lassen.
    Ich musste den Verstand verloren haben.
    »Du scheinst gezwungen gewesen zu sein, die Wunde selbst zu nähen«, sagte ich und ging in die Küche, um eine Schüssel mit Wasser zu füllen.
    »Das erschien mir… ratsam.«
    Ja. Vermutlich hatte die Alternative darin bestanden, die Eingeweide zu verlieren.
    Ich kehrte mit Wasser und Seife zurück. Marco hatte mir gesagt, dass Wasserstoffperoxid bei tiefen Wunden keine gute Idee war.
    Offenbar konnte es dazu führen, dass sich im Blutkreislauf Blasen bildeten, die viel schneller töteten als das, was die Wunde verursacht hatte.
    Ich stellte alles auf den Boden, kniete mich wieder hin und spielte mit dem Gedanken, ihn aufzufordern, die Hose auszuziehen. Aber ich entschied mich dagegen, weil Pritkin oft auf Unterwäsche verzichtete. Ich schob den weichen Stoff der alten, weiten Hose nur weit genug nach unten, damit ich die ganze Wunde sehen konnte.
    Pritkin schien geduscht zu haben, bevor er zu uns gekommen war, und ironischerweise war dadurch alles sauber geworden – bis auf den vom Verband bedeckten Teil. Ich begann mit Schmutz und Gras und Gott weiß was sonst noch, das er in die Wunde bekommen hatte, und dieses eine Mal hielt er still. Er saß einfach nur da, ohne mir Anweisungen zu geben, Kritik zu üben oder mir zu sagen, wie man es besser machte. Es lief für mich auf eine angenehme Abwechslung hinaus.
    »Was ist passiert?«, fragte ich nach einigen Momenten.
    Pritkin räusperte sich. »Ich bin in einen Hinterhalt geraten.«
    »Warum bist du nicht durchs Portal zurückgekehrt?« Ich nahm an, dass er das kürzlich vom Kreis entdeckte Portal benutzt hatte, da es derzeit praktisch die einzige Möglichkeit darstellte.
    »Unter anderen Umständen hätte ich das

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