Verlockende Angst
herumtrampelte?
Pausenlos dachte ich daran, was alles schiefgehen könnte. Aber kam es wirklich auf Aidens Reaktion an? Seit unserem Ausflug in den Zoo und meiner peinlichen Liebeserklärung hatte er mich so gelassen wie immer behandelt. Nur ein paarmal hatte ich ihn erwischt, wie er mich auf sonderbare Weise musterte. Dann fragte ich mich immer, was ihm wohl durch den Kopf ging.
Wieder warf mir Aiden einen dieser merkwürdigen Blicke zu, und ich spürte, wie mein Gesicht rot anlief.
Dafür hasste ich mich abgrundtief.
Mir lief die Zeit davon, aber das war nicht erstaunlich. Mit heftig pochendem Herzen bückte ich mich und kramte die kleine weiße Schachtel aus der Tasche. Deacon hatte sie sogar mit einer schwarzen Schleife geschmückt. Ich hatte gar nicht gewusst, dass er so geschickte Finger besaß.
» Was machst du da, Alex? «
Ich umklammerte die Schachtel und stand auf. » Hast du eigentlich… ähem… heute Abend etwas Besonderes vor? «
Er ließ die Matte fallen, die er aufgerollt hatte. » Eigentlich nicht. Warum? «
Verlegen trat ich von einem Fuß auf den anderen und verbarg die Schachtel in den Händen. » Du hast Geburtstag. Solltest du den nicht feiern? «
Ein verblüffter Ausdruck huschte über sein Gesicht. » Woher weißt du, dass der heute ist? Warte. « Er lächelte betreten. » Deacon hat es dir erzählt. «
» Na ja, dein Geburtstag ist am Tag vor Halloween. Irgendwie schwer zu vergessen. «
Aiden wischte sich die Hände ab. » Wir essen mit Freunden, aber es ist nichts Großes. «
Ich lächelte und schob mich ein wenig näher auf ihn zu. » Das ist immerhin etwas. «
» Ja, es ist etwas. «
Gib ihm einfach die blöde Schachtel, Alex, und hör auf zu reden! Am besten für immer, beschwor ich mich im Stillen.
Aiden grinste kurz und sah mich an. » Nein. Ich habe den Abend frei. Alex, ich muss dir etwas… «
Ich trat vor und streckte die Hände nach seiner Brust aus. Besser gesagt, ich streckte ihm die Schachtel entgegen. » Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! « Ich kam mir vor wie der größte Trottel der Welt und war es wohl auch.
Er blickte verblüfft nach unten und hob den Kopf. Dann nahm er das Päckchen entgegen. » Was ist das? «
» Nur ein kleines Geschenk. Nichts Besonderes « , sprudelte es aus mir hervor. » Etwas zu deinem Geburtstag. Na, offensichtlich. «
» Das war wirklich nicht nötig, Alex. « Er drehte die Schachtel um und fuhr mit seinen eleganten Fingern darüber. » Du sollst dich doch nicht in Unkosten stürzen. «
» Ich weiß. « Ich schob mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. » Aber ich wollte. «
» Ist es zerbrechlich? «
» Nein, ist es nicht. «
Er schüttelte die Schachtel. Das Plektron klapperte im Innern des Kartons. Er löste die schwarze Schleife. Ich hielt die Luft an und sah zu, wie er behutsam den Deckel öffnete und hineinspähte. Er hob die Brauen und seine Lippen öffneten sich. Ich hatte keine Ahnung, was dieser Gesichtsausdruck bedeutete. Vorsichtig griff er hinein und nahm das Plektron heraus.
Mit ungläubiger Miene hielt er das aus Onyx gefertigte Plektron zwischen zwei seiner langen Finger. » Es ist schwarz. «
Ich ließ den Blick durch den Raum schweifen. » Jawohl. Es ist schwarz. Ich… ähem… habe gesehen, dass du alle Farben hast bis auf Schwarz. « Noch immer betrachtete er das Plektron mit dieser verblüfften Miene. Ich verschränkte die Arme und wäre plötzlich am liebsten in Tränen ausgebrochen. » Wenn es dir nicht gefällt, lässt es sich bestimmt umtauschen. Ich habe es aus diesem Online-Laden. Es… «
» Nein. « Aiden sah auf, und unsere Blicke trafen sich. Seine Augen waren von einem dunklen Grau, das fast in Silber überging. » Nein. Ich möchte es nicht umtauschen. « Er drehte das Plektron um und strich mit dem Daumen darüber. » Es ist wunderschön. «
Ich errötete, und mir war immer noch nach Weinen zumute, diesmal aber vor Freude. » Findest du wirklich? «
Aiden trat einen Schritt auf mich zu. Seine Augen wirkten wie tiefe Seen. Sie nahmen sein Gesicht ein, meine ganze Welt. Ich hatte keine Ahnung, was als Nächstes passieren würde. Ich wusste nur, dass ich unwiderruflich süchtig nach ihm war.
» Da sind Sie ja. « Marcus stand am Eingang des Trainingsraums. » Ich habe Sie überall gesucht. «
Mit einer geschickten Bewegung schob Aiden das Geschenk in die Hosentasche und wandte sich um. Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen, aber ich wusste, dass es völlig ausdruckslos war. Nur
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