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Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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Mann bist, für den ich dich halte, wirst du das Richtige tun und mich zur Frau nehmen.«
    »Zum Kuckuck, Lissa, ich bin nicht einmal zu einem Viertel dieser Mann! Und mich zu heiraten würde bedeuten … na ja … dass du wahrscheinlich innerhalb einer Woche Witwe wärst.«
    »Eine respektable Witwe.«
    Er verhielt abrupt den Schritt, und ein eigenartiger Ausdruck erschien auf seinem Gesicht, der sowohl Nachdenklichkeit als auch schiere Panik zum Ausdruck bringen könnte.
    Dann schüttelte er den Kopf und brummte vor sich hin: »Ich bin ein Esel … könnte schlimmer sein … ob ich tot bin, ist sowieso unwichtig.« Mit Augen, so strahlend hell wie Lampen wandte er sich ihr wieder zu. »Du hast gewonnen. Miss Elisabeth Fitzgerald, würden Sie mir die Ehre geben?« Er zwinkerte ihr zu, und unterdrücktes Lachen klang in seiner Stimme mit, als er hinzufügte: »Wieder einmal?«
    »Ich kann nicht glauben, dass du es geschafft hast, solch ein geheiligtes Relikt so lange zu verbergen.« Helena Roseingrave lehnte sich in ihrem Sessel zurück, aber ihr Blick war scharf wie ein Rasiermesser, während sie an ihrem Weinglas nippte.
    Brendan trommelte nervös mit einer Hand auf seinen Schenkel und versuchte, seinen völlig verkrampften Magen zu entspannen. Er hatte den Stein für einen Moment aus der Hand gegeben, doch das hieß nicht, dass es ihm gefallen musste.
    Miss Roseingrave fuhr fort, den Sh’vad Tual prüfend zu betrachten, machte aber keine Anstalten, ihn aufzuheben. Vielleicht spürte sie, wie nahe Brendan daran war, sich den Stein zu schnappen und mit ihm zur Tür hinauszurennen.
    »Warum hast du es getan, Douglas?«, fragte sie ruhig. »Einen solchen Wahnsinn begonnen? Aus Habgier? Ehrgeiz? Der Earl of Kilronan besaß bereits genügend Reichtum und Einfluss. War es Stolz? Arroganz?«
    Einer seiner Mundwinkel verzog sich zu einem schiefen Grinsen. »Es ging um Macht – schlicht und einfach um Macht.«
    Ihre Augen weiteten sich, während ihr Körper sich versteifte, als sie sich im Sessel aufrichtete, um ihr Glas auf einen Tisch zu stellen.
    »Es begann als noble, aber verlorene Sache«, fuhr Brendan fort. »Als Bemühungen um ein friedliches Zusammenleben von Anderen und Duinedon . Doch leider dauerte es nicht lange, bis all diese hehren Prinzipien verloren gingen und nichts als die hässliche Wahrheit blieb. Was konnten wir tun? Wie weit konnten wir gehen? Und wohin würde es uns führen?«
    »Und?«
    Brendans Nerven zuckten, als das Feuer des Sh’vad Tual vor seinen Augen aufloderte und er wieder das Schlachtfeld sah. Die Toten. Seinen Bruder, der auf einem Berg von anderen Leichen lag.
    »Es hat mich hierhergeführt«, sagte er schließlich.
    Unruhig begann er, durch den Raum zu gehen, und fühlte die ganze Zeit ihren harten, kalten Blick auf sich. Ihren geistigen Anstoß, als sie versuchte, in sein Bewusstsein einzudringen. Er wehrte sie jedoch ab, da er kein ungeschulter Neuling war, dessen Gedanken für jedermann zu lesen waren. Er mochte zwar kein Amhas-draoi sein, doch seine magischen Kräfte waren deshalb nicht weniger bemerkenswert.
    Helena lachte. »Du bist wirklich so stark, wie sie sagen.«
    »›Sie‹?«
    »Dein Bruder und deine Schwester. Sie haben nicht übertrieben, als sie deine Fähigkeiten priesen.« Sie klang beinahe beeindruckt.
    Ein scharfer Schmerz schnitt ihm wie ein Messer ins Herz. Aidan. Sabrina. Es war leichter gewesen, als die halbe Welt zwischen ihnen gelegen hatte und eine Rückkehr ausgeschlossen gewesen war. Und jetzt? Hoffnung vertiefte höchstens noch die Qual seines Exils.
    »Es ist eine Schande, dass du dich entschieden hast, solche Gaben für üble Zwecke zu benutzen«, fügte sie hinzu.
    »Damals …«, er zuckte mit den Schultern, weil er keine Schwäche zeigen wollte, »schien es der einzig gute Zweck zu sein.«
    Erst nachdem er Alkohol und Opium verfallen war, hatte er die Ähnlichkeit zwischen diesen Suchten und seinem rigorosen Bedürfnis, die verbotenen Magien zu beherrschen, erkannt. Oder dass sein Wissenshunger zu einer Obsession geworden war, die dem Wahnsinn schon gefährlich nahe kam. Und wie beim Alkohol und den Drogen hatte nur unerbittliche und totale Enthaltsamkeit geholfen.
    Bis Irland.
    Bis jetzt.
    Miss Roseingrave trommelte mit den Fingern auf die Lehne ihres Sessels. Ihr Gesichtsausdruck war ernst, und der Feuerschein spiegelte sich in ihren fast schwarzen Augen wider. »Du glaubst wirklich, dass Artus’ Wiederauferstehung von den Toten möglich ist?

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