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Verlockende Angst

Verlockende Angst

Titel: Verlockende Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer L. Armentrout
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schreckliche Qualen. Dann schloss er die Augen, beugte sich zu mir herüber und drückte die Lippen an meine Stirn. So verharrte er ein paar Sekunden lang und wich dann zurück. Ich starrte ihn an. Seine Brust hob und senkte sich.
    Er rieb sich mit den Handflächen über die Augen und stieß einen abgerissenen Seufzer aus. » Alex… «
    » O Götter « , flüsterte ich und hielt den Blick starr nach vorn gerichtet. » Das hätte ich niemals sagen sollen. «
    » Es ist okay. « Aiden räusperte sich. » Ist schon in Ordnung. «
    Okay? Mir kam es nicht okay vor. Und okay und in Ordnung waren nicht die Worte, die ich hören wollte. Er sollte sagen, dass er mich auch liebte. Sagte man das nicht nach einer Liebeserklärung? Nicht okay. Ich wusste, dass er sich etwas aus mir machte und mich körperlich begehrte, aber er sprach diese drei kleinen Worte nicht aus.
    Dabei waren diese drei Worte so wichtig. Sie veränderten alles.
    Mit purer Willenskraft befahl ich meinem Herzen, nicht mehr so wehzutun. Vielleicht war er einfach so schockiert, dass es ihm die Sprache verschlagen hatte. Oder er wusste nicht, wie er es sagen sollte. Möglich auch, dass er das Gleiche empfand wie ich, sich aber nicht traute, sich dazu zu bekennen.
    Vielleicht hätte ich meine große Klappe halten sollen.
    Auf der Rückfahrt schlief ich ein, was mehrere Zwecke erfüllte. Ich bekam ein wohltuendes Powernickerchen ab und entzog mich der wahrscheinlich peinlichsten Autofahrt meines Lebens. Als wir die Brücken überquerten, tat ich immer noch, als schliefe ich.
    Aiden bewahrte die Fassung, als hätte er mich nicht geküsst und ich hätte ihm meine unsterbliche Liebe nicht gestanden. Er sprang sogar aus dem Wagen und öffnete mir die Tür, bevor ich den Sicherheitsgurt gelöst hatte. Er war ein Gentleman– oder er hatte es eilig, mich loszuwerden.
    Nach einem halbherzigen Abschied ging ich zurück zu meinem Wohnheim. Ich nahm die Abkürzung durch den Garten, um die belebteren Gebiete des Geländes zu umgehen. In meinem Kopf spulte ich alles, was Aiden getan und gesagt hatte, noch einmal ab.
    Die Schockwellen dieser Küsse liefen immer noch durch meinen Körper. Die Art, wie er mich geküsst hatte, musste etwas bedeuten, denn so küsste man nicht. Er hatte mit mir wegfahren wollen und den Ausflug in den Zoo geplant. Da musste er doch etwas– etwas Starkes– für mich empfinden.
    Aber er hatte mir seine Liebe nicht gestanden. Eigentlich hatte er gar nichts mehr gesagt, nachdem ich die drei Worte ausgesprochen hatte.
    Ich trat nach einem losen Kieselstein, der in einen Fliederbusch flog. Gut möglich, dass ich überreagierte. Dazu neigte ich stark. Wenn ich Aidens Verhalten der letzten Stunden überdachte, dann musste er etwas für mich empfinden. Auch wenn er nicht von Liebe gesprochen hatte.
    Als Nächstes ging ich auf den Rosenstrauch zu und brach eine Blüte ab. Irgendwie hatten die Rosen hier keine Dornen. Ich hatte keine Ahnung, warum das so war, aber zum Teufel, ich hatte von nichts eine Ahnung! Ich schloss die Augen und sog den reinen Duft ein. Mom hatte Hibiskus geliebt, ich aber liebte Rosen. Sie erinnerten mich an den Sommer, wenn alles blühte und gedieh.
    » Kind, diese Rose wird dir das Herz nicht erleichtern. Weitergehen? Loslassen? Auf dem Pfad bleiben, den dein Herz sich erwählt hat? Alles nicht einfach, wenn das Herz seinen Anspruch erhoben hat. «
    Überrascht riss ich die Augen auf. » Sie nehmen mich wohl auf den Arm. «
    Ein trockenes, raues Kichern, das klang, als sei der Urheber schon äußerst hinfällig, bestätigte meine Vermutung. Ich fuhr herum. Mitten auf dem Weg stand, auf einen knorrigen Stock gestützt, Grandma Piperi– das unvergleichliche Orakel. Ihr Haar sah genauso aus wie beim letzten Mal– so, als werde sie unter seinem gewaltigen Gewicht gleich umkippen.
    Sie lächelte und ihre pergamentene Haut bildete unzählige Fältchen. Es wirkte grotesk und irgendwie verrückt. » Weißt du, warum ein Herz sein Recht geltend macht? Um zu überleben. Das Herz macht sein Recht geltend, um das Überleben der Art zu sichern. «
    Wieder einmal stand ich vor dem Orakel, und die Alte gab das schrägste Zeug von sich, das ich je gehört hatte. » Warum haben Sie mir nicht gesagt, dass meine Mutter ein Daimon war? « Die Hand, in der ich den zarten Rosenstiel hielt, ballte sich zur Faust. » Warum haben Sie mir nicht die Wahrheit gesagt? «
    Grandma Piperi neigte den Kopf. » Kind, ich spreche nur in Wahrheiten. Ich habe dir

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