Verlockende Angst
nackt zu sehen, seit wir uns kennen. «
» Das stimmt vielleicht, aber nicht auf diese Art und Weise. «
» Nackt ist nackt « , argumentierte ich.
Langsam drehte Seth sich um und erstarrte. Seine Brust hob und senkte sich unregelmäßig. » Oh! Um der Liebe der Götter willen, wo ist dein Shirt, Alex? «
Ich begriff nicht, warum er so ein Theater machte. Schließlich trug ich noch einen BH . Es war ja nicht so, als ob… Der Gedanke löste sich in nichts auf. » Mir ist so heiß. Gib mir einfach irgendein Hemd! Dein Hemd wäre gut. «
» Ja… dir ist heiß. Ich sehe es. « Seine Stimme klang belegt.
Ich lachte und ließ mein Haar wieder los, aber mir war immer noch so warm… und ich fühlte mich außer Kontrolle. Das letzte Mal hatte ich mich so gefühlt, als ich Aiden geküsst hatte. Das heißt, nachdem ich ihm ins Gesicht geschlagen hatte. Ich erstarrte, weil mir das nervöse Flattern im Magen nicht gefiel. Ich sah an mir hinab und rechnete schon damit, dass die Haut sich bewegte. Ein einziges Mal piekte ich mir in den Bauch, aber es fühlte sich an, als hätte ich den Finger tausendmal in die Haut gestochen. Mein Herz setzte aus.
» Was tust du da? « , fragte Seth.
» Keine Ahnung. Mein Bauch fühlt sich ganz leicht an. «
» Das kommt von dem Trank. Du fühlst dich besser, wenn du dich einfach hinsetzt. Ich hole dir ein Hemd. Warte nur eine Sekunde! «
Ich blickte auf. Seth war zur Kommode gegangen und durchwühlte die Schubladen. Er wandte mir den Rücken zu– eine angreifbare Haltung– und schien kein geeignetes Hemd zu finden.
Ein neuer, wenn auch nicht sonderlich origineller Einfall überwältigte mich. Ich glaube, so leise hatte ich mich noch nie im Leben bewegt. Lautlos wie ein Ninja. Seth bemerkte es erst, als es zu spät war. Er schoss in die Höhe und fuhr mit weit aufgerissenen Augen zu mir herum.
» Lass mich einfach nach einem Hemd suchen, Alex! Bleib, wo du bist! « Er trat nach links.
Ich folgte ihm und ahmte seine Bewegungen nach, ganz ähnlich wie im Training. Er gab die Suche nach dem Hemd auf und entfernte sich von der Kommode– und von mir. Aber ich war schneller. Wieder umschlang ich ihn mit den Armen. Dann hatte ich eine noch bessere Idee.
» Küsst du mich? « , fragte ich.
24. Kapitel
S eth legte den Kopf in den Nacken und seufzte tief. » Das willst du gar nicht, Alex. Es ist nur die Wirkung des Tranks. «
» Stimmt nicht! Mit mir ist alles in Ordnung. Willst du mich nicht küssen? «
» Es geht nicht darum, was ich will. « Er hielt mir die Arme fest. » Wenn du so bist, mache ich nicht weiter. «
» Ich bin nicht betrunken « , entgegnete ich empört.
» Vor fünf Minuten hast du herumgetanzt wie eine Waldnymphe. Du hast deinen Pullover ausgezogen und jetzt klammerst du dich an mich wie ein Äffchen. Also, erzähl mir nicht, du hättest dich vollkommen im Griff! «
Verdammt! So, wie er das sagte, musste ich kurz innehalten und nachdenken. Aber das dauerte ganze fünf Sekunden, vielleicht sechs. Denken wird überbewertet. » Du willst mich küssen und gestern Abend hat es dir gefallen. «
Seth stieß einen Laut aus, der tief aus seiner Kehle aufstieg, packte mich bei den Schultern und schüttelte mich. » Weißt du, warum du das im Moment spürst? Es hat nichts mit dir oder mir zu tun « , erklärte er grob. » Jemand will dich vom Covenant jagen und in Knechtschaft werfen. Kapierst du das nicht? Dieses Mädchen– das hier –, das bist nicht du. «
» Unsinn! Das bin ich, wirklich ich. Oder diese Verbindung zwischen uns… aber wen interessiert das? Ich will, dass du mich noch einmal küsst. Ich mag dich, Seth, obwohl ich echt nicht weiß, warum du mir gefällst. Du bist hochnäsig und rüpelhaft, aber ich habe dich gern. Magst du mich denn gar nicht? «
» Alex. « Er sprach meinen Namen aus, als leide er köstliche Schmerzen. » Im Moment versuche ich, ein braver Junge zu sein, und du hilfst mir nicht gerade dabei. «
» Ich will nicht, dass du ein braver Junge bist. «
Er erstickte fast an seinem Lachen. » Du machst es mir wirklich schwer. «
Ich schmiegte mich an ihn. » Du machst es mir schwerer. «
Wieder glitten seine Hände an meinen Armen entlang und wohlige Schauer jagten mir über den Rücken. Wie konnte mir gleichzeitig nur so heiß und so kalt sein? » Alex. «
» Seth. «
» Ich hätte Lust auf vieles, aber das wäre nicht richtig. «
Ich legte den Kopf zurück und sah ihm in die Augen. Schwach breiteten sich die Apollyon-Zeichen auf
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