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Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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dem Handrücken ließ Brendans Zähne klappern. Máelodor sah nicht nur abscheulich aus, sondern war dazu auch noch abscheulich stark. Eine schlechte Kombination.
    »Du solltest etwas mehr Respekt vor Älteren und Überlegeneren haben, Junge. Schade, dass dein Vater dir diese Lektion nicht zusammen mit all den anderen eingebläut hat. Dann würde er vielleicht noch leben.« Máelodors Hand schoss vor, legte sich um Brendans Kinn und drückte zu, während er sein Gesicht nach rechts und links drehte. »Du hast mehr und mehr das Aussehen von Kilronan. Sein Lieblingssohn warst du, nicht wahr? Wie er dich geliebt hat, der arme, blinde Narr!«
    Brendan riss sich los, stieß aber gegen die harte Brust des Dieners Oss.
    Ein boshaftes Lächeln verzog Máelodors Mund und ließ ein hässliches schwarzes Loch zum Vorschein kommen. »Da habe ich einen wunden Punkt berührt, nicht wahr? Trauerst du noch immer um den alten Mann? Fragst dich, wie er gestorben ist? Ich kann es dir verraten, wenn du höflich darum bittest. Ich kann dir sagen, wie sie alle starben. Alle außer dir … und mir. Den einzigen Überlebenden der Vergeltungsaktion der Amhas-draoi .« Er senkte die Stimme zu einem kalten, schlangenhaften Zischen. »Den einzigen beiden Verbliebenen, die es wagten, für alle Anderen zu träumen, und die für ihre Vision bestraft wurden.«
    »Es war Wahnsinn, und das weißt du. Jeder von Anderen begonnene Krieg wird mit unserer Vernichtung enden.«
    »Hast du uns deswegen verraten?« Máelodor brachte sein groteskes, reptilartiges Gesicht so nahe an Brendans, dass sich ihm der Magen umdrehte. »Oder war es, um deine eigene feige Haut zu retten?« Er packte Brendans Hemd an den Schultern und zerriss es, um die Tätowierung aus Pfeil und Halbmond freizulegen. »Du warst einer von uns. Ein vertrauter und geschätzter Freund. Ein Führer für die, die uns unsere Fähigkeiten neideten. Und du hast das alles weggeworfen«, sagte er schulterzuckend und mit einem Fingerschnippen. »Wie schade, dass dein Verrat dir letztendlich nichts einbrachte! Und jetzt wirst du alles verlieren.«
    Mit geradezu unmenschlicher Geschwindigkeit schoss Oss’ Faust vor, und ein grauenhafter Schmerz durchzuckte Brendans Nieren. Aufschreiend landete er auf den Knien; sein Innerstes stand in Flammen, und ein weiterer Tritt in seine Rippen warf ihn auf den Rücken und trieb ihm die Luft aus der Lunge.
    Schnell verschloss er sein Bewusstsein, bevor der Gegenschlag seiner eigenen Macht die Luft zwischen ihnen versengte. Er würde sich nicht wehren. Nicht, solange Elisabeth sich in Gefahr befand. Er würde abwarten – und hoffen, dass noch genug von ihm übrig war, wenn der Moment kam, Máelodor bereuen zu lassen, ihn angerührt zu haben.
    Zu einem weiteren Schlag bereit, stand der Albino über ihm.
    »Das reicht, Oss!«, befahl Máelodor. »Wo sind deine Manieren? Er ist ein Gast.«
    Oss zog Brendan an den Schultern in einen Sessel, wo er gegen die Welle der Übelkeit ankämpfte, die in ihm hochstieg. Trotz allem jedoch zwang er sich, Máelodors Blick mit unbewegter Miene zu erwidern.
    »Wartet nicht noch jemand auf eine Audienz? Ich glaube, es wird dich interessieren, ihm zu begegnen, Douglas.«
    Oss ging zur Tür und winkte jemandem, der auf dem Gang zu warten schien.
    Es war Rogan, der hereinkam. Suchend blickte er sich um und verzog das Gesicht, als sein Blick für einen Moment auf Douglas verweilte, bevor er sich auf Máelodor richtete, der wieder in seinem Sessel saß. Es gelang Rogan nicht ganz, seinen Schock zu verbergen, obwohl er sich schnell wieder unter Kontrolle brachte. Aber Brendan bemerkte, dass der Blick des Harfenisten danach nie wieder direkt zu dem Meistermagier ging, sondern die ganze Zeit über nervös hierhin und dorthin huschte.
    Máelodor winkte ihn mit einer gebieterischen Handbewegung zu sich. »Wie ich hörte, hast du uns ein Geschenk gebracht.«
    Rogan nickte und zog einen Lederbeutel aus der Tasche seines Rocks. Als er ihn umdrehte und schüttelte, fiel der Sh’vad Tual ihm in die Hand.
    Seine Facetten schimmerten zunächst silbern, elfenbeinfarben und golden, bevor die Farben sich zu Bronze, Orange, Korallenrot und schließlich Schwarz vertieften. Licht flackerte in ihnen, in einer unruhigen, zornigen Bewegung, als kämpfte irgendetwas darum zu entkommen. Das leise Klingeln von Glocken bewegte die stickige Luft im Raum und verstärkte sich zu einem sonoren Geläut, das Brendans Schläfen noch mehr zum Pochen brachte.
    Bilder

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