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Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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mieten, um den Rest der Reise komfortabler hinter sich zu bringen.
    Aber jetzt zog er sich schnell in die Gasse neben der Herberge der Poststation zurück.
    So viel zu seinen Plänen.
    Wieso er wusste, dass die drei Männer, die im Lichtkreis der Straßenlaterne standen, zu Máelodor gehörten, hätte er nicht sagen können. Nichts kennzeichnete sie als seine Schergen. Kein großes, aufgenähtes »M« auf ihren Jacken, keine Aura des Todes, die sie umgab. Eigentlich sahen sie sogar eher unauffällig aus. Sie wirkten bescheiden, und ihre Kleidung war weder schmutzig noch besonders fein. Aber Brendan hatte zu lange in Máelodors unheilvollem Schatten gelebt, um die Alarmglocken zu ignorieren, die in seinem Kopf erklangen, oder das Prickeln unter seiner Haut, das ihm die Nackenhaare sträubte.
    Deshalb zog er sich zurück, um seine Möglichkeiten abzuschätzen.
    War das Erscheinen dieser Männer hier nur Zufall? Bedauerlich, doch kein Anlass zur Besorgnis, solange er außer Sicht blieb, bis sie abreisten? Oder waren sie von Dun Eyre seiner Spur hierher gefolgt, und jede Bewegung seinerseits würde ihnen die Chance geben, ihn und den Stein, den er bei sich hatte, zu ergreifen?
    Brendan hatte keine Zeit zu warten, um es herauszufinden. Er lag ohnehin schon hinter seinem Zeitplan, und Jack erwartete ihn sicher schon in Dublin. Je mehr er sich verspätete, desto größer wurde das Risiko, dass noch irgendetwas anderes schiefging.
    Durch die schmale Gasse zwischen der Herberge der Poststation und den Stallungen ging er zu Elisabeth zurück und hoffte, dass sie im Zimmer geblieben war, wie er ihr befohlen hatte, und das Gasthaus nicht verlassen hatte. Sie schien zwar überzeugt zu sein, dass die Gefahr real war, aber er konnte nicht alles auf ihre Vernunft setzen. Wie er sich sehr wohl erinnerte, war sie nie ein Ausbund an Gehorsam gewesen. Und nach dem, was er bisher gesehen hatte, war das mit der Zeit nicht besser geworden.
    Das Gasthaus, das er gewählt hatte, war auf die Bedürfnisse der Iren eingestellt, die ihr Leben in den Hütten und Bauernkaten in den Außenbezirken der am See liegenden Marktstadt fristeten. Sie rauchten, tranken, fluchten und prügelten sich in den beiden Räumen, die die Schenke ausmachten, und schliefen dann laut schnarchend und nach Alkohol stinkend ihren Rausch vor einem prasselnden Kaminfeuer aus.
    Brendan hatte dem Wirt für die Ungestörtheit eines kleinen Raumes neben der Küche ein paar Pennys mehr gegeben, und obwohl es nicht gerade die beste Unterkunft war, entkamen sie so wenigstens den misstrauischen und feindseligen Blicken der anderen Gäste.
    Das war der Plan gewesen.
    Aber seine Pläne hatten sich wieder einmal zerschlagen.
    Als er mit eingezogenem Kopf durch die niedrige Tür in den düsteren, verqualmten Gastraum trat, fiel sein Blick sofort auf eine Szene, die er nicht geglaubt hätte, wenn er sie nicht selbst gesehen hätte. Eine Schar von Männern lauschte in aufmerksamem Schweigen einem Harfenspieler, der auf einem Schemel neben dem Kamin saß. Die Augen in seinem hageren, wettergegerbten Gesicht waren geschlossen, und seine Finger glitten über die Saiten der Eschenholzharfe auf seinem Schoß. Doch die wehmütige Schönheit der Musik war nichts gegen die Sängerin, die den Harfenspieler begleitete, und deren tiefe Sehnsucht sich in jeder Note offenbarte, als sie von Liebe, Verlust und Krieg sang.
    » Siúil go sochair agus siúil go ciúin … «
    Was zum Teufel sollte das schon wieder? Konnte er Elisabeth keine zwei Minuten allein lassen, ohne dass es in einer Katastrophe endete? Brendan beherrschte den Impuls, sie an den Haaren wegzuschleifen. Mit Máelodors gedungenen Mördern in der Nähe konnte er sich nicht erlauben, Aufsehen zu erregen. Und er konnte jetzt auch keine zwanzig betrunkene, um ihre Unterhaltung gebrachte Bauern brauchen, die ihren Ärger an ihm ausließen. Er wollte seine Glieder dort behalten, wo sie waren, also vielen Dank.
    Auf der anderen Seite des Raumes erhob Elisabeth ihren Blick zu ihm. Ihr Gesicht war blass wie Mondschein, verglichen mit den geröteten, wetterharten Gesichtern der Männer, die ihr hingebungsvoll lauschten. Ihr rotes Haar leuchtete im schwachen Licht des Feuers.
    »… Siúil go doras agus éalaigh liom …«
    Hatte sie schon immer eine solch wundervolle Stimme besessen? Brendan konnte sich nicht erinnern, doch er fragte sich, was er sonst noch über den einst so lästigen Wildfang vergessen hatte. Oder übersehen hatte.
    »… Is

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