Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
»Eleanor hat mir erzählt, Ihr hättet heute Nachmittag ein angenehmes Gespräch geführt.« Das war eine recht forsche Bemerkung, aber sie hätte schwören können, dass die beiden signifikante Fortschritte machten. Der Kommentar ihrer Schwester war eher beiläufiger Natur gewesen, als sie sich zum Dinner umkleideten, hatte ihre Schwester nicht unbedingt einen frohlockenden Eindruck auf sie gemacht. Doch ihre Stimmung hatte sich verglichen mit den vergangenen Wochen gehoben, und sie hatte Cecily sogar erlaubt, sie zu überreden, ein smaragdgrünes Kleid zu tragen, das sie für gewöhnlich immer verwarf, weil sie den Ausschnitt zu tief fand. Cecily hatte von ihrer Schwester einen anklagenden Blick geerntet, weil sie die Zofe angewiesen hatte, es einzupacken. Aber das war es wert gewesen, denn Elle war beim Dinner von mehr als einem der anwesenden Männer bewundernd gemustert worden.
Viscount Drury atmete tief durch und schien eine Entscheidung zu treffen. »Ich habe mich gefragt, ob ich in die letzten Gespräche mit Eurer Schwester mehr hineininterpretiere, als ich sollte.«
Das war tatsächlich ein Fortschritt.
Sie war auf dem Gebiet der Kupplerin gänzlich ungeübt, aber darauf kam es wohl gar nicht mehr an. Cecily gab sich einfach Mühe, nicht allzu triumphierend auszusehen. »Eleanor ist heute Abend wirklich atemberaubend, findet Ihr nicht?«
»Das stimmt«, gab er zu. In seiner förmlichen Kleidung wirkte er sehr elegant und ungezwungen. Das blonde Haar war perfekt frisiert.
»Sie ist außerdem klug.«
»Auch in der Hinsicht bin ich Eurer Meinung.«
»Sie hat ein gutes Herz.«
Jetzt musste er doch grinsen. »Ich verstehe schon. Ihr mögt sie sehr, Lady Cecily.«
»Ich wollte damit nur sagen, dass sie, auch wenn sie ein paar Schwächen hat, für jeden Mann eine wunderbare Ehefrau abgeben würde.«
»Dann verstehe ich sie richtig? Ich gewinne nicht den falschen Eindruck?«
Nachdem Eleanor sich ihr anvertraut hatte, fiel es ihr viel leichter, darauf eine passende Antwort zu finden. »Ich denke, Ihr seid sehr einfühlsam, Mylord«, erklärte sie ihm und lächelte ruhig.
»Das hat man mir noch nicht allzu oft vorgeworfen«, meinte er spaßeshalber. »Ich würde eher behaupten, mit einer gewissen Blindheit geschlagen zu sein. Aber darf ich Euch danken, dass Ihr so ehrlich zu mir seid? Wollen wir jetzt wieder hineingehen?«
»Ja, das sollten wir wirklich tun.«
Als Jonathan sich wenige Augenblicke später zu ihr gesellte und ganz so aussah, als habe er ernsthaft vor, ihren früheren Verehrer um einen Kopf kürzer zu machen, knurrte er: »Du siehst sehr selbstzufrieden aus, meine Liebe. Ich finde, du solltest wenigstens versuchen, dieses selbstgefällige Grinsen zu verbergen.«
Sie blickte unter dem dichten Vorhang ihrer Wimpern zu ihm auf und versuchte, sich den Anschein zu geben, ganz und gar brav zu sein. »Seine Lordschaft hat mir nur seine Glückwünsche zu unserer Verlobung persönlich übermittelt.«
»Ach, wirklich? Ich habe euch zwei recht ernsthaft da draußen miteinander sprechen gesehen. Und?«
War er etwa eifersüchtig? Eigentlich machte er auf sie nicht den Eindruck. Zumal er sich nach dem kleinen Intermezzo am Fluss ziemlich sicher sein müsste, wem ihre Zuneigung galt.
»Er hat mich nach Eleanor gefragt.«
»Dann ist dir der Coup gelungen?« Sein Lächeln war warmherzig. Er trug das dunkle Haar für diese sommerliche Hausparty offen, es reichte bis an die Schultern. Die nicht ganz so strenge Kleidung passte gut zu ihm, und er verhielt sich ungezwungener, wenn er nicht von einer Krawatte gefesselt war. Ihre Großmutter kannte sich gut genug mit den Bedürfnissen junger Männer aus, um ihnen zu vermitteln, dass sie sich zu dieser späten Stunde nicht mehr ganz so förmlich geben mussten.
Wenn sie wüsste, wie unförmlich Jonathan und sie sich vorhin im Fluss gezeigt hatten …
Gott bewahre!
»Ich weiß nicht, ob man es schon als beschlossene Sache betrachten kann. Aber es ist zumindest ein guter Anfang gemacht.«
»Ich habe mir schon gedacht, dass euer Gespräch sich um dieses Thema dreht.«
»Ach, seid Ihr jetzt auch noch allwissend, Lord Augustine?«, neckte sie ihn. Sie war sich der Leute durchaus bewusst, die um sie herum saßen und zweifellos versuchten, jedes Wort ihres Gesprächs zu belauschen.
Er blickte sie an und beugte sich dann zu ihr herunter. Sein Atem wärmte ihre Schläfe. »Vielleicht bin ich das. Ich wusste nämlich in dem Augenblick, als ich dich gesehen habe,
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