Verlockende Angst
Gesetz verstoßen. Vielleicht hätte sie darüber nachdenken sollen, bevor sie sich wie eine gemeine Hure aufgeführt hat. «
» Reden Sie nicht so über sie! « Vor Zorn lief Hectors Gesicht rot an.
» Wie können Sie es wagen, so mit mir zu reden? « Telly richtete sich auf. » Seien Sie vorsichtig, sonst könnte Ihre nächste Handlung als Verrat missverstanden werden! «
Kelia fuhr herum. In ihrem Blick lagen Besorgnis und Angst– und Liebe. Mein Herz flog ihr zu– zu den beiden. » Bitte nicht, Hector! Geh einfach. «
Hectors Blicke richteten sich auf Kelia. In seinen dunklen Augen spiegelten sich die gleichen Gefühle wie auf ihrem Gesicht. » Nein. Ich lasse nicht zu, dass man dich anklagt. Du hast nichts Falsches getan. Ich hätte es nie tun… «
» Bitte geh, Hector! « , flehte Kelia. » Ich will nicht, dass du… mich so siehst. Bitte! «
» Ich gehe nicht « , erklärte Hector. » Du hast dir nichts vorzuwerfen. «
» Ich bin schuldig, dich zu lieben! « Sie riss sich von den Gardisten los, die sie an den Armen festhielten. Der offene Gefühlsausbruch schien sie so zu verblüffen, dass sie nichts unternahmen. » Tu’s nicht! Du hast mir versprochen, es nicht zu tun! «
Was hatte er versprochen?Was Hector tat, war heldenhaft, romantisch und anbetungswürdig. Wieso wollte sie denn nicht, dass der Mann, den sie liebte, sich ihretwegen gegen den Rat auflehnte?
Hector rannte den Hauptgang entlang und die Gardisten erwachten endlich aus ihrer Erstarrung. Sie stellten sich zwischen den Reinblüter und die Halbblut-Frau.
Hector blieb stehen und ballte die Hände. » Aus dem Weg! «
» Wollen Sie zulassen, dass das so weitergeht, Minister? « , fragte Lucian, der zum ersten Mal seit Beginn der Sitzung das Wort ergriff.
Hörbar stieß Telly die Luft aus. » Worauf plädieren Sie, Kelia Lothos? «
Erregt und gebannt verfolgte die Menge der Reinblüter das Geschehen und schien Kelias Antwort kaum abwarten zu können. Doch es war Hector, der das Wort ergriff.
» Sie plädiert auf nicht schuldig. «
Eine ältere Ministerin stand auf. Ihre roten Gewänder schienen die gebrechliche Gestalt fast zu erdrücken. » Genug! Verurteilen Sie das Halbblut zur Knechtschaft und entfernen Sie dieses Reinblut aus der Versammlung! «
Plötzlich donnerte es ohrenbetäubend innerhalb des Gebäudes. Ich fuhr von der Brüstung zurück und taumelte gegen Seth. Über uns schien die Luft dicker und dunkler zu werden und gefährlich aussehende Wolken zogen sich zusammen. Das alles ging von Hector aus. Er setzte das Erdelement ein und erschuf ein Gewitter innerhalb des Saals.
Hector hielt Tellys verblüfftem Blick stand. » Ich lasse nicht zu, dass Sie ihr die Freiheit nehmen. «
Auf der Ebene unter uns brach das Chaos aus. Hector stürzte vorwärts und aus der Wolke über uns fuhren Blitze hervor und erfüllten die Luft mit elektrischer Spannung. Schockiert und zornig sprangen die Minister auf.
» Bitte! Wir können doch zivilisiert darüber reden! « , rief Diana aus. » Sollten wir nicht… «
Ein weiterer Donnerschlag übertönte ihre Worte. Die Gardisten, die Kelia festhielten, wirkten völlig überfordert. Offensichtlich waren sie nicht ohne Weiteres bereit, ein Reinblut anzugreifen. Von Geburt an wurde uns eingebläut, dass wir das unter keinen Umständen durften, nicht einmal in Ausnahmefällen wie diesem. Argwöhnisch wichen sie zurück, während Hector auf Kelia zueilte und sie in die Arme schloss.
» Das Halbblut wird für schuldig befunden! « , schrie Telly. » Ergreifen Sie die Frau und schicken Sie sie zu den Meistern! Entfernen Sie den… «
Hector barg Kelia hinter sich, als die Wolke sich entlud und Blitze durch den Saal fuhren. Reinblüter sprangen von den Bänken auf und stießen sich gegenseitig aus dem Weg, um sich in Sicherheit zu bringen. In dem ganzen Wahnsinn hielt ich Ausschau nach Aiden, denn ich machte mir Sorgen um ihn. Er stand mit stahlharter, maskenhafter Miene in der Mitte, neben ihm Laadan.
» Ich töte jeden, der sie anzurühren wagt. « Hectors Stimme klang leise und ruhig.
» Sie würden sich gegen Ihre eigene Art stellen– wegen eines Halbbluts? « Tellys Gesicht war bleich vor Zorn.
Hector zögerte nicht. » Ja. Für die Frau, die ich liebe. «
Telly gab auf. » Damit haben Sie Ihr Schicksal besiegelt. «
Ich verstand seine Worte nicht. Reinblüter wurden niemals bestraft, wenn sie sich mit einem Halbblut einließen. Dies geschah nur dann, wenn sie geistigen Zwang oder
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