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Verlockend wie ein Dämon

Verlockend wie ein Dämon

Titel: Verlockend wie ein Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette McCleave
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Wächter war, hatte Lena angenommen, er habe seinen Auftrag wie üblich nach Eintritt des Todes ausgeführt. Aber er hatte mit Amanda gesprochen, hatte einen beherzten Versuch unternommen, ihr das Leben zu retten.
    Er hatte es mit diesem hünenhaften Kriegsdämon aufgenommen – demselben, der ihr selbst bereits ein Dutzend Knochen gebrochen, ihr Fleisch mit seinem schleimigen Schwanz durchbohrt und sie bis an die Schwelle des Höllentors gebracht hatte –, in dem mutigen Bestreben, Amanda zu retten.
Ihre
Amanda. Und indem er dies versuchte, hatte er Amandas Sache zu der seinen gemacht – zu verhindern, dass die Judas-Münzen Satan in die Hände fielen.
    Lenas Augen brannten.
    Was würde geschehen, wenn sie ihm die Wahrheit erzählte? Was würde geschehen, wenn sie ihm erzählte, dass die Münzen einem anderen Mädchen das Leben retten würden? Er hatte alles gegeben, um eine der beiden Schwestern zu retten – würde er nicht dasselbe auch für die andere tun? Sie seufzte. Kein Zweifel. Er würde bis ans Ende der Welt gehen, um Heather zu befreien … solange das nicht bedeutete, dass er Satan die Münzen geben musste. Er hatte hart gekämpft, und er hatte ritterlich gekämpft. Aber am Ende würde er doch scheitern.
    Genau, wie sie gescheitert war. Drei Menschen waren tot, weil sie anfangs geglaubt hatte, dass es nicht hinnehmbar war, Malumos die Münzen auszuhändigen. Aber als der Dämon Don, Graeme und Amanda umgebracht hatte, einen nach dem anderen, hatte sie begriffen, was
wirklich
nicht hinnehmbar war. Selbst wenn sie sich selbst dafür verachtete, was sie der Menschheit antat, konnte sie nicht zusehen, wie Heather litt und starb – wegen keines anderen Vergehens als dem, dass sie Lenas Fleisch und Blut war. Und Malumos würde dafür sorgen, dass Lena zusah. Video für Video.
    Sie spähte zwischen den Wimpern hindurch auf ihre ineinander verschlungenen Hände.
    Würde Brian sie hassen, wenn alles gesagt und getan war? Und wenn ja, wie würden die kommenden 386 Jahre verlaufen? Vorausgesetzt, dass er sich Zugriff auf die Wächter-Datenbank verschaffen konnte, würde er sie aufspüren können, wann immer es ihm gefiel. Wenn er verbittert war, würde er imstande sein, Rache zu nehmen, immer und immer wieder.
    Aber sie glaubte nicht, dass er das tun würde.
    Sie meiden – ja. Sie bestrafen? Nein. Das war nicht Brians Stil.
    Und offen gestanden würde er auch alle Hände voll zu tun haben, um das Horrorchaos aufzuräumen, das die Münzen anrichteten, sobald Satan sie alle besaß. So wie sie. Sobald Heather in Sicherheit war, würde sich ihr, Lenas, gesamtes Sinnen und Trachten darauf beschränken, diese Münzen zurückzustehlen.
    Durch das Flugzeug lief ein Beben, als das Fahrgestell die Landebahn berührte.
    »Übrigens«, sagte Brian ruhig, »danke, dass du die Münzen ohne großes Trara aufgegeben hast.«
    Lena öffnete die Augen und sah ihn an. »Kein Problem.«
    Eines war sicher: Er würde ihr nie wieder ein Lächeln schenken.
    Als die Triebwerke aufjaulten in dem wilden Bemühen, das Flugzeug zu bremsen, beugte sich Lena hinüber und drückte Brian einen Kuss auf seine schönen Lippen. Er erwiderte ihn begeistert – gab den heißen Druck zurück, öffnete den Mund und ließ sie ein.
    Während das Flugzeug auf dem Weg zum Flugsteig einen Bogen beschrieb, löste sich Lena von Brian und sah ihm ins Gesicht.
    »Was ist?«, fragte er. »War mein Kuss so schlecht?«
    Falten bildeten sich um seine Augenwinkel, und schelmisch blitzte es in den Tiefen seines Blicks auf. Lena machte im Geiste einen Schnappschuss davon und nickte.
    »Total mies.«
     
    »Du musst es ihnen sagen«, stellte Carlos ruhig fest.
    »Nein.« Emily befreite sich aus seiner Umarmung und glitt zurück in den Swimmingpool, während er am Beckenrand liegen blieb, die Füße im Wasser. Sie sah hoch zum Haus und zur Silhouette ihrer Mutter im Panoramafenster. Aus Sorge bezog sie fast die ganze Zeit über dort Posten. »Muss ich nicht.«
    »Em, es ist ernst. Vielleicht wird es noch schlimmer mit mir.«
    Sie beschirmte die Augen mit der Hand und blickte ihn an. Wassertropfen liefen seine muskulöse Brust hinab, und sein dunkles Haar hatte er in langen, nassen Wellen aus dem Gesicht zurückgestrichen. Er war heißer als das Wetter. »Nichts wird passieren. Du hattest keinen Anfall mehr, seitdem wir Kairo gestern verlassen haben. Verdammt, es ist doch möglich, dass diese Feuerexplosionen einmalig waren.«
    »Em«, sagte er seufzend.

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