Verlockende Versuchung
Justin für seinen Vorschlag am liebsten erwürgt?
Verdammt. Verdammt! Warum zum Teufel war Justin nicht in London geblieben?
»Wie du bereits sagtest « , fuhr Justin fort, »haben wir beide sie in unser Herz geschlossen. Und ich denke, es entspricht der Wahrheit zu sagen, dass wir nur ihr Bestes im Sinn haben. «
Sebastian gab keine Antwort.
»Ein Ehemann würde sie vor Harry schützen«, gab Justin zu bedenken.
Sie wa r auch bei ihm sicher vor Harry , dachte Sebastian grimmig.
Auch wenn er selbst die größte Gefahr für Devon darstellte.
Am liebsten hätte er Justin gesagt, er solle endlich still sein und ihn allein lassen. Stattdessen erkundigte er sich knapp: »An wen hast du gedacht? «
Bevor Justin antworten konnte, verzog Sebastian das Gesicht. »Hoffentlich nicht an einen deiner Freunde!«
»Soweit habe ich noch gar nicht gedacht«, gab sein Bruder zu. »Doch da du und Devon hier auf dem Land seid ... nun, Hall ist ein schöner Ort, nicht wahr? Weit weg von den neugierigen Augen Londons. Wir könnten sie vielleicht dem hiesigen Landadel vorstellen und so tun, als wäre sie eine Jugendfreundin von Julianna. Uns wird schon etwas einfallen.«
Solange sie in deiner Nähe ist, hörte Sebastian eine höhnische Stimme tief in seinem Innern sagen, wird sie dich in Versuchung führen!
Sebastian wollte darüber nicht nachdenken. Bei der Vorstellung, Devon könne in den Armen - oder gar im Bett - eines anderen Mannes liegen, wollte er fluchen, toben und jemanden in Stücke reißen.
Niemals zuvor hatte er sich wie ein blutrünstiger Wilder gefühlt.
Doch nun tat er es.
»Ich denke an ein kleines, zwangloses Souper. Übermorgen«, entschied Sebastian. »Lade Evans, Mason und Westfield ein.«
Fragend sah Justin ihn an. » Evans und Mason passen, denke ich. Aber Westfield? E r
zu ist alt genug, um ihr Vater sein! «
»Er ist einer der wohlhabendsten Kaufmänner der Grafschaft. Vielleicht stirbt er und hinterlässt ihr seinen Besitz.« Sebastian meinte das nur halb im Scherz. »Dann könnte sie für sich selbst sorgen.«
Justin nickte zustimmend. »Ich werde mich morgen darum kümmern.«
Großer Gott, was für ein Heuchler er war! , gestand sich Sebastian ein.
Aber Justin hatte Recht. Er durfte nicht an sich denken, nur Devon war im Moment wichtig. Ihre Sicherheit war von größter Bedeutung, nichts anderes spielte eine Rolle.
In seinem Mund bemerkte er einen abscheulichen, bitteren Geschmack. Anstelle seines Herzens glaubte Sebastian eine große, tiefe Leere zu spüren.
Weniger als eine Stunde war seit Justins Ankunft vergangen. Vor weniger als einer Stunde hatte er Devon in seinen Armen gehalten und ihre schüchternen, bebenden Lippen auf den seinen gespürt. Vor weniger als einer Stunde hatte er sich ausgemalt wie es wäre, langsam und leidenschaftlich in ihr zu versinken, bis die ersten Strahlen des neuen Morgens den Himmel zum Leuchten brachten; sie in die Liebe einzuführen und ihr so viele wunderbare Sinnesfreuden zu schenken, wie er sie selbst erfahren würde; jede auch noch so kleine Liebkosung auszunutzen und die lustvolle Spannung so lange hinauszuzögern, bis die Sonne und die Sterne und die Nacht explodierten und die Welt zerbarst.
In diesen paradiesischen Sekunden, in denen Devons warmer und zitternder Mund mit seinen heißen, hungrigen Lippen verschmolzen war, hatte er sich im Geiste bereits alles Folgende ausgemalt ...
Doch es würde nicht geschehen. Weder an diesem Abend noch in einer anderen Nacht.
Niemals.
In Sebastians Kopf begann es zu hämmern, und eine beißende Kälte fuhr durch seine Adern. Er hörte nicht einmal, als Justin ihm eine gute Nacht wünschte.
Der Abend war weit fortgeschritten, der Mond zog seine Bahn am Sternenhimmel, und Sebastians Stimmung wurde immer düsterer. Normalerweise trank er nie im Übermaß. Er war ein Mann, der sich keine Ausschweifungen erlaubte. Das letzte Mal, das er bis zur Besinnungslosigkeit getrunken hatte, musste während seiner Studienzeit in Oxford gewesen sein.
In dieser Nacht j edoch folgte er dem lasterhaften Beispiel seines Bruders, und bei Tagesanbruch war die Brandykaraffe leer.
Neunzehntes Kapitel
»Justin und ich haben für morgen Abend ein paar Freunde eingeladen. Ich dachte, du würdest uns vielleicht Gesellschaft leisten wollen.«
Die Ankündigung, die Sebastian in einer solch sorglosen, unbekümmerten Art beim Mittagessen des folgenden Tages machte, traf Devon so unverhofft, dass sie einige Sekunden benötigte,
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