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Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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zu den Knöcheln. »Ich bin hier oben«, sagte sie spitz.
    Widerstrebend ließ Brendan den Blick hinauf zu ihrem Gesicht wandern.
    Er wollte ihr Vertrauen, nicht ihren Körper, auch wenn das eine immer schwerer einzuhaltende Behauptung war.
    Und wenn sie so verführerisch bekleidet in sein Zimmer kam, hätte er schon ein Eunuch sein müssen, um nicht auf Ideen zu kommen.
    Er sah, wie sie seinen Oberkörper und die verdammte Tätowierung darauf betrachtete. Es war mehr als offensichtlich, dass ihre Neugier sie fast umbrachte, aber sie sagte nichts, und er biss die Zähne zusammen und ließ zu, dass sie ihn ausgiebig in Augenschein nahm.
    »Sollte ich mich jetzt geschmeichelt fühlen oder besorgt sein?«, fragte er träge und legte wie zufällig eine Hand auf einen Bettpfosten. Für sie würde es wie die geübte Bewegung eines Lebemannes aussehen. Sie würde nie erfahren, dass es das Einzige war, was ihn noch auf den Beinen hielt.
    Sie blinzelte und versuchte, ihre verlorene Selbstsicherheit wiederzugewinnen. »Lass uns doch mal ehrlich sein! Was will Helena, Brendan? Sie muss es dir inzwischen gesagt haben.«
    »Das hat sie, aber es ist nichts, was dich beunruhigen müsste.« Er umklammerte den Bettpfosten noch fester. Der Schmerz in seiner Schulter kam und ging, doch das Fieber blieb. Ihm wurde heiß und kalt zugleich, und ein Schweißfilm bildete sich auf seinem Rücken. Gleichzeitig fröstelte er, seine Zähne klapperten ja schon. Wenn Elisabeth nicht bald ging, würde sie seinen spektakulären Zusammenbruch miterleben können. Kein Anblick, der dazu angetan wäre, ihr Vertrauen in ihn zu wecken.
    »Dies ist ein Gefängnis für dich, nicht?«, fragte sie mit einem stählernen Glanz in den dunklen Augen. »Recht angenehm, aber du bist hier genauso gefangen, als säßest du in einer Zelle. Hab ich recht?«
    »Ich habe Gefängnisse von innen kennengelernt, Elisabeth. Da nehme ich doch lieber Miss Roseingraves Gastfreundschaft in Anspruch, egal, wie widerstrebend sie geboten wird.«
    »Das beantwortet nicht meine Frage. Madame Arana sprach von der Gruppe der Neun. Sie sagte, dein Vater habe sie geleitet und dass die Bruderschaft ihre letzten Mitglieder vernichten will.«
    »Madame Arana sollte den Mund halten.«
    »Dann ist es also wahr?«
    »Die Neun starben mit meinem Vater, Elisabeth. Alle außer Máelodor.«
    »Er kannte deinen Vater?«
    Brendan schloss für einen Moment die Augen. Die Stimmen, die Gesichter, die Erinnerungen hämmerten mit jedem Pochen seiner Schulter gegen seinen Schädel. »Irgendwann einmal standen sie sich so nahe wie Brüder. Die beiden teilten ihren großen Stolz auf ihr Magier-Erbe und die Zauberkräfte, die damit einhergingen.«
    »Und dann?« Ihre Augen waren fast schwarz im Kerzenlicht, wie tiefe, mitternächtliche Seen, in denen er ertrinken könnte. Als sie eine ungeduldige Bewegung machte, klaffte ihr Morgenmantel vorn auf und gab den Blick auf die Biegung ihrer Schulter und den Ansatz einer ihrer Brüste frei.
    Er musste dieses Gespräch beenden und Elisabeth dazu bringen zu gehen, bevor er von Dingen sprach, die besser ungesagt blieben, oder Impulsen nachgab, denen er besser nicht erlag. »Dann wurde mein Vater ermordet, und Máelodor floh. Danach gab es die Neun nicht mehr.«
    »Und der Sh’vad Tual?«
    Brendan verzog den Mund zu einem anzüglichen Lächeln. »Lag sieben Jahre in der vollkommenen Mulde zwischen den vollkommenen Brüsten einer schönen Frau.«
    Er konnte die Dolche, die aus ihren Augen schossen, beinahe spüren. Doch genau das hatte er erreichen wollen. Aber statt sich auf dem Absatz umzudrehen und hinauszustürmen, ließ Elisabeth genauso wenig von dem Thema ab wie ein Hund von einem Knochen. »Wenn ihr beide darauf aus seid, Máelodor zu vernichten, könntest du vielleicht zu einer Einigung mit Helena gelangen.«
    »Wer hat etwas davon gesagt, Máelodor zu vernichten? Mein Ziel ist, lange genug am Leben zu bleiben, um den Stein in Sicherheit zu bringen. Máelodor zu vernichten überlasse ich den Experten.«
    »Aber …«
    »Falls du auf Bettgeflüster aus bist«, sagte er mit einem vielsagenden Blick über ihren Körper, bevor er zu den weichen Decken und Bergen von Kissen hinüberblickte, »bin ich im Moment zwar nicht zu hochsportlichen Leistungen imstande, doch wenn es wirklich nötig ist, werde ich mir Mühe geben.«
    Elisabeth wurde puterrot, presste die vollen Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und reckte kampflustig das Kinn. »Ich werde davon

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