Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
Und hoffentlich teilten auch Cecily und Lord Augustine bald ein Geheimnis, wenn sie zum Schein ein Verlöbnis eingingen.
»Manche Geheimnisse kann man bewahren, wenn die Beteiligten vorsichtig sind«, erklärte sie.
»Vielleicht. Aber darf ich Euch vielleicht darauf hinweisen, dass es sich um einen wenig originellen Trick handelt? Ich kenne euren Vater nicht, aber ich vermute, er ist ein aufgeweckter Mann. Wenn er weiß, dass Ihr Drury nicht heiraten möchtet, und Ihr ihm stattdessen zeitnah einen anderen passenden Bräutigam präsentiert – wobei ich immer noch bezweifle, ob ich ein passender Kandidat bin –, um die Verlobung zu verhindern, wird er vermutlich misstrauisch. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass es anscheinend allgemein bekannt ist, dass ich nicht plane, länger als notwendig in England zu bleiben. Ich bezweifle, ob er Euch einen Ozean weit weg haben will. Ich habe eine Tochter, und ich würde das bestimmt nicht wollen.«
Warum die Erwähnung seiner Tochter sie so sehr quälte, wusste Cecily nicht so genau. Sie hatte aber plötzlich die Vorstellung, wie sie ein wunderschönes, dunkelhaariges Baby in den Armen wiegte. Sie musste sich erst sammeln, ehe sie kühler als beabsichtigt antwortete: »Dann lehnt Ihr es also ab, mir zu helfen, Mylord?«
»Nennt mich beim Vornamen. Wenn Ihr so förmlich seid, fühle ich mich noch viel mehr wie ein Fremder.«
»Wie Ihr wünscht.« Sie hatte bisher keinen Gedanken daran verschwendet, wie er sich wohl fühlte, da er in England weilte und in den Kreisen der Aristokratie verkehrte. Aber im Grunde hatte er recht – man akzeptierte ihn hier nicht so, wie er war.
»Ich habe nicht gesagt, ich würde Euch nicht helfen.« Seine Stimme klang merklich sanfter. »Ich glaube einfach, wir sollten uns eine bessere Strategie zurechtlegen.«
Sie gingen eine Zeitlang schweigend nebeneinander her. Nur das Rattern einer vorbeifahrenden Kutsche durchbrach die Stille. Wenigstens würde das spärliche Licht sie zweifellos davor bewahren, dass man sie miteinander sah und erkannte.
Zumindest hoffte sie das. Sie hatte sich auf ein riskantes Spiel eingelassen, denn er schien immer noch nicht gewillt zu sein, ihr eine klare Antwort zu geben. War sie wirklich so unerfahren, dass sie die beiden hitzigen Bemerkungen, die er ihr ins Ohr geflüstert hatte, als ein Interesse missgedeutet hatte, das er gar nicht für sie hegte? Er hatte außerdem mit geradezu schmeichelhafter Bereitwilligkeit zugestimmt, mit ihr zu reden, obwohl er gewusst haben musste, dass dieses Gespräch riskant war.
Cecily hielt den Atem an und sagte nichts. Es blieben nur noch zwei Straßen, vielleicht auch weniger, bis sie wieder das Anwesen erreichten, und dann …
»Ich bin einverstanden. Aber ich habe zwei Bedingungen.«
In einem nahegelegenen Stadthaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite war eine andere Feier im Gange. Licht und Gelächter strömten aus den offenen Fenstern. Jonathan blieb stehen und zog sie in den Schatten, den ein Baum mit tiefhängenden Ästen bot, der hinter einem reich verzierten Eisenzaun stand.
Seine Gegenwart in der fast vollständigen Dunkelheit überwältigte sie. Er ließ sie spüren, wie klein und schmal sie neben seinem großen und breitschultrigen Körper war, wie verletzlich … Dennoch fühlte sie sich bei ihm sicher. Allein würde sie niemals zu dieser Nachtstunde durch die Straßen Londons laufen, doch mit Jonathan Bourne an ihrer Seite hatte sie nicht einen Gedanken an ihre eigene Sicherheit verschwendet.
Außer dass sie fand, er könnte ihr gefährlich werden.
Lange Finger strichen über ihren Hals und hoben ihr Kinn an, während er den Kopf zu ihr senkte. Sein Atem flüsterte auf ihren Lippen. »Erstens: Ich will das hier jederzeit tun dürfen, wenn wir alleine sind.«
Die Berührung seines Mundes war plötzlich heiß und seidig weich. Seine Lippen verschmolzen langsam mit ihren, Cecily hielt den Atem an und schob ihre Hand von seinem Unterarm hinauf zum Oberarm. Sie spürte die harten Muskeln, die sich unter ihren Fingern wölbten. Er küsste sie langsam, und es war vollkommen anders, als sie sich diesen Moment immer vorgestellt hatte. Inniger und erschütternder war es, und als seine Hand sich in ihr Kreuz drückte und er sie an sich zog, gehorchte sie. Ihr Verstand setzte aus, als ihre Brüste gegen seine Brust gedrückt wurden. Selbst mit den Kleidungsschichten zwischen ihnen war diese Berührung schrecklich gewagt.
Aber zugleich war es auch
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