Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlockung der Nacht

Verlockung der Nacht

Titel: Verlockung der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
Vom Netzwerk:
bewusst langsam und schlenderte fast zur Tür. »Noch mal Glückwunsch zur Beförderung.«
    Aus dem Flur waren schwere Fußtritte zu hören. Madigans neue Sicherheitstruppe, die zu spät gekommen wäre, hätte ich ihm tatsächlich etwas antun wollen.
    »Sie kommen erst wieder, wenn ich Sie rufen lasse«, fauchte Madigan. »Haben Sie verstanden? Andernfalls lasse ich Sie sofort einsperren.«
    Mit großer Mühe verkniff ich mir eine pampige Antwort. Sie und welche Armee?, zum Beispiel. Oder: Das möchte ich sehen. Aber Bones’ Mahnung klang mir noch im Ohr: Gib ihm das Gefühl, er hätte diese Runde gewonnen. Ist nur zu unserem Besten.
    Ich hatte mich zwar schon von Madigan provozieren lassen, konnte ihn aber dennoch in dem Glauben lassen, er wäre in der Lage, mich gegen meinen Willen von hier fernzuhalten, und das würde eine Schwäche sein.
    »Ich hoffe, Sie nehmen sich in ihrer neuen Position die Zeit, ein paar von Dons Berichten über mich zu lesen«, antwortete ich also so beherrscht, dass Bones mir applaudiert hätte. »Anfangs hat er mir auch nicht über den Weg getraut, aber dann hat er erkannt, dass man als Halbvampir nicht unbedingt ein Verbrecher sein muss. Und als vollwertiger Vampir auch nicht. Wir müssen uns nicht hassen.«
    Die behelmte, bewaffnete Truppe traf ein, und einer der Männer packte grob meinen Arm.
    »Vorwärts.«
    Unter Madigans Blick ließ ich mich aus dem Raum drängen. Schwebend folgte mir Don, der so leise etwas murmelte, dass ich es über das dauernde fünfzehn Minuten … fünfzehn Minuten in den Köpfen von Madigan und den Wachen nicht verstehen konnte. Wenn die Werbung das nächste Mal lief, würde ich womöglich auf meinen Fernseher schießen.
    Gerade hatte man mich in den Aufzug geschoben, als ein Ruf den Lärm übertönte.
    »Catherine!«
    Ich hielt die Aufzugtüren auf, bevor die Wachen überhaupt merkten, dass ich mich bewegt hatte. »Zurück!«, befahl einer der Männer und bedrohte mich mit seiner Waffe.
    »Das ist meine Mutter«, fauchte ich und unterdrückte mit größter Mühe den Drang, einfach den Lauf abzubrechen.
    Da war meine Mutter auch schon, und der Mann verstummte. Nicht gerade sanft drängte sie sich an den Wachen vorbei in den Aufzug, wobei sich einige dunkle Haarsträhnen aus ihrem Pferdeschwanz lösten. Der strenge Blick ihrer blauen Augen, der noch immer die Macht hatte, mich einzuschüchtern, durchbohrte die um uns gescharten Wachleute.
    »Wollen Sie sie jetzt erschießen oder lieber den Fahrstuhlknopf drücken, damit wir von hier wegkommen?«, erkundigte sie sich.
    Ich verkniff mir ein Lachen, als ich sah, wie bestürzt die Männer auf ihre Worte reagierten. Der Mann, der seine Waffe auf mich gerichtet hatte, wusste nicht, ob er sie lieber senken und wie ein Befehlsempfänger wirken oder mich weiter bedrohen und dastehen sollte wie ein Idiot. Er beschloss, sich zum Idioten zu machen und drückte den Knopf zum Obergeschoss, während meine Lippen zuckten.
    »Was hast du vor, Justina?«, fragte Don argwöhnisch.
    Sie sah erst ihn, dann mich an. »Ich steige aus«, verkündete sie. »Ich habe gehört, wie er dir gesagt hat, du würdest eingesperrt, wenn du herkommst, und niemand verbietet meiner Tochter, mich zu besuchen, wenn sie das will.«
    Ihre Worte trafen mich mitten ins Herz. Ich wusste, wie sehr meine Mutter, meinem erbitterten Widerstand zum Trotz, ins Team hatte einsteigen wollen. Ihr Argument war gewesen, sie würde bei der Mörderjagd die Chance haben, die Leben zu rächen, die sie nicht hatte retten können – ihres und das des Mannes, den sie geliebt hatte. Dass sie all das aufgeben wollte, weil Madigan Machtspielchen trieb, ließ in mir den Wunsch entstehen, sie zu umarmen und gleichzeitig k.o. zu schlagen.
    Da Madigan jetzt drei Stockwerke weit weg war, legte ich den Arm um meine Mutter und drückte sie sanft.
    »Danke«, flüsterte ich.
    Ihre Augen glänzten rosa, bevor sie blinzelnd wegsah. »Na ja, dein Mann hat mich bestimmt schrecklich vermisst«, antwortete sie sarkastisch.
    Mein Gelächter verdutzte die Wachen so, dass einer mich noch einmal mit der Waffe anstieß. Abermals widerstand ich dem Drang, den Lauf abzubrechen und ihm damit eins überzuziehen. Im obersten Stockwerk öffnete sich die Tür; ich stieg aus und biss mir auf die Unterlippe, als mein Arm wieder mit festem Griff gepackt wurde.
    »Ernsthaft?«, murrte ich vor mich hin. Meine Mutter blitzte die Männer aus grün funkelnden Augen an, aber ein leises »Lass« brachte sie

Weitere Kostenlose Bücher