Verlockende Angst
ist mehr als eine Rennmaschine. Das ist… lass es mich so ausdrücken. Müsste ich mich entscheiden, eine Hayabusa zu retten oder den Minister, fiele mir die Wahl schwer. «
Ich brach in Gelächter aus. » O Götter, kaum zu glauben, dass du so etwas zugibst! «
Er lächelte. » Nun ja… «
» Das klingt toll! « , rief ich lachend.
Sein Lächeln wurde breiter und in seinen Wangen bildeten sich tiefe Grübchen. Ich hörte auf zu lachen, lächelte nicht einmal mehr– zum Teufel, ich hörte auf zu atmen. Dann entdeckte ich an der Interstate den Wegweiser nach Asheboro, und da verschlug es mir wirklich den Atem.
Wir waren dreißig Meilen von Asheboro entfernt. » Ich kenne Asheboro « , flüsterte ich.
» Ich weiß. «
Ich spürte, dass er mich ansah, aber ich konnte den Blick nicht vom Fenster losreißen. Die Bäume am Straßenrand bildeten ein Spektrum von Braun-, Rot- und Gelbtönen. Das letzte Mal war ich im Sommer in der Nähe von Asheboro gewesen und die wogenden Hügel waren grün gewesen.
Vor sieben Jahren.
Ich wandte mich vom Fenster ab und starrte Aiden an. Er konzentrierte sich auf die Straße. » Ich weiß, wohin wir fahren. «
» Ja? «
Aufregung stieg in mir auf. Auch Ungläubigkeit. Ich rutschte auf meinem Sitz nach vorn. » Das ist keine Feldübung. «
Aidens Lippen zuckten. » Betrachte es als Übung, einen Tag frei zu gestalten– einen Tag Normalität. «
» Du gehst mit mir in den Zoo! « , quietschte ich und sprang vom Sitz. Der Sicherheitsgurt erwürgte mich fast.
Er konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Es nahm sein ganzes Gesicht ein und erfüllte seine Augen. » Ja, wir gehen in den Zoo. «
» Aber… aber warum? « Ich wandte mich auf dem Sitz um und presste die Nase ans Fenster. Das Lächeln auf meinem Gesicht war absurd breit. » Das habe ich gar nicht verdient. «
Mehrere Sekunden vergingen. » Doch. Ich finde, du hast eine Auszeit mehr als verdient. Du hast so hart gearbeitet, doppelt und dreifach so viel wie alle anderen. Und du beklagst dich wirklich nie… «
Ich fuhr zu ihm herum. » Ich beschwere mich. Ich meckere ständig herum. «
Aiden schüttelte den Kopf und lachte. » Ich nehme alles zurück. «
Ich war so verblüfft, dass ich noch mehrere dumme Sätze hervorsprudelte. » Aber ich hatte so viel Ärger. Ich habe Lea einen Apfel ins Gesicht geworfen. Ich habe mich mit Wachposten geprügelt. Ich habe bei der Mathearbeit gepfuscht. «
Stirnrunzelnd sah Aiden mich an. » Du hast bei deiner Mathematikarbeit gepfuscht? «
» Ähem… vergiss es! Also… jedenfalls, wow, ich bin einfach erstaunt. «
» Du musst ab und zu einmal Abstand von allem bekommen, Alex. Du brauchst eine Pause– eine richtige Pause. Genau wie ich. « Er unterbrach sich, um sich auf die Straße zu konzentrieren. » Deswegen hatte ich den Einfall mit dem Ausflug. «
Gleich würde mein Herz explodieren. Die Bedeutung dessen, was er da tat– die Auswirkungen–, entgingen mir nicht. Das war gewaltig–, eine große Sache für uns beide. Rein- und Halbblüter fuhren nicht zusammen weg, um sich einen entspannten Tag zu machen. Wir lebten vielleicht nebeneinander her, aber doch in verschiedenen Welten. So entsprach es den Vorschriften. So waren die Regeln, die Lebensweise unserer Gesellschaft. Aiden setzte viel aufs Spiel. Wenn wir zufällig entdeckt wurden, bekamen wir allergrößten Ärger. Er vielleicht nicht so viel wie ich, aber zum Teufel, das war mir egal. Für mich war wichtig, dass er das alles für mich tat.
Das musste etwas bedeuten– etwas wirklich Wunderbares.
Aiden warf mir einen Blick zu. Seine Augen leuchteten– aber was drückten sie aus? Ich wusste es nicht, aber in diesem Moment konnte ich nur daran denken, was ich für ihn empfand. Bis dahin hatte ich mir nicht eingestanden, dass es mehr als eine Schwärmerei oder Begehren war. Denn ehrlich, wer hätte ihn nicht begehrt? Aber was ich in meiner Brust spürte und mein Herz in Aufruhr versetzte, bis es schier zersprang, das war keine dumme Schwärmerei. Es war nicht nur körperliche Anziehung.
Es war Liebe. Ich liebte Aiden– ich liebte ein Reinblut.
8. Kapitel
V öllig erschlagen von meiner Erkenntnis starrte ich ihn an. Ich liebte Aiden. Ich liebte ihn, liebte ihn wirklich.
O Götter, ich war so was von erledigt!
Unter Aidens natürlicher Bräune röteten sich seine Wangen. » Ich meine, wir brauchen alle einen Tag Auszeit von unserer Welt. Wir brauchen Atempausen und müssen einmal alles loslassen. « Er
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