Verlockung der Finsternis (Kriegerinnen der Fiannah) (German Edition)
deshalb vor den Augen der Welt verborgen?
Unsinn, di e Kette, die sie an den Felsen schmiedete, hielt niemals eine dämon i sche Göttin gefangen. Kein Seelenfresser war in der Lage, eine Titanin zu verskl a ven. Sein Schüt z ling war unter dem Schmutz und dem Blut schön wie eine Göttin, dämonisch oder nicht, aber sie besaß nicht die Macht oder Gra u samkeit einer Titanin .
„ Ich befreie dich von der Kette . ” Er wollte sei ne Ankündigung übersetzen, da bemerkte Lorcan, wie sich Cathal in seinem Sitz aufrichtete, um sie im Spiegel der Sonnenblende unter die Lupe zu nehmen . Er spürte etwas in sich aufsteigen, das Eifersucht hätte sein können, wenn nicht der Gedanke allein lächerlich wäre. Dennoch , das Gefühl nährte den Wunsch , Cathal Sonnenblende samt Spiegel zu f ressen zu g e ben , ehe er nach dem Verschlussmechanismus suchte . S tattdessen kühlte er seinen Zorn an dem stählernen Ring um ihren Hals und zerbrach ihn.
„ Codhail . ” Lorcan konzentrierte sich wieder auf sein eigentliches Vorhaben, „ schlaf. ” Er legte seine Hand auf ihre Stirn und strich langsam über ihre Augen. I hre Wimpern kitzelten unter seiner Handfläche, so aufgeregt öffneten und schlossen sich ihre Lider, f latterten wie die Flügel eines Schmetterlings. Der un g e brochene W i derstand gegen die Trance überrasch te ihn. Es war eine a ngeboren e Fähigkeit der Rugadh, e ine Überlebenstechnik, diente sie doch der Kontrolle p o t en z ieller Blu t wirtinnen. Sie verfeinerte sich mit zunehmendem Alter und war nicht davon a b hängig, wie oft man sie einsetzte. Lorcan nahm sie selten in A n spruch, e r bevo r zugte Blu tkonserven freiwilliger Spender, menschl i che r Frauen , die über Gen e r a tionen in das Geheimnis der Rugadh eingeweiht waren und ihnen dienten. Im Gegenzug erhielten sie alles, was ihre Existenz ang e n ehm gestaltete – b is auf ewiges Leben. In dieser Währung zahlten die Rugadh nicht mehr seit der Kat a strophe namens Tiontaigh.
Lorcan war ein sehr alter Rugadh, im Vergleich dazu dürfte sie ein ha l bes Kind sein, eine Sklavin, d e ren Wille lange zuvor gebrochen wurde. Es sollte so leicht für ihn sein wie Luft zu holen, d och sie wies ihn in seine Schran ken. N icht wie eine Dämoni n durch einen dumpfen Schmerz, der jeden Versuch der Beei n flussung bestrafte. E s war wie das Zuschlagen einer Tür und a berwitziger w eise s pürte er den Luft zug d er imaginären Pforte . Es ist nur ihr Atem , erklärte sein Ve r stand die Sinnestäuschung . Überzeugt war Lorcan nicht und wenn sie es so wollte, würde er sich gegen diese Tür stem men. Er b eugte sich näher zu ihr herunter , u nterschritt seine persönliche Komfortzone und wohl auch ihre, wie ihm das immer hekt i sch er werdende Flattern unter seiner Hand verriet. Ihr Atem beschle u nigte sich und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Er sah es deutlich an der Stelle, wo di e Schlagader bläulich unter ihrer nahezu durchscheinenden Haut pulsierte – a ls wollte sie sich b e freien , so ängstlich, so verlockend …
Lorcan stieß die Luft aus, d ie er unbewusst bei diesem Anblick angeha l ten hatte . Er bekämpfte ein Verlangen, das er zu lange nicht mehr em p funden hatte , um es als natürlich hinzunehmen. Er spürte die Blicke seiner Mi t fahrer auf sich . Der Harridan besan n sich schnell eines Besseren, d rehte sich eine Kräuterz igare t te, die er nicht rauchen würde, da er wusste, wie sehr Lorcan das Zeug hasste. Cathal fand ke ine andere Beschäftigung und machte auch keine A n stalten, sich eine zu suchen. Er wählte nicht mehr den Umweg über den Spiegel, sondern saß halb in seinem Sitz um gedreht . Lorcan unterdrückte halbherzig ein instinktives Knu r ren . Cathals Augen verengten sich angesichts der Drohung , die in der Enge des W a geninneren zwischen ihnen hing. Lorcans Fänge schoben sich aus dem Zah n fleisch , e r wollte sie blecken, dem Krieger zeigen, was ihn erwartete, sollte er se i nen Anspruch in f rage stellen. Er beschränkte sich darauf, demonstr a tiv den Duft ihrer Haut ein zuatmen . Fänge blitzten zwischen Cathals Lippen he r vor .
Z u nah! , schrie Lorcans Verstand. Er meinte nicht Cathals Drohg ebärde in Reichweite seines Arm s. Sie war es, die ihm viel zu nah kam . Er stand dicht davor , seine Fänge in ihren Hals zu schla gen, n ur um Cathal zu zeigen, wem sie gehörte. E ntsetzt richtete er sich auf , n ahm seine Hand von ihren Auge n. Ihre Lider w a ren geschlossen, s ie atmete ruhiger und ihr
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