Verlockende Angst

Titel: Verlockende Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer L. Armentrout

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trat auf das Podium. Seine grünen Gewänder waren über und über mit Goldfäden bestickt und auf dem Kopf trug er einen goldenen Lorbeerkranz.
    » Wer ist das? « , erkundigte ich mich.
    » Minister Gavril Telly. Das Haus, in dem du untergebracht bist, gehört ihm. Die Frau in Grün ist Diana Elders– die andere Ministerin von New York–, aber Telly ist der oberste Minister. Er hat hier das Sagen. «
    Telly eröffnete die erste Sitzung mit einem Gebet auf Altgriechisch. Ich hatte keine Ahnung, was er sagte. Die Sprache war wunderschön und beinahe musikalisch, aber er redete so lange weiter, dass ich mich gähnend zurücklehnte.
    Seth grinste. » Schlaf nur nicht ein! «
    » Kann ich nicht garantieren. «
    Aber ich blieb wach. Schließlich sprach Minister Telly in schwer verständlichem Englisch zur Menge. Ich konnte seine Herkunft nicht einordnen, aber seine Stimme hatte den gleichen Rhythmus wie die von Seth, nur dass seine viel autoritärer klang.
    » Wir haben mehrere Themen, die während dieser Ratssitzung dringend besprochen werden müssen. « Tellys Stimme hallte durch das Gebäude. » Vor allem sind wir heute hier, um über die… unangenehme Situation zu diskutieren, die sich im Lauf des vergangenen Sommers ergeben hat. «
    » Sie werden über Kain reden, nicht wahr? « Ich spitzte die Ohren und war neugierig, wie die Reinblüter damit umgehen würden.
    Seth hob die Schultern. » Sie könnten über alles Mögliche reden. «
    Telly schritt der Länge nach auf dem Podium entlang und seine langen grünen Gewänder schleiften hinter ihm her. Er hob den Arm und gab den Versammelten, die sich unmittelbar unter uns befanden, ein Zeichen. Ich rutschte nach vorn, doch Seth packte mich am Pullover und hielt mich fest. Schließlich traten zwei Gardisten in unser Blickfeld. Sie eskortierten eine Frau, die nichts als eine kniekurze graue Tunika trug. Nicht einmal Schuhe hatte sie an. Sie wurde zu einer Stelle unterhalb des Podiums geführt und auf die Knie gezwungen.
    Ein ungutes Gefühl beschlich mich. Soweit ich sehen konnte, war die dunkelhäutige Frau kein Daimon. Sie wirkte wie ein normales Halbblut– vielleicht eine Gardistin oder Wächterin. Ihre Beine wirkten muskulös, als hätte sie jahrelang trainiert und gekämpft.
    Trotzig hob sie den Kopf und ein leises Stimmengemurmel erhob sich in den Reihen der Reinblüter.
    » Kelia Lothos. « Telly verzog den Mund. » Sie sind angeklagt, gegen die Fortpflanzungsgesetze verstoßen und unangemessenen Kontakt zu einem Reinblut gepflegt zu haben. «
    Ich riss die Augen auf. Caleb hatte mir von ihr erzählt– und von ihrem reinblütigen Freund Hector. Ich drehte mich zu Seth um. » Ernsthaft? Das dringendste Problem des Rats ist ein Halbblut, das mit einem Reinblut schläft? «
    Seth sah mich aus seinen bernsteingelben Augen an. » Sieht so aus. «
    Ungläubig schüttelte ich den Kopf und wandte mich erneut dem Drama zu, das sich ein Stockwerk tiefer abspielte. » Verdammte Hematoi! «
    » Worauf plädieren Sie? « , verlangte Telly zu wissen.
    Kelia versuchte aufzustehen, aber die Gardisten hielten sie nieder. » Kommt es darauf an, worauf ich plädiere? Sie haben mich doch bereits für schuldig befunden. «
    » Sie haben das Recht, Ihre Sicht des Falls darzulegen. « Ministerin Diana Elders stand auf und betrat mit gemessenen Schritten das Podium . » Falls Sie das Gefühl haben, nicht… «
    » Es ist nicht ihre Schuld! « , schrie jemand aus der Zuschauermenge und ein Reinblut in grünen Gewändern sprang auf. Seine Haut war ähnlich dunkel wie die von Jackson. » Sie hat nichts Falsches getan! Wenn sich jemand schuldig gemacht hat, dann ich. «
    » Und so nimmt es seinen Lauf « , murmelte Seth.
    Ich überhörte seine Worte, so sehr faszinierte es mich, dass dieser reinblütige Mann Kelia verteidigte. Diese Vorstellung war besser als die Nachmittags-Soaps im Fernsehen.
    Telly schlenderte zur linken Seite des Podiums. » Niemand macht Ihnen einen Vorwurf, Hector. Halbblut-Frauen können genauso schön sein wie Reinblüterinnen… und so gefährlich wie Daimonen. «
    Hector– Kelias reinblütiger Liebhaber– stürmte den Mittelgang entlang. » Ja, sie ist schön, aber gefährlich? Auf gar keinen Fall. Ich liebe sie, Minister Telly. Und das ist nicht ihre Schuld. «
    Telly trat an den Rand des Podiums. » Ein Halbblut und ein Reinblut können sich nicht ineinander verlieben « , höhnte er. » Diese Vorstellung ist ebenso absurd wie abstoßend. Sie hat gegen das