Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
verführerisch. Sein Geruch ließ sie an die Sommer auf dem Land denken. Er roch frisch und sauber, seine Zunge, die über ihre Unterlippe strich und schließlich in ihren Mund schlüpfte, rief bei ihr eine Vielzahl von Reaktionen aus. Keine davon hatte sie bisher je empfunden, es war eine lichte Mischung aus Erregung und Staunen.
Als er den Kuss schließlich unterbrach, hatte sich ihre Atmung beschleunigt. Sie war sprachlos und erschüttert. Ein Teil von ihr fragte sich, ob er dasselbe empfand, denn er sagte nichts, sondern musterte sie stattdessen, als sei er nicht sicher, was gerade passiert war. Schließlich fragte er heiser. »Bist du einverstanden?«
Sie hatte immerhin noch so viel Verstand, mit einer Gegenfrage zu antworten: »Was ist die zweite Bedingung?«
»Ich kann mich nicht erinnern«, murmelte er und küsste sie erneut.
Kapitel 9
Jonathan war sich durchaus der nächtlichen Dunkelheit bewusst, die alles zu verschleiern vermochte. Aber sie waren auf offener Straße, und um sie waren die Häuser allesamt bewohnt. Er registrierte jeden Windhauch und jede einzelne Nuance der Geräusche, die eine Stadt wie diese bei Nacht produzierte, und war sich der lauernden Gefahren bewusst.
Ein ganz anderer Teil von ihm, der sogar an diesem völlig abwegigen Ort vor Erregung hart wurde, flehte ihn an, sich von sämtlichen Problemen bei der Durchführbarkeit nicht beeindrucken zu lassen.
Verflucht sei sein praktisches Denken.
Gefahr. Sein Verstand flüsterte ihm selbst jetzt dieses Wort ein, während er die Frau in seinen Armen schmeckte und berührte. Ihr Duft war betörend wie der von Blumen nach einem warmen Frühlingsregen. Sie schmeckte so süß, nach Minze und Wein. Ihre Lippen waren weich und drückten sich köstlich gegen seine. Als er sich das zweite Mal von ihr löste, hielt sie die dichten, langen Wimpern gesenkt, und sie warfen Schatten auf die geröteten Wangenknochen. Ihre beschleunigte Atmung war deutlich zu sehen, da sich ihre Brüste gegen seine Brust hoben und senkten.
Als sie schließlich die Augen öffnete, wünschte er, sie wären an einem anderen, besser beleuchteten Ort, an dem er diese lohfarbenen Tiefen besser ausloten konnte. Sie hatte seinen Kuss erwidert, daran bestand für ihn kein Zweifel. Er hatte genug Erfahrung, um zu wissen, wann eine Frau mit nachgiebiger Bereitschaft reagierte. Und ihm hatte dieser Kuss auf jeden Fall auch gefallen. Die rasch einsetzende Erektion war ein Beweis dafür. Doch das war nicht, was ihn quälte.
Er hätte das nicht tun dürfen. Es war das eine, sich insgeheim zu fragen, wie es wohl wäre, die wunderschöne Lady Cecily zu küssen. Es war etwas völlig anderes, es tatsächlich zu wissen.
Obwohl ihm klar war, dass er soeben einen gravierenden Fehler begangen hatte, ließ er sie nur widerstrebend los.
Sie machte einen winzigen Schritt nach hinten. Ihre hübschen Gesichtszüge waren in schwaches Licht getaucht, und sie ergriff als Erste das Wort. »Wie … nun, wie steht es jetzt mit unserer Vereinbarung, Mylord?«
Die britischen Aristokraten würden ihn vermutlich immer wieder erstaunen. Sie war noch ganz erhitzt von ihrem ersten Kuss – nun gut, es war immerhin ein mehr als befriedigender Kuss gewesen –, und trotzdem schaffte sie es, wahrhaft majestätisch Haltung zu wahren. Das amüsierte und beeindruckte ihn gleichermaßen. »Ich bin nicht ganz sicher, aber ich habe eine ungefähre Vorstellung davon«, sagte er, als er sie auf die offene Straße zurückführte, damit sie wieder zum Anwesen zurückkehrten, wo der Ball noch immer gut besucht war.
Allerdings nur eine sehr vage Vorstellung … Warum erkläre ich mich überhaupt einverstanden?
Genau das hatte er soeben getan.
Als sie dem Anwesen bereits so nahe waren, dass sie die ersten Lichter und die geschwungene Einfahrt sehen konnten, zementierte er den schrecklichen Fehler dieses Abends noch: »Wenn wir das hier wirklich tun, werdet Ihr Euch an Euren Teil des Handels halten müssen.«
»Meine Großmutter wird Eure Schwestern protegieren, habt keine Sorge.« Ihr Profil war perfekt und klar, ihre bewundernswerte Haltung hatte sie zurückerlangt. Das zarte Orange ihres Kleids schimmerte im schwachen Licht.
»Das meinte ich nicht. Ich bezog mich auf die Bedingung, Euch küssen zu dürfen.«
Sie presste die weichen Lippen, die er jetzt noch zu schmecken glaubte, fest zusammen. Wer weiß, was sie ihm geantwortet hätte, wenn nicht in diesem Augenblick eine männliche Stimme ihr Gespräch
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