Verlockende Angst
warf mir einen Blick zu, und ein ironisches Grinsen zeigte sich anstelle jenes Lächelns, für dessen Anblick ich einem Daimon so ziemlich jeden geopfert hätte. » Jedenfalls ist heute einfach ein normaler Tag. Wir werden weder über das Training noch den Daimonenangriff reden. «
» Okay. « Ich atmete tief durch, um mich zu beruhigen, und riss mich zusammen. Dann entdeckte ich den Wegweiser zum Zoo und presste die Nase gegen die Fensterscheibe.
» Wir können nicht lange bleiben, nur ein paar Stunden. Sonst werden die Wachen misstrauisch. Und dieser Besuch muss unser Geheimnis bleiben. Niemand darf davon erfahren. «
Ich nickte. » Natürlich. Ich sage kein Wort. Ich kann nur nicht glauben, dass du das mit dem Zoo behalten hast. « Außerdem konnte ich nicht glauben, dass ich ein Reinblut liebte.
Er ordnete sich in Richtung Ausfahrt ein. Plötzlich wurde seine Miene ernst. » Ich behalte alles, was du sagst. «
Ich riss mich vom Fenster los. Nur allzu gut erinnerte ich mich an den Tag, als ich ihm von meiner Liebe zu Tieren und Zoos erzählt hatte. In dem kleinen Sanitätsraum war das gewesen, als er mir das klebrige Zeug auf meine Prellungen gerieben hatte. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass er sich wirklich an jenen Tag erinnerte– oder überhaupt an einen Tag mit mir. Wenn er wirklich noch alles wusste, was ich gesagt hatte…
Meine Finger verkrampften sich in meinem Schoß. Ich war eine so dumme Kuh. Ich sagte gemeine Sachen. Oft. Ich holte tief Luft. » Es tut mir leid. «
Aiden warf mir einen scharfen Blick zu. » Was denn? «
Ich betrachtete meine Hände. Das schlechte Gewissen nagte an mir. Wieso hatte ich mich nur nicht früher entschuldigt? » Dass ich behauptet habe, du seist wie andere Reinblüter. Das hätte ich nicht sagen sollen. Weil das nämlich nicht stimmt– du hast nichts mit ihnen gemeinsam. «
» Entschuldige dich nicht, Alex! Du warst wütend. Ich auch. Das ist Vergangenheit. Vorbei. «
Das Schuldgefühl ließ ein wenig nach, als ich aus dem Fenster blickte, aber eine alte Sehnsucht zerrte an meinem Herzen. Mom war so gern hierhergekommen. Die Aussicht auf den Zoobesuch weckte eine Mischung aus Kummer und Glück in mir. Ich seufzte, weil ich glücklich sein wollte, aber deswegen auch ein schlechtes Gewissen hatte.
Einzelne Bäume standen an der gewundenen Straße, die zum Eingang führte. Mom hatte die Namen der Bäume gekannt. Mir waren sie unbekannt. In der Ferne entdeckte ich das Dach des Hauptgebäudes.
» Es hat dir aber etwas ausgemacht « , sagte ich, als Aiden den Geländewagen anhielt. Der Parkplatz war für die Jahreszeit recht voll, bei dem einigermaßen warmen Wetter jedoch kein Wunder. Im Zoo würde es rappelvoll sein. Ich löste den Sicherheitsgurt und wandte mich zu Aiden um. » Ich weiß, dass du dich geärgert hast. «
Er schaltete den Motor ab und zog den Zündschlüssel. Er blickte auf und sah mich durchdringend an. » Ja, das stimmt. «
Ich biss mir auf die Lippen und hätte mich am liebsten noch einmal entschuldigt.
» Ich wollte nicht, dass du mich so betrachtest. « Er lachte kurz und rau auf, starrte auf das Steuer und umklammerte die Schlüssel. » Eigentlich hätten mir deine Worte nichts ausmachen dürfen. Ich bin schließlich ein Reinblut, also sollte ich auch wie die anderen sein. Es sollte mir nichts ausmachen, dass du mich so betrachtet hast. Wichtiger sollte mir mein Ansehen bei den anderen Reinblütern sein. «
» Ganz bestimmt finden sie dich auch wunderbar. « Ich errötete, weil das so blöd klang. » Ist doch egal, was andere denken. Wen juckt das schon, oder? «
Grinsend warf er mir einen Blick zu, und ich spürte, wie mein Herz einen Schlag lang aussetzte. » Ja, wen juckt das schon? Wir sind im Zoo. Zum Teufel mit den anderen! «
» Ja, zum Teufel mit ihnen. «
Aiden legte den Kopf in den Nacken und seufzte erleichtert. » Ob es hier Krapfen gibt? «
» Glaube schon. Ich will einen Hamburger und ein Hotdog. « Ich hielt inne. » Und Eis in so einem Waffelhörnchen. Und… und ich will die Großkatzen sehen. «
» Sehr anspruchsvoll « , murmelte er grinsend. » Dann sollten wir gleich loslegen. «
Die Ehre, von uns als Erster angelaufen zu werden, kam einem beleibten Mann mit Halbglatze zu, der mehr Fett am Hemd als in seinem Topf hatte und Krapfen buk. Aiden gefiel er sehr. Während ich neben ihm in der Schlange wartete, entdeckte ich einen Verkäufer, der Burger umwendete. Ich schoss in die Richtung davon, und später
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