Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
anfühlte. Das war ein merkwürdiges Gefühl, denn Cecily hatte keine Ahnung, was genau passiert war.
Im nächsten Moment wurde zumindest diese Frage geklärt, denn der Mann, der sie fest an sich gedrückt hielt, erklärte: »Ein Rad ist gebrochen.«
Irgendwie schaffte er es, sich aufzurichten und gegen den geneigten Sitz zu lehnen, ohne sie loszulassen. Beinahe mühelos stieß er die Tür auf und kletterte heraus. Als er sie behutsam auf die Straße stellte, schaute er sie prüfend an. »Seid Ihr verletzt?«
»Nein.« Sie war etwas zittrig, befand Cecily. Sie stand neben der eleganten Equipage, die im Moment gefährlich zur Seite geneigt auf der gepflasterten Straße stand. Aber ihr Zittern hatte nicht viel mit dem Unfall zu tun. Räder brachen gelegentlich. So etwas passierte. Es wäre jedoch besser gewesen, wenn es nicht ausgerechnet jetzt passiert wäre, während sie sich heimlich mit dem berüchtigten, wilden Earl traf.
Eleanor hätte ihr jetzt auf ihre unnachahmlich direkte Art erklärt, dass das Leben selten in den vorhersehbaren Bahnen verlief. Sie wäre eine verfluchte Närrin, wenn sie das glaubte.
»Ihr seid sicher, dass Ihr unverletzt seid?«, wollte der Earl wissen.
»Mir geht es gut«, versicherte sie ihm.
Der Kutscher, ein junger Mann, der aufgrund des Unfalls sehr viel beunruhigter schien als der Earl, erklärte: »Ich schwöre, Mylord, Mr Bourne mag es, wenn ich so fahre. Ich habe die Kutsche erst heute Morgen eingehend geprüft, und da war nicht einmal ein kleiner Bruch am Rad.«
»So etwas passiert.« Jonathan berührte den Mann sogar an der Schulter, um ihn zu beruhigen. »Suchen Sie sich jemanden, der Ihnen bei der Reparatur hilft, und sagen Sie James, er soll mir die Rechnung schicken.«
Der junge Mann murmelte offenbar erbost etwas vor sich hin. Dann nickte er und kroch unter die Kutsche, um den Schaden zu begutachten.
»Ihr seht ein wenig blass aus.«
»Das liegt nur am Mondlicht«, versicherte Cecily ihm. Ihre Stimme klang in ihren Ohren reichlich dünn, weil sie sich zugleich wieder daran erinnerte, wie er sie in die Arme geschlossen hatte, um sie vor dem Aufprall zu schützen. In ihrem Leben war sie bisher noch nie einem Mann so nahegekommen. Sie räusperte sich. »Aber ich bin nicht sicher, ob unsere Rückkehr zum Ball so unbemerkt bleiben wird, wie wir hoffen.«
»Freddy könnte für uns nach einer Mietdroschke suchen, ehe er einen der anderen Kutscher holt, der ihm bei der Reparatur zur Hand geht.« Er schien es gewohnt, Befehle zu erteilen, und nach dem Unfall wirkte er gänzlich unbeschadet, wenn man von seiner leicht verrutschten Krawatte absah. Er war durch und durch ein Aristokrat, auch wenn er darüber aufgrund seiner Herkunft anders denken mochte. »Zum Glück sind wir nicht allzu weit vom Ball entfernt. Wir könnten zu Fuß gehen. Allerdings würde es nicht unbemerkt bleiben, wenn wir gemeinsam zurückkommen. Es könnte andererseits eine Weile dauern, bis der junge Freddy uns eine zweite Kutsche besorgt hat.«
Entweder war er bemerkenswert unbeeindruckt von der Zwangslage, in die sie geraten waren, oder er ging jede Situation mit so einem entschlossen autoritären Auftreten an. »Das wäre alles nicht so eine große Katastrophe«, betonte Cecily, »wenn wir verlobt wären. Es ist ein angenehmer Abend, und je länger wir verschwunden bleiben, umso größer ist die Gefahr, dass unser Ausflug im Desaster endet.«
Sein zerzaustes Haar umrahmte das Gesicht und betonte noch die männliche Schönheit seiner Züge. Dichte Wimpern umrahmten diese wunderbar dunklen Augen. Er blickte sie prüfend an, doch dann bot er ihr höflich seinen Arm. »Ihr scheint wirklich sehr darauf zu setzen, diese unorthodoxe Vereinbarung mit mir zu treffen.«
Sie hatte seit dem Treffen mit ihrem Vater über nichts anderes mehr nachgedacht als darüber, wie sie einer Verlobung mit Drury aus dem Weg gehen konnte, und bisher war ihr keine andere Idee gekommen. Ihr Vater wünschte, dass sie sich gut verheiratete, und Lord Drury war offensichtlich entschlossener, als sie zuerst gedacht hatte. Sie hatte ihrem Vater gegenüber behauptet, Jonathan sei gar nicht ehrlich an ihr interessiert, aber sie dachte, sie könnte ihm diesen Sinneswandel erklären, indem sie behauptete, zu dem Zeitpunkt noch nichts über die wahren Gefühle des Earl of Augustine gewusst zu haben. Angesichts des anhaltenden Geredes über sie beide glaubte sie, ihre Familie werde über diese neue Entwicklung nicht allzu überrascht
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