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Verlockung der Nacht

Verlockung der Nacht

Titel: Verlockung der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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mit leiser Stimme allerdings, weil ich nicht wusste, wie weit Fabian und Elisabeth entfernt waren.
    Bones’ Lachen floss über mich hinweg, dunkel und voller Verheißung. »Das bin ich, was ich auch beweisen werde, sobald wir im Bett sind.«
    Ich war zwar müde, hatte zu viel im Kopf und um die Ohren, aber nur ein Idiot hätte eine solche Einladung ausgeschlagen.
    »Mach schnell«, flüsterte ich und rannte die Treppe hinauf.

5
    Ich ließ das iPad in meinen Schoß fallen.
    »Was für ein krankes, geistesgestörtes Arsch loch!«
    Bones warf mir einen Blick zu und sah dann wieder auf die Straße. »Ich habe dir doch gesagt, du sollst es nicht lesen.«
    Na ja, es war eine lange Fahrt bis Washington, D . C . Ich hatte das Buch auf mein iPad heruntergeladen; vor einer Jagd machte ich mich immer erst über meine Opfer schlau. Zwar hatte ich schon vermutet, dass der Malleus Maleficarum voll von abergläubischem Gewäsch sein würde, aber es war mehr als ein perfides Traktat. Das wurde mir jetzt klar. Ich wusste nicht, was ich schlimmer fand: die Thesen, die Kramer darin verbreitete, oder das Wissen, dass es mehrere Jahrhunderte und unzählige Morde gebraucht hatte, bis der Durchschnittsbürger aufhörte, an all das zu glauben.
    »Die Beschuldigten hatten keine Chance«, regte ich mich auf. »Um Beweise hat sich niemand geschert. Man brauchte nur so ein ›Gefühl‹ zu haben, dass irgendwer eine Hexe ist, und schwups konnte ein Inquisitor die Betreffende einbuchten. Geständnisse wurden durch die Folter erwirkt – die, wie ich hinzufügen möchte, bis ins abscheulichste Detail beschrieben ist –, und selbst wenn die Angeklagte vor der Folter noch ein Geständnis ablegte, folterte man sie zur ›Sicherheit‹ doch noch. Schaffte jemand es, der Folter zu widerstehen , kam er auf den Scheiterhaufen, weil er angeblich keine Reue gezeigt hatte. Jesus!«
    Ein Schnauben von Bones. »Glaube kaum, dass der etwas damit zu tun hatte, Süße.«
    »Bestimmt nicht«, murmelte ich. Die Religion hatte nur als Vorwand gedient, Macht und Verderbtheit waren die wahren Schuldigen. »Hast du gewusst, dass Kramer Frauen als Grund allen Übels auf Erden ansah, von Impotenz bis hin zu Missernten? Und dann ist er ja noch ganz besessen von der Erbsünde, die Frauen zu unersättlichen Sexmonstern macht.«
    Bones’ Lippen kräuselten sich. »Willst ihn schon gern kaltmachen, was?«
    »Oh, und wie.« Es juckte mich in den Fingern, so sehr wollte ich Kramer an die Gurgel. Allerdings nahm er lediglich zu Halloween, wenn er seine jüngsten Opfer bei lebendigem Leibe verbrannte, körperliche Gestalt an, und dann würde es bereits zu spät sein. Ich musste mich damit begnügen, mir eine Möglichkeit einfallen zu lassen, ihn auszuschalten, solange er noch transparent war, und Zerstückelung kam da wohl – leider – nicht in Frage.
    Der Blick, den Bones mir zuwarf, sagte, dass er wusste, was in meinem Kopf vorging. Vielleicht hatte er aber auch nur gesehen, wie ich die Hände zu Fäusten geballt hatte.
    »Kopf hoch, Kätzchen. Vielleicht findet der Typ, zu dem wir fahren, eine besonders brutale Möglichkeit, den Mistkerl ein für alle Mal zu bannen.«
    »Du scheinst das Ganze ja recht locker zu nehmen«, meinte ich etwas entrüstet, als mir die Unbekümmertheit in Bones’ Tonfall und Aura auffiel.
    »Warum auch nicht? Wir sind seit Jahren zum ersten Mal an einem stabilen Punkt in unserer Beziehung angekommen, niemand versucht aktiv, uns umzubringen, und unsere engsten Freunde sind glücklich. Donnerwetter, Kätzchen, wenn ich noch entspannter wäre, bräuchte ich eine Zigarette.«
    Ich wollte ihn gerade darauf aufmerksam machen, dass unsere Situation kaum als rosig zu bezeichnen war, wenn man bedachte, dass mein Onkel in einer Zwischenwelt festsaß, Madigan bestimmt bald Ärger machen würde und ein mordlustiger Geist die Gegend unsicher machte, aber dann besann ich mich. Würde es im Leben nicht immer irgendwelchen Stress geben? Wenn ich nicht lernte, das Positive zu genießen – und Bones hatte wirklich viel Positives aufgezählt –, würde ich mein Leben lang das Gefühl haben, mein Glas sei halb leer statt halb voll.
    »Du hast recht«, sagte ich und streckte die Hand aus, um Bones’ Oberschenkel zu drücken. »Es ist noch nie besser gelaufen.«
    Bones nahm meine Hand, zog sie an seinen Mund und ließ die Lippen in einem gehauchten Kuss über meine Fingerknöchel streichen.
    Wir würden immer wieder Herausforderungen gegenüberstehen, aber

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