Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlockung der Nacht

Verlockung der Nacht

Titel: Verlockung der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
Vom Netzwerk:
ihm ja noch gar nicht erzählt. Dabei hatte ich es ihm nicht mal verschweigen wollen, ich war einfach noch nicht dazu gekommen. Madigan hatte bereits geahnt, dass Bones telepathische Fähigkeiten besaß und im Umgang mit mir die gleiche Vorsicht walten lassen. Mit der Information herauszurücken war also ein notwendiges Opfer gewesen, damit er die wirklich brisante Wahrheit über Geister nicht herausfand.
    Endlich antwortete Madigan. »Ich könnte Ihnen jetzt vorwerfen, durch ihren Versuch, meinen Gedanken geheime Informationen zu entnehmen, gegen die Sicherheitsbestimmungen dieser Abteilung verstoßen zu haben.«
    Ich schnaubte. »Ich versuche gar nichts. Ich verfüge über diese Fähigkeit, ob ich will oder nicht. Würde ein Unbefugter Ihnen geheime Informationen anvertrauen, würden Sie sich dann eines Verstoßes gegen die Sicherheitsbestimmungen schuldig machen, weil Sie nicht einfach taub werden können?«
    Biest , dachte er, und ich war mir sicher, dass das Wort diesmal mit voller Absicht laut und deutlich durch sein Werbeslogan-Mantra dröhnte.
    Ich zuckte nur mit den Schultern. »Bla bla.«
    »So sehen Sie das also?«, fragte er streng. »Als Spiel? Ist die Sicherheit der Nation für Sie einfach nur noch amüsant , seit Sie kein Mitglied der menschlichen Rasse mehr sind? Oh, ich vergaß.« Seine Stimme bebte vor kaum verhohlener Gehässigkeit. »Sie waren ja im Grunde nie ein Mitglied der menschlichen Rasse, nicht wahr, Halbblut?«
    Binnen eines Wimpernschlages hatte ich mich über den Schreibtisch gelehnt, das Gesicht so nah an seinem, dass unsere Nasen sich berührt hätten, wäre ich noch ein Stückchen weiter vorgerückt. »Wie viel von Ihrem eigenen Blut haben Sie denn schon für die menschliche Rasse oder die nationale Sicherheit vergossen? Ich nämlich habe meins literweise gegeben, während ich versucht habe, Leben zu retten oder wenigstens dafür zu sorgen, dass Mörder und andere, die eine Bedrohung für die Menschheit darstellten, ihre gerechte Strafe bekommen.« Angewidert rückte ich von ihm ab. »Jede Wette, dass Sie bisher höchstens mal geblutet haben, wenn Sie sich am Papier geschnitten hatten, also halten Sie mir keine Vorträge über die nationale Sicherheit und den Schutz der menschlichen Rasse, wenn Sie nicht wenigstens einmal ihr Leben für eins dieser Ziele aufs Spiel gesetzt haben.«
    Zwei rote Flecken auf Madigans Wangen machten deutlich, wie weiß er geworden war, als ich mich über den Schreibtisch gebeugt hatte. Der für Angst typische Geruch von fauligem Obst überlagerte den Gestank seines zu üppig aufgetragenen Rasierwassers, und einzelne Gedanken durchdrangen die inzwischen ohrenbetäubend lauten Wiederholungen des Werbeslogans in seinem Kopf.
    Gefährlich … darf sie nicht merken lassen … zu viel auf dem Spiel …
    »Gehen Sie«, fauchte er.
    Angestrengt konzentrierte ich mich, um noch etwas anderes zu hören als den Werbejingle, den ich inzwischen inbrünstig hasste. Was verbarg Madigan? Wollte er wie erwartet alle untoten Teammitglieder rausschmeißen? Oder Schlimmeres?
    »Gehen Sie«, sagte er noch einmal und drückte eine Taste seines Telefons. »Schicken Sie die Security«, bellte er in den Hörer. »Sofort.«
    Ich warf einen Blick zur Tür. Sollte ich das Risiko eingehen, ihn zu hypnotisieren, bevor die Sicherheitskräfte kamen? Jemanden mit Madigans geistigen Barrieren würde ich womöglich beißen müssen, bevor ich ihn mir gefügig machen konnte, und ehrlich gesagt hatte ich noch nie einen Menschen gebissen. Was, wenn ich es falsch anstellte und seine Halsschlagader verletzte? Das würde verräterische Blutspritzer auf uns beiden hinterlassen, ganz zu schweigen davon, dass Madigan an einer Embolie sterben konnte, wenn Luftblasen bis zu seinem Herzen gelangten. Beides wäre schwer zu erklären, wenn die Sicherheitskräfte eintrafen.
    »Tu nichts, Cat«, flehte Don, der meine Unsicherheit spürte. »Diese Wachen kennen dich nicht. Es sind neue, von ihm handverlesene Leute, und alle sind sie mit Silber bewaffnet.«
    Von Madigans Privatarmee mit Silbermessern oder -kugeln angegriffen zu werden, war meine geringste Sorge, aber es war aus anderen Gründen zu gefährlich, den Versuch zu unternehmen, ihm seine Geheimnisse per Hypnose zu entlocken. Ich würde Don die Spurensuche überlassen müssen, und zum Glück wusste Madigan noch nicht, dass er von genau dem Mann beschattet wurde, zu dessen Nachfolger er sich mit List und Tücke aufgeschwungen hatte.
    Ich erhob mich

Weitere Kostenlose Bücher