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Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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verschiedenen Eindrücke in sich auf, als er von der Kutsche zu dem Haus getrieben wurde. Die Abgeschiedenheit. Die Anzahl der Wachen, die in verschiedenen Posen des Müßigganges herumstanden oder -saßen. Den sich nach Westen hin verdichtenden Wald. Den schmalen Weg in die Hügel, der außerhalb der Sicht der Wachen auf dem Hof lag. Und schließlich die Magie, von der die Luft geschwängert war. Nicht nur die dunkle Energie, die er erwartete, gerann zu faulem Schlamm in seinem Kopf, sondern auch eine Kraft außerhalb der Cottagemauern versengte ihm das Hirn mit Bildern von Feuer, Krieg und Tod.
    Er warf Rogan, dem Brennpunkt der Energie, einen Blick zu. Der Harfenist stand mit Elisabeth ein paar Meter entfernt und musste noch immer den Sh’vad Tual bei sich haben.
    Brendan spürte, wie der Stein ihm zuwisperte. Es war, als würde er erwartet. Als erwartete noch irgendjemand oder irgendetwas außer Máelodor seine Ankunft.
    Oss, der Albino, stieß Brendan vorwärts, und eine Wache beeilte sich, die Tür zu öffnen und sie über die Schwelle in das überraschend saubere und gemütliche Innere des kleinen Bauernhauses zu scheuchen. Eine winzige Diele führte zu einem Zimmer im hinteren Teil, eine schmale Treppe in den ersten Stock hinauf. Zwei Vorderräume auf jeder Seite. Eine geschlossene Tür und eine offene, durch die jemand einen fragwürdigen Willkommensgruß rief.
    »Schon wieder da, Oss? Hast du uns Gesellschaft mitgebracht?«
    Wie ein Messer über Schiefer scharrte diese vertraute Stimme über Brendans Knochen und ließ sein Blut zu Eis erstarren. Er straffte die Schultern, trat durch die Tür und ließ nichts als absolutes Selbstvertrauen auf seinem Gesicht erscheinen. Máelodor wollte einen winselnden, verängstigten Gefangenen, doch stattdessen würde er einen Magier vor sich haben, der ebenso trickreich und entschlossen war wie er selbst.
    Brendan betrat den düsteren Raum, in dem ein lustloses Kohlenfeuer im Kamin brannte. Die Fensterläden vor dem schmalen Fenster waren geschlossen. Die stickige Wärme trieb Brendan Schweiß auf die Stirn und klebte unangenehm feucht an seinem Rücken.
    Sein Gastgeber erhob sich steif aus einem Sessel und stützte sich auf einen Stock, als er aus dem Schatten trat.
    Verdammter Hurensohn! Galle stieg Brendan in die Kehle, obwohl er versuchte, sich nicht einmal durch ein Wimpernzucken seinen überwältigenden Abscheu anmerken zu lassen. War dies der Preis für die Verwendung der verbotenen Magie? Wäre dies auch sein Schicksal gewesen, wenn er mit den dunklen Künsten weiterexperimentiert hätte?
    Noch kein ganzes Jahr war vergangen, seit er Máelodor zuletzt gesehen hatte, und in dieser Zeit war eine grauenhafte Veränderung mit dem Meistermagier vorgegangen. Als sogenannter Heller hatte er schon immer die Fähigkeit besessen, auf die Macht eines von ihm erwählten Tieres zurückzugreifen – sogar gewisse körperliche Merkmale dieses Tieres anzunehmen –, aber da die Magie der Unsichtbaren ihn beherrschte, verschwamm die Grenze zwischen Tier und Mensch auf unsägliche Art und Weise.
    Er hatte sein gesamtes Haar verloren, sein Schädel und seine Stirn waren rau und verkrustet, bis auf die Stellen, die von glitzernden, graugrünen Schuppen bedeckt waren. Seine Nase war so flach geworden, dass die Nasenlöcher nur noch Schlitze zu beiden Seiten eines schmalen Knorpelwulstes waren, und sein Mund nichts weiter als ein grinsender, lippenloser Strich. Seine Augen standen unter schuppigen Höckern hervor, die einmal Augenbrauen gewesen sein mussten, und die geschlitzte Iris seiner Augen war von einer fiebrigen Intensität.
    Dennoch war die Gegenleistung für diesen hohen Preis, den er bezahlte, offensichtlich. Máelodors Macht brachte die Luft zum Pochen, seine persönlichen Schutzzauber waren vollkommen undurchdringlich. Wenn er schon vorher stark gewesen war, so war er heute nahezu unbesiegbar. Die Kraft, die nötig war, um ihn zu töten, würde mindestens ebenso beeindruckend sein müssen.
    »Keine Begrüßung für einen alten Verbündeten, Douglas? Einen Mann, den du einst Kamerad genannt hast? Freund?« Máelodors Augen blitzten. »Und Onkel?«
    »Jetzt übertreib mal nicht, Máelodor!«, entgegnete Brendan kühl. »Vater mag dich mit seiner Freundschaft geehrt haben, aber für den Rest von uns warst du immer nur der arme alte Simpkins. Ein stinklangweiliger kleiner Funktionär mit einem Hang zur Dramatik. Wie ich sehe, hat sich daran nichts geändert.«
    Der Schlag mit

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