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Verlockung der Nacht

Verlockung der Nacht

Titel: Verlockung der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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langen, forschenden Blick zu. »Du weißt ziemlich genau über seine Todesumstände Bescheid, was?«
    Elisabeth erwiderte seinen Blick. In ihrem transparenten Zustand erschienen ihre Augen mittelblau, sodass ich mich fragte, ob sie, wie die von Tate, zu ihren Lebzeiten indigofarben gewesen waren.
    »Ja, ich war es, die sein Pferd erschreckt hat«, verteidigte sie sich. »Ich wollte Rache für das, was er mir angetan hat, und außerdem den Tod weiterer Frauen in der Stadt verhindern, zu der er unterwegs war.«
    »Gut gemacht«, lobte ich sie. Falls sie damit gerechnet hatte, für ihre Tat verurteilt zu werden, kannte sie mich schlecht. Und Bones auch. »Ich wünschte, ich könnte dir die Hand schütteln.«
    »Ich auch«, meinte Bones und hob hochachtungsvoll sein Whiskeyglas.
    Einige Augenblicke lang starrte Elisabeth uns an. Dann erhob sie sich sehr langsam, schwebte auf mich zu und streckte mir die Hand entgegen.
    Unbehaglich rutschte ich auf der Couch hin und her. Sie hatte wohl noch nichts von metaphorischer Ausdrucksweise gehört. Dann hielt ich ihr meine Hand hin und sagte mir, dass ich ja auch die anderen Geister zur Begrüßung durch mich hindurchschweben ließ. Als ihre Hand sich jedoch um meine schloss, verspürte ich nicht das typische Prickeln, und auch meine Finger gingen nicht geradewegs durch sie hindurch. Es war unglaublich; eine eisige Hand drückte meine, so leibhaftig wie mein eigener Körper.
    »Verdammte Scheiße !«, rief ich und sprang auf. Fauchend, weil er so unsanft aufgescheucht worden war, sprang der Kater von meinem Schoß.
    Elisabeth stand plötzlich in leuchtenden Farben vor mir, als wäre ein verwaschenes Fernsehbild plötzlich in HD zu sehen. In ihrem Haar, das ich für unscheinbar braun gehalten hatte, glänzten satte Kastanientöne, und ihre Augen waren so tiefblau, dass sie aussahen wie die See um Mitternacht. Sogar eine leichte Röte lag auf ihren Wangen, was ihren Pfirsichteint noch betonte.
    »Ach du Scheiße«, murmelte Bones, der ebenfalls aufgestanden war. Er packte Elisabeth beim Arm, und in seinem Gesicht spiegelte sich mein Entsetzen, als seine Finger sich um festes Fleisch schlossen, statt durch eine Energiewolke zu gleiten.
    »Ich habe ja gesagt, dass einige meiner Art stärker sind als andere«, murmelte Fabian hinter Elisabeth.
    Und das war kein Witz, was?, dachte ich benommen, während ich nicht aufhören konnte, Elisabeths äußerst kalte, äußerst körperliche Finger zu drücken, um auch ganz sicher zu gehen, dass sie feste Form hatten.
    Doch gleich darauf spürte ich ein energetisches Ploppen in der Atmosphäre, als wäre ein unsichtbarer Ballon geplatzt. Meine Haut begann zu prickeln, während die Hand, die ich umfasst hatte, verschwand. Im nächsten Augenblick verblassten Elisabeths Farben, und der Arm, den Bones gehalten hatte, zerschmolz in seinem Griff, sodass seine Finger – wie meine – nur noch die transparenten Umrisse eines Körpers umfingen, der nicht mehr da war.
    »Ich kann mich höchstens für ein paar Minuten materialisieren, und es ist sehr anstrengend«, erklärte Elisabeth, als wäre ihr Kunststück nicht unglaublich genug. »Kramer ist trotzdem stärker als ich.«
    Irgendwie schien mein Verstand Schwierigkeiten zu haben, alles zu verarbeiten, was ich gerade erlebt hatte. »Kramer? Du hast doch gesagt, der wäre vor Jahrhunderten umgekommen.«
    »Ist er ja auch«, antwortete Elisabeth erschreckend grimmig. »Aber in der Nacht vor Allerheiligen geht er jedes Jahr wieder um.«

4
    Hätte jemand eine Stecknadel im Zimmer fallen lassen, hätte das Geräusch die plötzliche Stille zerrissen wie eine Bombenexplosion. Ich konnte mir schon vorstellen, was Elisabeth mit »er geht wieder um« gemeint hatte, da es mir aber als zu weit hergeholt erschien, musste ich nachhaken.
    »Nachdem dieser mordlüsterne Mistvogel also abgekratzt war, hat er sich in einen Geist verwandelt, der jedes Jahr an Halloween feste Gestalt annimmt?«
    Bei Mistvogel runzelte Elisabeth verwirrt die Stirn, beantwortete den Rest meiner Frage aber, ohne zu zögern.
    »Soweit ich weiß, kann Kramer sich erst seit ein paar Jahrzehnten einen ganzen Abend lang materialisieren.«
    »Warum nur an Halloween?« Klar, viele Menschen feierten an diesem Datum die Geister, Ghule, Vampire und ähnliche fantastische Kreaturen, aber die wenigsten glaubten ernsthaft daran, dass es sie gab.
    »An diesem Tag ist die Grenze zwischen den Welten am durchlässigsten«, antwortete Bones. »Das Samhain-Fest

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