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Verlockung der Nacht

Verlockung der Nacht

Titel: Verlockung der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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stammt aus einer Zeit, lange bevor die Menschen es zu einem Feiertag gemacht haben, an dem man Süßigkeiten verteilt und sich verkleidet.«
    Elisabeth verzog den Mund. »Kramer hat keine Ahnung, was für eine Ironie es ist, dass er seine Kräfte an einem Abend erhält, der der ketzerischen Götzenanbetung gewidmet ist. Er glaubt noch immer, er handle im Auftrag Gottes, als hätte der Allmächtige nicht deutlich genug gemacht, dass er mit Kramer nichts zu schaffen haben will.«
    »Und was macht er an Halloween?« Sich verkleiden und Süßigkeiten erbetteln sicher nicht, darauf hätte ich jeden Tropfen meines Blutes verwettet.
    »Er entlockt drei Frauen, die zu entführen er einen menschlichen Komplizen gezwungen hat, das ›Geständnis‹, Hexerei zu betreiben, und verbrennt sie dann bei lebendigem Leibe«, antwortete Elisabeth mit schmerzvoller Miene.
    Jetzt war es offiziell. Ich wollte einen Geist umbringen, was ich noch vor zwanzig Minuten weit von mir gewiesen hätte. Das Problem war, dass ich mich auf Vampire und Ghule spezialisiert hatte. Nicht auf Wesen, die schon richtig tot waren.
    »Wie lange im Voraus besorgt er sich einen Komplizen, der die Frauen für ihn entführt?«, wollte Bones wissen.
    »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete Elisabeth. Sie wandte den Blick ab, als würde sie sich schämen. »Eine Woche vielleicht? Über die Jahrhunderte hinweg habe ich Kramer so gut wie möglich verfolgt und versucht, eine Möglichkeit zu finden, ihm den Garaus zu machen, aber er ist gerissen und entwischt mir jedes Mal.«
    Ja, jemand, der sich jederzeit in Luft auflösen konnte, war sicher verteufelt schwer zu verfolgen, selbst für ein anderes Gespenst. Ihm nachzuspionieren war vermutlich so, als wollte man versuchen, dem Wind Handschellen anzulegen.
    Was eine weitere Frage aufwarf. »Du sagtest doch, viele andere Gespenster würden dich als Ausgestoßene ansehen, weil du versucht hast, einen deiner Art umzubringen, wobei es sich offensichtlich um Kramer handelt. Wie, äh, hast du es denn versucht?« Im Geist sah ich sofort zwei transparente Gestalten vor mir, die versuchten, einander zu erwürgen.
    »Über die Jahrhunderte hinweg habe ich mehrere Medien kontaktiert und sie von Kramers Boshaftigkeit überzeugt, in der Hoffnung, eins von ihnen könnte ihn bannen. Sie haben es auch auf alle möglichen Arten versucht, sind aber stets gescheitert. Als sich herumsprach, was ich getan hatte, wurde ich von vielen meiner Art gemieden … mit wenigen Ausnahmen, wie zum Beispiel Fabian.«
    Das Lächeln, das Elisabeth dem anderen Gespenst zuwarf, war so vielsagend, dass ich mir allein beim Zusehen aufdringlich vorkam. Womöglich war Fabians Interesse an Elisabeth gar nicht so einseitig.
    »Kramer ist ein gemeiner Mörder. Warum wollen die anderen Gespenster nicht auch seinen Tod?«, fragte Bones, der sich mehr fürs Praktische interessierte.
    »Denk doch mal nach«, meinte Fabian, der sich nur langsam von Elisabeths Anblick losreißen konnte. »Die meisten Menschen können uns nicht sehen, Vampire und Ghule ignorieren uns, und alle nur vorstellbaren Götter haben uns zurückgewiesen. Wir haben nur uns. Die meisten können Elisabeths Motive vermutlich nachvollziehen, aber der Versuch, einen Angehörigen der eigenen Art zu ermorden, wird ungeachtet der Gründe als Gräueltat betrachtet.«
    »Aber nicht von dir«, sagte ich, stolz auf Fabian, der gegen diese verschrobene Gespensterversion von diplomatischer Immunität rebellierte.
    Fabian senkte den Kopf. »Vielleicht hängen manche Geister ja mehr an ihrer verlorenen Menschlichkeit als andere.«
    Nein , dachte ich. Wer wie du strenge moralische Grundsätze hat, tut das Richtige, egal, ob er aus Fleisch und Blut oder aus Nebel besteht.
    »Kramer tötet erst seit ein paar Jahrzehnten, und doch versuchst du nun schon seit Jahrhunderten, ihn umzubringen?«
    Bones’ Tonfall war milde, aber seine Augen wurden schmal.
    »Oh, er hat schon getötet, lange bevor er wieder in der Lage war, Menschen zu verbrennen«, antwortete Elisabeth unverblümt. »Jene, die ihn sehen konnten, hat er so lange gequält, bis er sie in den Wahnsinn oder in den Tod getrieben hatte. Als er sich dann materialisieren konnte, hat er sich stets die Schwächsten ausgesucht: Kinder, alte Leute, Kranke, die dann das gleiche bittere Schicksal erlitten. Und niemand hat ihnen Glauben geschenkt. Genau wie mir, als ich der Hexerei angeklagt und zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt wurde.«
    Der düstere Tonfall

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