Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
hatte.
Es war ja nicht so, als sei Eleanor früher nicht verführerisch gewesen. Er hatte nur nie so richtig gewusst, wie er mit seiner Reaktion auf sie umgehen sollte. Bei Cecily war das anders. Seit er ihr vorgestellt worden war, hatte er sich in ihrer Gegenwart wohl gefühlt. Ja, er mochte sie, wenngleich das nicht so erschütternd tief ging. Und es konnte kein Zweifel bestehen, dass auch Eleanors ruhige Schwester sehr schön war.
Dennoch hielt sie in seinen Augen keinem Vergleich mit ihrer Schwester stand, die in diesem Moment barfuß und nur mit Nachtgewändern angetan in seinem Schlafzimmer stand. »Warum seid Ihr hier?«, fragte er. Seine Stimme war vom Brandy belegt. »Euch muss doch bewusst sein, wie dumm das ist.«
Oh, vielleicht lag es gar nicht am Alkohol, den er konsumiert hatte. Sie war ihm so verführerisch nah … Nur eine Lampe brannte noch im Zimmer und verbreitete einen schwachen Lichtschein. Ihr Haar hatte die Farbe von warmem Honig. Obwohl er sich sonst nicht als so forsch kannte, wünschte er plötzlich, mit beiden Händen dieses seidig weiche Haar zu spüren.
Tatsächlich hegte er im Augenblick noch ein paar andere sehr unzüchtige Gedanken.
»Ich muss mit Euch reden.« Sie atmete tief ein, und ihre Brüste bebten sehr verführerisch unter dem Stoff, wie er nicht umhinkam zu bemerken. Im Gegenzug war ihr Blick auf seine nackte Brust geheftet.
Es war eigentlich nur gerecht, wenn sie ihn anstarrte. Zumindest hatte er nichts dagegen, wenn sie so lange keinen Anstoß daran nahm, von ihm angestarrt zu werden.
Irgendwie schaffte er es, etwas halbwegs Vernünftiges zu sagen. »Was kann denn nicht bis morgen Früh warten, um im anständigen Frühstückszimmer besprochen zu werden?«
»Ich …« Sie zögerte und schaute kurz beiseite. Dann straffte sie die Schultern. »Ich habe auf Euch gewartet.«
Sprachlos starrte Elijah sie an. Er fragte sich, ob das hier nur eine bizarre Halluzination war. »Auf mich gewartet?«
Obwohl ihre Wangen inzwischen knallrot waren, reckte Eleanor das Kinn. »Ich vermute, ich hätte das auch vornehmer ausdrücken können. Ich habe die ganze letzte Saison darauf gewartet, dass Ihr mich bemerkt, und …«
»Aber ich habe Euch bemerkt«, unterbrach er sie harsch. Das hätte er unter normalen Umständen bei einer wohlerzogenen Lady nie und nimmer getan. »Nehmt mich beim Wort. Ich habe Euch bemerkt.«
»Wenn das so ist, seid Ihr nicht besonders leicht zu durchschauen, Mylord.«
Die vergangenen Tage waren für ihn nicht besonders leicht gewesen, vielleicht lag es am Brandy, vielleicht einfach an ihrer Anwesenheit, dass er plötzlich genau wusste, was er wollte. Wie eine barfüßige Göttin war sie in seinem Schlafzimmer aufgetaucht. Sie hätte niemals zu dieser späten Stunde – oder jeder anderen Stunde – so zu ihm kommen dürfen. Vielleicht war es die Offenbarung, die er an diesem Nachmittag erfahren hatte, als er auf die Terrasse trat und sie dort sitzen sah. Ganz allein und nachdenklich hatte sie dort gesessen, unbestreitbar wunderschön im nachmittäglichen Sonnenlicht.
Er wollte sie. Mit ihrer offenen Art und ihren Ansichten war sie alles andere als die Art Frau, die man in seinen Kreisen bevorzugte, nicht ohne Grund war sie in ihrem ersten Jahr nicht verheiratet worden …
Weil sie gewartet hatte. Auf ihn. Was konnte er mehr von einer Frau erhoffen?
»Ist das deutlich genug?«, fragte er und überwand die zwei Schritte, die sie trennten.
Er küsste sie. Es konnte kein Missverständnis mehr geben, jetzt nicht. Er schloss sie in die Arme und senkte den Kopf, um seinen Mund auf ihren zu legen. Erst wurde Eleanor vor Überraschung ganz steif in seinen Armen, doch zu seiner Genugtuung gab sie im nächsten Moment schon nach und schmiegte sich an ihn.
Er war ganz sicher nicht der wilde Earl, aber diese lange, intensive Umarmung barg zumindest etwas Ursprüngliches. Und als er schließlich den Kopf hob, erkannte er, dass es befriedigender war, als er gedacht hätte, hin und wieder nicht allzu höflich zu sein.
Eleanor, die sehr hilfsbereit die Arme um seinen Hals gelegt hatte, blickte ihm tief in die Augen. Auf ihre direkte Art bemerkte sie: »Ich glaube, ich verstehe Euch ganz genau, Mylord. Aber bitte, erklär es mir noch einmal.«
Kapitel 26
Ein neuer Morgen dämmerte bereits herauf. Rote Streifen durchzogen den Himmel, und er wachte zu dieser frühen Stunde auf, weil er die meiste Zeit seines Lebens unter freiem Himmel verbracht hatte. Er lebte mit den
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