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Verlockende Angst

Verlockende Angst

Titel: Verlockende Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer L. Armentrout
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Covenant lag, konnte er sich eine Architektur leisten, wie man sie gewöhnlich nicht in Vierteln mit Wal-Mart-Supermärkten und Fast-Food-Lokalen antraf. Am ehesten ähnelte er noch unserem Amphitheater, in dem der Covenant von Carolina seine Sitzungen abhielt.
    Ich folgte Seth und wir schlüpften durch den Seiteneingang. Die meisten Halbblüter, an denen wir vorbeikamen, trugen Kelche und Platten mit Appetithäppchen und starrten zu Boden. Es fiel mir schwer, sie anzusehen, schwerer, als ich es mir vorgestellt hatte. So vielen Dienstboten auf einmal begegneten wir zu Hause selten. Man hielt sie getrennt von uns, als wolle der Covenant von Carolina nicht, dass wir die Kehrseite der Medaille zu Gesicht bekamen.
    Was die Dienstboten wohl dachten, wenn sie mich sahen– oder andere Halbblüter, die nicht in Knechtschaft lebten? Konnten sie überhaupt denken? Hätte ich zu ihnen gehört und noch einen Funken kritischen Denkens besessen, wäre ich den freien Halbblütern offen feindselig begegnet.
    Um das mulmige Gefühl in der Magengegend einigermaßen auszuhalten und während Seth mich an mehreren kleinen Türen vorbeiführte, fing ich an zu plappern. » Treppen– noch mehr Treppen! Warum baut man eigentlich keinen Aufzug in einem dieser verdammten Gebäude ein? «
    Seth stieg die Stufen hinauf. » Vielleicht denken sie, dass Götter keine Aufzüge mögen. «
    » Das ist doch bescheuert. « Nach der langen Autofahrt fühlten sich meine Beine wie Pudding an.
    » Wir müssen nur acht Stockwerke hinauf. Ich schwör’s dir. «
    » Acht? « Ich beobachtete zwei weitere Dienstboten, die mit leeren Händen die Treppe herunterkamen. Einer der beiden war eine Frau mittleren Alters in einem einfachen grauen Kleid. Sie trug Schuhe mit dünnen Sohlen und keine Strümpfe. Die Haut an den Fußknöcheln sah gequetscht und rot aus, wie aufgescheuert. Ich zuckte zusammen und betrachtete den männlichen Dienstboten hinter ihr.
    Plötzlich überlief mich ein kalter Schauer.
    Der ältere Halbblüter hatte dunkelbraunes Haar, das sich um sein kräftiges Kinn lockte, und sonnenverbrannte Wangen. Feine Linien gingen von den Winkeln sanfter brauner Augen aus… die mich unverwandt ansahen.
    Seine Augen zeigten nicht den glasigen Ausdruck eines Dieners.
    Sein Blick war aufmerksam, intelligent– bewusst. Ihn umgab etwas Vertrautes, das ich hätte erkennen müssen.

15. Kapitel

    K omm weiter! « , drängte mich Seth und zog mich an der Hand. » Sonst verpassen wir noch alles. «
    Ich gab mir alle Mühe, mich wieder auf Seths Rücken und die Treppe zu konzentrieren. Seths Schultern wirkten unnatürlich verspannt. Auf dem Treppenabsatz des vierten Stocks warf ich noch einen Blick über die Schulter.
    Unten stand der halbblütige Dienstbote und starrte zu uns herauf. Einen Lidschlag lang trafen sich unsere Blicke, dann trat der Halbblüter zurück und ballte die Fäuste. Blitzschnell wandte er sich ab und verschwand durch das Treppenhaus nach unten.
    » Merkwürdig « , murmelte ich.
    » Was denn? «
    Hatte er nicht bemerkt, wie wach dieser Dienstbote gewirkt hatte? Seth starrte mich an, als hätte ich gerade mit einem Daimon herumgemacht. Wohl kaum. » Nichts. «
    Vorsichtig schob Seth eine Tür auf. » Fertig? «
    » Ja, sicher. « Ich dachte immer noch über den Diener nach.
    » Am besten halten wir uns im Hintergrund, können von dort aus aber alles sehen. « Er winkte mir.
    Ich trat über die Schwelle und befand mich auf einer Galerie, von der aus ich die Ratsversammlung unter mir beobachten konnte. Doch als ich einen Schritt vorwärts tun wollte, hielt er mich zurück.
    » Nein. « Sein Atem bewegte die Haare über meinem Ohr. » Wir müssen uns an der Wand halten. «
    » Tut mir leid. « Ich zappelte, um mich zu befreien. » Kann ich mich setzen? «
    Er nickte. » Natürlich. «
    Ich ließ mich an der Wand hinabgleiten und streckte die schmerzenden Beine aus. Seth tat es mir nach und rückte dicht an mich heran. Ich stieß ihn mit dem Ellbogen in die Rippen, aber er lachte nur. » Was ist denn jetzt so toll daran? «
    » Interessierst du dich denn gar nicht für die Ratsanhörung? «
    Ich blickte zu der Versammlung hinunter und spielte mit der Schnur meines Kapuzenshirts. Interesse war nicht das Wort, das mir dazu einfiel. Angst und Schrecken traf es besser. Diese Reinblüter dort unten entschieden über das Schicksal eines Halbbluts. Ich beugte mich vor und spähte durch die Öffnungen in der Galeriebrüstung.
    Menschen in Rot, Blau,

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