Verlockende Angst
durchs Haar. » Du brauchst mehr Freizeit. Du bist ständig erschöpft und etwas muss gestrichen werden. Du musst viel dringender mit Seth arbeiten als mit mir. Er kann mit dir an den Elementarkräften arbeiten und dich auf dein Erwachen vorbereiten. «
In meinen Ohren summte es merkwürdig, was der Szene zusätzlich ein surrealistisches Element verlieh. » Das ist nicht wahr. Ich brauche Seth nicht. «
Aidens Kopf fuhr herum. » Ich bin es, den du nicht brauchst, Alex. «
Mühsam presste ich die nächsten Worte hervor. » Doch. Ohne Training sehe ich dich nicht mehr. «
» Du siehst mich beim Rat, Alex, und hier. Sei nicht albern! «
Ich achtete nicht auf die Kälte in seiner Stimme. » Aber sonst? Sonst sehe ich dich nicht mehr. « Mir brach die Stimme. Das Geräusch war gleichermaßen demütigend wie traurig.
» Ich finde, es ist… das Beste so. «
Ich hatte das Gefühl, er hätte meine Lungen zerquetscht. Ich holte tief Luft und versuchte mich zu beruhigen, aber der glühende Schmerz in meiner Brust blieb. Der Schmerz und das Pochen waren schier unerträglich. Ich konnte ihn nur anstarren. » Hat es… damit zu tun… was ich im Zoo zu dir gesagt habe? Willst du mich deshalb nicht mehr trainieren? «
Wieder verspannte sich Aidens schlanker Körper und ein Kiefermuskel zuckte. » Ja, es hat etwas damit zu tun. «
In meinem Herzen klaffte plötzlich ein Riss. » Weil… weil ich gesagt habe, dass ich dich liebe? «
Er stieß einen Laut aus, der tief aus seiner Kehle kam. » Und weil ich nicht… « Er unterbrach sich und wandte den Blick ab. » Ich empfinde nicht dasselbe für dich. Ich kann nicht. Okay? Ich darf nicht zulassen, dass ich dich liebe. Wenn, dann nähme ich dir alles– alles. Das kann und will ich dir nicht antun. «
» Was? Darauf kommt es nicht… «
» Doch, darauf kommt es an, Alex. «
Ich griff nach seinem Arm, doch er entfernte sich von mir. Verzweifelt rang ich die Hände. » Du sagst das… «
» Hör einfach auf! « Wieder fuhr er sich mit der Hand durchs Haar.
Die Eiseskälte in seinen Worten traf mich wie ein Messerstich. » Warum hast du mir dann das ganze Zeug im Zoo erzählt? Warum hast du gesagt, dass du etwas für mich empfindest? Dass du meinetwegen die Regeln brechen wolltest? Warum hast du überhaupt so etwas gesagt? «
Aiden musterte mich mit metallisch grauen Augen und ich wich einen Schritt zurück. Dieser Mann hatte keinerlei Ähnlichkeit mehr mit dem Aiden, den ich kannte. Der hatte mich nie so kühl, so distanziert angesehen. » Ich mag dich, Alex. Ich… will nicht, dass dir etwas Schlimmes zustößt oder dass du verletzt wirst. «
» Nein. « Ich schüttelte den Kopf. » Es ist mehr als das. Du… du hast meine Hand gehalten. « Die letzten Worte kamen als jämmerliches Flüstern heraus.
Er zuckte zusammen. » Das war… ein dummer Fehler. «
Jetzt fuhr ich zusammen und konnte meine nächsten Worte nicht zurückhalten. » Nein. Du willst mich… «
» Natürlich will ich dich « , entgegnete er hart. » Ich bin ein Mann, und du bist ein schönes Mädchen. Dagegen kann ich mich nicht wehren. Dass ich dich körperlich begehre, hat nichts mit meinen Gefühlen für dich zu tun. «
Ich öffnete den Mund, doch es kam nichts heraus. Ich blinzelte gegen heiße Tränen an.
Aidens Hände ballten sich zu Fäusten. » Du bist ein Halbblut, Alex. Du kannst mich nicht lieben und Reinblüter lieben keine Halbblüter. «
Ich taumelte zurück und hatte das Gefühl, er hätte mir ins Gesicht geschlagen. Ich fühlte mich so verlegen, so gedemütigt. Wie hatte ich seine Gefühle für mich nur so falsch einschätzen können? Ich hatte alles in den falschen Hals gekriegt. Zittrig stieß ich den Atem aus, wandte mich ab und bekam gerade noch mit, wie Aiden die Augen schloss und den Kopf hängen ließ. Während ich benommen zum Wohnheim zurückkehrte, war mir schlecht. Das Schlimmste war die Scham. Ich konnte nicht darüber hinwegsehen oder darum herumdenken. Verzweifelt kämpfte ich gegen das Brennen in meinen Augen an. Weinen brachte nichts wieder in Ordnung, aber verdammt, ich hätte den Tränen gern freien Lauf gelassen. Meine Brust fühlte sich an, als wäre sie aufgerissen und mein Herz zerfetzt worden.
Als ich die Zimmertür öffnete, war ich nicht weiter überrascht, Seth auf der Couch sitzen zu sehen. Überrascht nicht, aber wütend. Ich musste mir überlegen, das Schlafzimmerfenster zu verbarrikadieren.
Er blickte nicht auf. » Hey. «
» Bitte geh! « Ich
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