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Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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den Schmerz, den sie durch ihre aufrechte Haltung zu verbergen versuchte. Als sie seinen Blick ungerührt erwiderte und trotzig den Mund zusammenkniff, ohne auch nur zu wanken, erinnerte sie ihn nur allzu deutlich an seinen Vater. Jonathan erinnerte sich gut an ihn. Nachdem er sorgfältig über ihre Worte nachgedacht hatte, antwortete er: »Warum gehst du dann nicht einfach mit mir zusammen zu einigen Veranstaltungen? Niemand wird dich schneiden, und du kannst einfach die Zeit dort genießen.«
    Ihr Morgenrock hatte eine hellblaue Farbe, die zu ihren Augen passte, sie raffte ihn jetzt um sich und knotete den Gürtel fester. »Weil ich trotzdem wissen werde, dass sie hinter meinem Rücken die Köpfe zusammenstecken.«
    »Sie scheinen auch hinter meinem Rücken die Köpfe zusammenzustecken«, erklärte er ihr fest. »Und ich denke nicht daran, mein Leben davon diktieren zu lassen. Lass sie doch reden. Wenn meine Herkunft so anstößig ist, soll es halt so sein. Mich trifft das nicht.«
    Die Lippen seiner Schwester bebten. Es war nur ein ganz leises Zittern, das kaum merklich war, aber ihm entging nicht das Beben ihrer schmalen Schultern. »Ihr könnt nichts für Eure Eltern.« Sie schluckte, doch wandte sie den Blick nicht ab. »Meine Schande habe ich selbst verschuldet. Man kann das eine also kaum mit dem anderen vergleichen. Respektiert doch bitte meinen Wunsch, dem Gerede um meine Person aus dem Weg zu gehen, und lasst mich in Ruhe.«
    Das war kaum sein Fachgebiet, aber er stellte fest, dass er es zu seinem Erstaunen trotzdem versuchen wollte, obwohl sie sich ihm widersetzte. »Dann träumst du nicht davon, einen Mann zu finden und eine Familie zu gründen? Meiner Erfahrung nach wünschen das die meisten Frauen.«
    »Das ist ungerecht.« Ihre Stimme wurde schneidend.
    »Erklär mir doch bitte, warum ich ungerecht bin, nur weil ich das Offensichtliche ausspreche.«
    »Ich wünsche nicht, darüber zu diskutieren.«
    »Ich schon.«
    »Und Ihr tut immer, was Euch gefällt.«
    Er wollte sich wirklich nicht mit ihr streiten. »Nein«, erwiderte er nach einem Moment des Nachdenkens. »Das tue ich nicht. Ich wünschte, ich könnte es. Aber ich habe große Verantwortung übernommen, und diese Verantwortung verlangt von mir, mich zurückzunehmen. Darum geht es aber nicht. Man kann sich ganz bewusst für das Glück entscheiden. Meine Tante hat mir vor langer Zeit beigebracht, dass wir die spirituellen Geschenke, die uns das Leben bietet, annehmen oder ausschlagen können, je nachdem, wie wir unser Leben leben. Der ärmste Bauer kann sich an dem Erblühen der ersten Blumen im Frühling erfreuen, und der wohlhabendste Aristokrat kann den Tag verfluchen, an dem er geboren wurde, weil jemand sein Zartgefühl kaum merklich verletzt. Meine Tante ist eine sehr kluge Frau. Um Gelassenheit zu erlangen, müssen wir das Leben nicht als etwas betrachten, das durch die Welt um uns herum beschränkt wird, sondern als etwas, das wir selbst gestalten können. Wir müssen eben akzeptieren, dass der Maßstab für jeden ein anderer ist.«
    »Das ist leichter gesagt als getan«, erklärte seine Schwester ihm rundheraus. »Ihr seid ein privilegierter Mann.«
    »Es war nicht so leicht zu behaupten«, erwiderte er, »weil ich genau wusste, dass du darauf so antworten wirst. Ich versuche nicht, dir irgendwelche Vorträge zu halten, sondern möchte nur über die Situation reden. Sind wir uns da so uneinig?«
    Lillian wandte nun endlich den Blick ab und starrte auf das Porträt, das über dem Kamin hing. Das Gemälde zeigte eine junge, hübsche Frau mit blondem Haar und einem Spaniel zu ihren Füßen. Ein Lächeln lag auf ihrem perfekten, ovalen Gesicht.
    Er erkannte das Gemälde. Es handelte sich um die zweite Frau seines Vaters. Die wunderschöne Lady Ruthanne war durch und durch die perfekte, englische Countess gewesen. Da Jonathan schon in sehr jungen Jahren gespürt hatte, dass er im neuen Haushalt seines Vaters nicht mit offenen Armen willkommen geheißen wurde, hatte er sie nie besonders gut kennenlernen können. Und jetzt, als erwachsener Mann, verstand er zumindest bis zu einem gewissen Grad, warum das so war. Seine Mutter war die erste Frau gewesen, und sein Vater hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass sie immer die Liebe seines Lebens gewesen war.
    Deshalb konnte er es sich bestimmt leisten, Lillian gewisse Freiheiten zu gestatten. Besonders, da er nur raten konnte, was genau damals passiert war, denn er war zu dem Zeitpunkt nicht hier

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